Die Universität am Ring
| 10. Februar 2015Wer dieser Tage das Hauptgebäude der Universität Wien am Ring besucht, tritt gleichzeitig eine Zeitreise durch die Architektur des Hauses an, die auch einen Blick in die Zukunft wagt. Die Ausstellung "Universität Wien – das Hauptgebäude an der Ringstraße" läuft noch bis Ende Dezember 2015.
Die "Zeitreise" durch die Geschichte des Hauptgebäudes der Universität Wien, die noch bis Ende Dezember am Universitätsring 1 zu sehen ist, findet im Rahmen von gleich zwei Gründungsjubiläen statt: 150 Jahre Wiener Ringstraße und 650 Jahre Universität Wien.
Mit der Ausstellung, die am 29. Jänner 2015 eröffnet wurde, wird ein ganzer Reigen an Ausstellungen und Veranstaltungen im Jubiläumsjahr der Universität Wien eingeläutet. Bei der Vernissage: Universitätsratsvorsitzende Eva Nowotny, Rektor Heinz W. Engl – der auch die Eröffnungsworte sprach – und Vizerektor Karl Schwaha.
Die Kuratorin der Ausstellung Julia Rüdiger vom Institut für Kunstgeschichte der Universität Wien sprach im Rahmen der gut besuchten Ausstellungseröffnung über die kunsthistorische Bedeutung des Hauptgebäudes. Um ein Haar wäre die Universität Wien übrigens am heutigen Standort der Votivkirche gebaut worden: Nachdem der spätere Architekt der beiden Gebäude, Heinrich von Ferstel (1828-1883), den Wettbewerb für den Kirchenbau gewonnen hatte, durfte er zwischen den Bauplätzen wählen – eine Entscheidung, die heute aus dem Stadtbild nicht mehr wegzudenken ist.
Wir erfahren, dass schon die Ursprungspläne des Gründers der Universität Wien, Rudolf IV., eine Ansiedlung der Universität in der Nähe des Schottentors vorsahen. Zwischen Hofburg und Schottenstift sollte eine eigene ummauerte "Pfaffenstadt" entstehen – der frühe Tod Rudolfs machte dieses Vorhaben aber zunichte. Erst nach der Revolution 1848 und dem Auszug der Universität aus dem alten Universitätsviertel rund um die heutige Akademie der Wissenschaften kam der Wunschstandort Rudolfs wieder ins Spiel. Im Bild: Kuratorin Julia Rüdiger mit Tourismusdirektor Norbert Kettner.
In der Ausstellung in der Aula im Hauptgebäude wird anhand von frühen Entwürfen und Stadtplänen deutlich, wie die am ehemaligen Exerzierplatz angesiedelte Universität auch aussehen hätte können. So gab es etwa Entwürfe, in denen die Architektur jener von Parlament bzw. Rathaus angenähert war. Erst spät entschied man sich, die drei Ringstraßen-Gebäude in drei unterschiedlichen Stilen entstehen zu lassen.
1870 erhielt Ferstel den Zuschlag für den Bau, 1873 erfolgte der Baubeginn, elf Jahre später die Fertigstellung. In der Ausstellung werden neben der Architekturgeschichte des Hauses auch andere Aspekte des Baus beleuchtet – vom Skandal um die Deckengemälde Gustav Klimts bis zu den "Professoren-Denkmälern" des Hauses. Im Bild bei der Ausstellungseröffnung: Marius Reinecker (Ausstellungsgestaltung und Grafik-Design) und Anna-Marie Hermann (Ausstellungs- und Inszenierungskonzept). "Es stellt eine Herausforderung dar, eine derart reichhaltige und lange Geschichte wie die der Universität Wien in der Raffung eines homogenen Gestaltungskonzeptes darzustellen", so Reinecker, und weiter: "In der Überzeugung, dass dieses schwierige Unterfangen hier angemessen gelungen ist, sei es nun jedem selbst überlassen, sein Urteil darüber zu bilden."
"Unser Hauptanliegen war es, die Universität als sehenswertes dynamisches Wahrzeichen zu beleuchten und einen neuen Dialog zu schaffen: auf konzeptueller Ebene zwischen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft und auf kommunikativer Ebene mit den Angehörigen der Universität Wien, der Öffentlichkeit und den zahlreichen Touristen, die das Gebäude besuchen", so Anna-Marie Hermann über das Gesamtkonzept der Ausstellung.
