Am Dienstag, 7. Juni, wurde im Hauptgebäude der Universität Wien der Erika-Weinzierl-Saal eingeweiht. Damit gedenkt die Universität der Doyenne der österreichischen Zeitgeschichte.
Mit der Einweihung des Erika-Weinzierl-Saals im Hauptgebäude gedenkt die Universität Wien der 2014 verstorbenen österreichischen Historikerin Erika Weinzierl. Sie leistete wichtige wissenschaftliche Beiträge zur Aufarbeitung des Nationalsozialismus und der Geschichte Österreichs im 20. Jahrhundert und prägte eine ganze Generation von HistorikerInnen. Erika Weinzierl galt als kritische Instanz und Stimme gegen Fremdenfeindlichkeit, Rechtsextremismus und Antisemitismus und steht als Symbol für eine weltoffene und demokratische Gesellschaft.
Die Einweihung des Erika-Weinzierl-Saals im Hauptgebäude der Universität Wien eröffnete Rektor Heinz W. Engl.
Claudia Theune, Dekanin der Historisch-Kulturwissenschaftlichen Fakultät, begrüßte die anwesenden Gäste und wies auf den Stellenwert von Frauen in der Forschung ebenso hin wie auf die Notwendigkeit ihrer Würdigung. Die Saalbenennung nach Erika Weinzierl zeige, wie wichtig es der Universität sei, auf die Leistung herausragender Forscherinnen aufmerksam zu machen.
Die Vorständin des Instituts für Zeitgeschichte, Sybille Steinbacher, resümierte das Leben und Wirken Erika Weinzierls und hob ihre Bedeutung für die Konstituierung der Zeitgeschichtsforschung in Österreich hervor. Dabei machte sie deutlich, dass Weinzierls wissenschaftliches und gesellschaftliches Engagement bis heute von Relevanz ist.
Der Literaturwissenschafter und Literaturkritiker Ulrich Weinzierl sprach über seine Mutter, die aufgrund ihres politischen Engagements und ihrer breitenwirksamen wissenschaftlichen Arbeit Anfeindungen ausgesetzt war. Dabei stellte er Bezüge zur aktuellen politischen Situation in Österreich her und hielt fest, dass Erika Weinzierl diese nur schwer ertragen hätte.
Oliver Rathkolb vom Institut für Zeitgeschichte verwies auf die Bedeutung von Erika Weinzierl als Protagonistin einer Historiographie des langen 20. Jahrhunderts. Nach ihrer Definition beginnt die Zeitgeschichte mit der Französischen Revolution 1789, eine Überlegung, an die ihr Interesse an einer Analyse von langfristigen gesellschaftlichen, politischen und kulturellen Prozessen geknüpft war. Die aktuelle politische Debatte bestärkt ihre These.
Die Feier zur Einweihung des Erika-Weinzierl-Saals war sehr gut besucht. Neben vielen MitarbeiterInnen der Universität waren unter anderem auch einige ehemalige SchülerInnen von Weinzierl gekommen. Der Erika-Weinzierl-Saal dient fortan unter anderem als Sitzungsaal, beispielsweise finden hier regelmäßig die Sitzungen des Doktoratsbeirates der Historisch-Kulturwissenschaftlichen Fakultät statt. (Fotos: Sara Vorwalder, Marianne Ertl und Florian Köck, Text: Sara Vorwalder)