Die grüne Insel ruft (Tag 2)
Gastbeitrag von Philip Pirker und Wilhelm Blocher | 04. Februar 2015Tag 2 der Exkursion: Nach einer theoretischen Einführung folgen praktische Beispiele. Auf dem Weg Richtung Lake Tekapo halten die Studierenden mehrmals an, um sich in Hinblick auf die Bewässerungssysteme und das Wassermanagement Neuseelands ein Bild zu machen.
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2. Februar: Unser Tagesziel heißt "Lake Tekapo". Doch bevor es losgeht ...
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... besuchen wir noch das NIWA (National Institute of Water and Atmosphere). Hier stellt Jochen Schmidt die Organisationsstruktur und die Aufgaben des sogenannten "Crown Research Institut" vor. Murray Hicks, Graeme Horell und MS Srinivasan geben uns spezielle Einblicke in die unterschiedlichen Forschungsrichtungen. NIWA finanziert sich zu je einem Drittel durch eine staatliche Basisfinanzierung, durch staatliche Forschungsförderungen, bei denen NIWA in Konkurrenz zu anderen staatlichen Stellen steht, und durch Drittmitteleinwerbungen von privaten Auftraggebern. Die Doppelstrukturen bei den staatlichen Stellen werden von der Regierung bewusst in Kauf genommen, da man sich durch die Konkurrenz bessere Leistungen bei niedrigeren Kosten erwartet.
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Die weiteren Fachvorträge handeln vom Wassermanagement, der Wasserqualität und stellen zuletzt auch eine praktische Anwendung für Farmer vor. MS Srinivasan präsentiert ein Konzept, in dem ausgewählte Farmer Boden-, Wetter- und Bewässerungsdaten zur Verfügung gestellt bekommen. Durch ein umfangreiches Kommunikationsnetzwerk zwischen den Farmern werden diese Daten mit den benachbarten Farmern ausgetauscht und in die Feldbewirtschaftung miteinbezogen. Auf der anschließenden Fahrt durch die "Canterbury Planes" diskutieren wir bei verschiedenen Halten die praktischen Auswirkungen und Umsetzungen.
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Erster Stopp ist der Rakaia River Gorge: Hier tritt der Fluss vom Gebirge in die Canterbury Plains aus. Dadurch reduziert sich die Fließgeschwindigkeit und die mitgeführten Gerölle bleiben liegen. In den verschiedenen Eiszeiten der letzten 200.000 Jahre lagerten sich immer wieder mächtige Schotterkörper ab. Im Laufe der Jahrtausende wurden diese an manchen Stellen wieder eingeschnitten, um dann später stellenweise wieder mit Sedimenten aufgefüllt zu werden. Dadurch entstanden weiträumige Flussterrassensysteme, die in der Landschaft deutlich zu erkennen sind.
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Die vorher angesprochenen Ablagerungssequenzen sind durch das Gelb und Grau der verschiedenen Schotterhorizonte sehr gut erkennbar (Bild). Heute befindet sich auch hier ein von NIWA betriebener Wasserpegel für die Messung der Wasserhöhe, von der die Abflussmenge abgeleitet werden kann. Diese Daten stehen u.a. den Regional Councils zur Verfügung, um beispielsweise Basisinformationen zur Wasserentnahme für die Bewässerung zu liefern.
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Bei einem weiteren Halt können wir die Ausmaße der in Bau befindlichen neuen, riesigen Staubecken erfassen. Wir sehen insgesamt sechs solcher Becken in Abfolge. Der Zweck ist, eine noch bessere Nutzung der Wassermengen für die Bewässerung in der Landwirtschaft – besonders für die Milchviehwirtschaft – zu ermöglichen. Die Staubecken sichern zwar die Wasserzufuhr für die großen Bewässerungsanlagen, haben jedoch einen gewaltigen Einfluss auf das hydrologische System der gesamten Canterbury Plains. Diese Intensivierung der Bewässerung wirkt sich massiv auf die darunterliegenden Flüsse – und Seen aus. Sei es hinsichtlich der Wasserquantität, aber auch hinsichtlich der Qualität. Wie bereits Graeme Horell bei NIWA erläutert hat, erfordert das ein aufwändiges Wassermanagement am Lake Ellesmere.
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Ein weiteres Umweltproblem, das man mit gesteuerten Wassermengen in Flüssen bekämpfen will, sind die durch Sportfischer eingeschleppten Periphyten: Im Bild sind die sogenannten Didymo zu sehen. Dabei handelt es sich um eine Algenart aus Asien, die in den neuseeländischen Flüssen ideale Lebensbedingungen und keine natürlichen Feinde vorfindet. Das führte zu ökologisch komplett veränderten Flusssystemen, die teilweise als tot bezeichnet werden. Wie in NIWA erklärt, versucht man in den wasserwirtschaftlich genutzten Flüssen, diese Periphyten durch gezielte Schwallwasser zu entfernen.
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Bei unserem nächsten Stopp besichtigen wir den Massedamm Opoa, errichtet 1998. Dieser erfüllt zwar die Anforderungen für die Bewässerung, ermöglicht aber keine Steuerung zur Algenbekämpfung, weil das Schwallwasser nicht abgelassen werden kann. Der Wasserstand ist extrem niedrig. Aufgrund der großen Trockenheit in diesem Jahr erwartet man noch eine Wasserverfügbarkeit von etwa drei bis vier Wochen, dann ist auch dieser Stausee trocken.
Lake Tekapo erreichen wir schließlich gegen 19 Uhr. Hier zaubert uns die Kochgruppe wieder ein phantastisches Abendessen: Heute stehen Ofenkartoffeln mit Saucen, Letscho und Salat auf der Karte.
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