Im Bild: Katharina Kohlmaier, Leiterin des Unternehmensbereichs Universitäten der Bundesimmobiliengesellschaft (BIG), und Norbert Kettner, Geschäftsführer des Wien-Tourismus: Sie beleuchteten die Bedeutung des Hauptgebäudes für die Stadt Wien aus ihren jeweiligen beruflichen Blickwinkeln.
Bildmitte: Harald Peterka, der Leiter des Raum- und Ressourcenmanagements der Universität Wien. Er stellte im Rahmen der Eröffnung einige Ideen zur Schaffung einer Begegnungszone vor dem Hauptgebäude der Universität vor.
Eine "Zeitreise" lässt sich natürlich am besten bei einem Gläschen Sekt und interessanten Gesprächspartnern antreten. Gut umsorgt von den MitarbeiterInnen der Mensa hatten die rund 200 BesucherInnen Gelegenheit, die Ausstellung auf eigene Faust zu erkunden. Im Bild: Günter Haring, ehem. Dekan der Fakultät für Informatik, und Jörg Hoyer, Ehrensenator der Universität Wien.
Michael Viktor Schwarz vom Institut für Kunstgeschichte und ehemaliger Dekan der Historisch-Kulturwissenschaftlichen Fakultät (2006-12) im Gespräch mit Claudia Theune-Vogt, seiner Nachfolgerin als Dekanin.
Im Bild v.l.n.r.: Finanzmathematiker Walter Schachermayer, Senatsvorsitzende Gabriele Kucsko-Stadlmayer und die Physikerin und designierte Vizerektorin Regina Hitzenberger vor dem Modell der "Zukunfts-Uni" in der Aula.
Marianne Klemun vom Institut für Geschichte der Universität Wien: Mit Zeitreisen durch die Geschichte der Universität Wien kennt sie sich aus – gemeinsam mit der "Fakultätsgruppe Öffentlichkeitsarbeit" der Historisch-Kulturwissenschaftlichen Fakultät hat sie den Blog "uni-fiction" konzipiert und leitet zusammen mit Martin Scheutz die Jubiläums-Ringvorlesung "Die Wiener Universität 1365-2015".
Im Bild v.l.n.r.: Norbert Kettner, Falk Pastner – der Leiter des Veranstaltungsmanagements der Universität Wien, das den gelungenen Abend organisiert hat –, Katharina Kohlmaier, Harald Peterka, Marius Reinecker, Anna-Marie Hermann und Julia Rüdiger, die sich über die erfolgreiche Zusammenarbeit freuen und alle Interessierten herzlich ins Hauptgebäude laden: Bis März ist die Ausstellung, deren Umsetzung von der Firma Kling Wagenhofer finanziell unterstützt wurde, bei freiem Eintritt in der Aula zu sehen.
Anschließend übersiedelt sie nur wenige Meter weiter in den Arkadenhof. Tipp: Jeden Donnerstag (18 Uhr) und Samstag (10.30 Uhr und 11.30 Uhr) bietet die Universität Wien Führungen durch das Hauptgebäude an. Der rund einstündige Rundgang durch Aula, Arkadenhof, Universitätsbibliothek und Festsaal gibt einen Überblick über die Geschichte der Universität Wien. (Text: Redaktion/APA, Fotos 1,5,6,9,14: Alexander Arnberger, alle anderen: Universität Wien)
LESETIPP:
Stätten des Wissens. Der Weg der Universität Wien entlang ihrer Bauten 1365-2015 (Böhlau Verlag Wien Köln Weimar: 2015)
Herausgegeben von Julia Rüdiger und Dieter Schweizer
Aus Anlass des 650-jährigen Gründungsjubiläums verfolgt das Buch "Stätten des Wissens" den Weg der Universität Wien von den Anfängen bis heute entlang ihrer Bauten.
Ausstellung: Universität Wien – das Hauptgebäude an der Ringstraße
29. Jänner bis 31. Dezember 2015, jeweils Montag bis Freitag: 8 bis 20 Uhr; sowie Samstag: 8 bis 18 Uhr
Hauptgebäude der Universität Wien, Universitätsring 11010 Wien
Weitere Informationen
Der Eintritt zur Ausstellung ist frei – eine Anmeldung ist nicht erforderlich.
Führungen an der Universität Wien
jeden Donnerstag, 18 Uhr (Deutsch)
jeden Samstag , 10.30 Uhr (Deutsch) und 11.30 Uhr (Englisch).
Weitere Informationen
Eine Anmeldung ist nicht erforderlich. Karten (5 € pro Person) sind beim Portier erhältlich.