Die grüne Insel ruft (Tag 13)
Gastbeitrag von Eva Pruckmayr und Fabienne Schalm | 19. Februar 2015Bei der heutigen Bootsfahrt haben die Studierenden der Universität Wien Glück: Die Cook Straße – eine der stürmischsten Meeresstraßen der Welt, wo bis zu zwölf Meter hohe Wellen keine Seltenheit sind – ist heute sehr ruhig. Statt von Stürmen werden die GeographInnen von Delphinen begleitet.
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13. Februar: Der heutige Tag beginnt sehr früh – bereits um 9. 45 Uhr müssen wir an der Fähre einchecken. Doch bis es soweit ist, führt uns die zweistündige Autofahrt von Nelson nach Picton u.a. durch das Marlborough Tal. Beim Blick aus dem Fenster sind die vielen Weinberge der Region nicht zu übersehen. Ungefähr 90 Prozent des neuseeländischen Weinexports kommt von hier. Im Hintergrund des Bildes ist die "ertrunkene Tallandschaft" zu sehen, durch die wir später fahren werden. Diese ist dadurch entstanden, dass der Meeresspiegel früher niedriger war und sich durch Flusssysteme Täler ausbilden konnten, die durch den Anstieg des Meeresspiegels überschwemmt wurden.
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Für die Überfahrt von der Süd- zur Nordinsel findet sich unsere Gruppe am Sonnendeck zusammen, um die Aussicht und die Sonnenstrahlen bei den inhaltlichen Erläuterungen zum Queens Charlotte Sound zu genießen. Das Wetter während der dreistündigen Überfahrt ist auch den potenziell Seekranken unserer Gruppe gut gesonnen, sodass wir ohne größeren Wellengang die Fahrt genießen können. Nicht zum ersten Mal haben wir Glück mit dem Wetter – die Cook Straße gehört immerhin zu einer der stürmischsten Meeresstraßen der Welt. Es können Wellenhöhen bis zu zwölf Meter auftreten. Bei der Überfahrt begleiten uns Delphine.
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Neben der wunderschönen Aussicht auf die "ertrunkene Tälerlandschaft", kommen auch die studienrelevanten Aspekte nicht zu kurz. Noch während der Abfahrt von der Südinsel sehen wir in Ufernähe viele Aquakulturen, die besonders in den letzten Jahren ausgeweitet wurden. Die dort gezüchteten Fische werden künstlich ernährt. Das hat zur Folge, dass große Mengen des Futters in das offene Meer transportiert werden und sich dort auf die Ökosysteme auswirken.
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Auf den angrenzenden Hängen in Ufernähe erkennen wir mehrere kleine Häuser. Dabei handelt es sich häufig um Zweitwohnsitze von Neuseeländern, die besonders an Wochenenden und in der Urlaubszeit genutzt werden. Die meisten dieser Häuser sind in einem sehr einfachen Stil gebaut – aber auch einige wohlhabende Neuseeländer haben hier ihr Urlaubsdomizil, deren Häuser heben sich bereits aus der Ferne von den anderen ab.
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Schon am gestrigen Tag haben wir die Bedeutung der Forstwirtschaft in diesem Gebiet erkannt – heute wird uns während der Überfahrt nochmals der große Einfluss der Forstwirtschaft auf die Landschaft bewusst. Wie auf dem Bild deutlich zu sehen ist, werden auch am Queen Charlotte Sound einige der Hänge intensiv für die Forstwirtschaft genutzt.
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Wir nähern uns der Ausfahrt aus dem Queen Charlotte Sound ins offene Meer. Dabei nimmt der Wind merklich zu und wir bekommen die Auswirkungen der "Southerlies" deutlich zu spüren. Diesen ziehen mehr oder weniger direkt aus der Antarktis bis in diese Breiten und bestimmen sehr häufig das Wetter bis in den Südteil der Nordinsel.
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Nachdem wir die Zimmer in der YHA Wellington City bezogen haben, treffen wir Peter Dissler, Honorar General Konsul der österreichischen Botschaft und Leiter des österreichischen Konsulats in Wellington. Zusätzlich gibt es noch zwei Konsulate in Christchurch und Auckland sowie die eigentliche Botschaft in Canberra, Australien. Dissler kommt ursprünglich aus Tirol und kann daher über viele interessante Aspekte aus Sicht eines Österreichers, der seit 47 Jahren in Neuseeland lebt, berichten. Außerdem erläutert er uns seine Aufgaben und geht auf die politischen und wirtschaftlichen Beziehungen zwischen Österreich und Neuseeland ein. Besonders spannend ist zu erfahren, welche Veränderungen – gerade in den letzten Jahren – auf verschiedenen Ebenen stattfanden.
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