Die grüne Insel ruft (Tag 11)
Gastbeitrag von Philipp Pirker und Wilhelm Blocher | 17. Februar 2015Tag 11 der Exkursion: Die GeowissenschafterInnen sind wieder in einer tektonisch sehr aktiven Region unterwegs, die u.a. für hochwertigen Jade bekannt ist. Hier stoßen die Studierenden auf seltsame Kliff-Formationen – und auf Fellrobben, deren Name auf James Cooks zweite Neuseeland-Reise zurückgeht.
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11. Februar: Der erste Teil der heutigen Etappe führt durch eine von den nahen Gletschern geprägte Landschaft. Im westlichen Vorland der Alpen wechseln sich fast 300 Meter hohe Seitenmoränen aus dem letzten Glazial mit breiten, sehr aktiven Flussbetten ab. Die Strecke führt durch Regenwald, der durch die beachtlichen Niederschlagsmengen begünstigt wird: 15.000 Millimeter Regen pro Jahr.
An der weißen Flanke im oberen Gletscherbereich erkennt man das Nährgebiet. Die Schneegrenze ist an der bläulichen Färbung im Gletscher auszumachen und kann saisonal häufig schwanken. Im Gegensatz dazu besteht die Gleichgewichtslinie des Gletschers über einen längeren Zeitraum. Wie schon gestern betont, befinden sich auch die nach Westen fließenden Gletscher massiv – mit bis zu 50 Meter pro Jahr – im Rückzug.
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Das gesamte Gebiet ist tektonisch sehr aktiv. So auch die Flussläufe, v.a. durch die nur fünf Kilometer entfernten Gletscher. Zum Schutz der Straße – als wichtige Nord-Südverbindung – werden daher Schutzwälle errichtet. Neben extensiver Weidewirtschaft (besonders Schafzucht) zieht v.a. das breite Angebot an Outdooraktivitäten TouristInnen an: Heliskiing, Wandern, Farmbike-Touren, Fallschirmspringen, u.v.m.
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Mehrere Strandwälle im Landesinneren weisen darauf hin, dass hier seit der letzten Eiszeit eine aufbauende Küste vorherrschend war.
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Die Fahrt führt uns mehrere Kilometer an einem rund 6.000 Jahre alten Kliff entlang, das nur 100 Meter von der aktuellen Küstenlinie entfernt ist und so auf eine derzeit stabile Küste hinweist. Der Untergrund besteht aus fluvialen Schottern und Dünensand. Das Gebiet wird für die Milchwirtschaft und Schafzucht genutzt, im Landesinneren hingegen wird intensive Forstwirtschaft betrieben.
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Die nächsten Zwischenstopps führen uns in die Region um Hokitika, die vor allem für ihre Jadevorkommen bekannt ist. Aufgrund tektonischer Besonderheiten gibt es besonders in China, Chile und Neuseeland hochwertige Vorkommen des grünen Edelsteins. In dieser Region befindet sich auch jene Zone, in der langsam die Überlagerung der Pazifischen Platte durch die Australische, durch ein Abtauchen der Australischen unter die Pazifische Platte, abgelöst wird. Dadurch kommt es zu vielfältigen – und v.a. landschaftsprägenden – Verwerfungslinien. Da die Gletscher hier bereits über 40 Kilometer entfernt sind, führen die Flüsse wesentlich geringere Korngrößen, wodurch wir immer häufiger Sandstrände mit Dünen zu sehen bekommen. Das auf dem Bild abgebildete Sandkliff ist aber nur mehr bei Stürmen aktiv.
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Als nächstes machen wir bei einer Tonschlamm Formation (engl. Mudstone) Halt. Dabei handelt es sich um Sedimente, die im marinen Milieu abgelagert wurden und auch etwas in die Erdkruste abtauchten, die dann aber wieder gehoben wurden, bevor sie sich unter Einfluss von Druck und Temperatur verfestigen konnten. Dementsprechend ist das Material sehr weich und weist an den exponierten Oberflächen hohe Erosionsraten auf. Auf dem Bild sind diese durch sehr alte – und teilweise sehr stark verwitterte – fluviale Schotterhorizonte überlagert, an den gelblichen und roten Farben erkennbar.
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Bei den "Pancake Rocks" handelt es sich um eine rund 20-30 Millionen Jahre alte Kliff-Formation, die durch marine Sedimente entstanden ist. Diese Sedimente sind eine Mischung aus Kalken und Tonmineralien und geben dieser so ausdrucksstarken Formation ihren Namen. Diese Ablagerung wurde unter hohen Temperaturen und etwas Druck im Erdmantel verfestigt und kommt – bedingt durch die starke Küstenerosion – in dieser Form nur noch an dieser Stelle vor. Als besondere Formen findet man an dieser Stelle auch die sogenannten "Blowholes". Dabei wird eine Brandungswelle trichterförmig die Höhlenwände entlang nach oben gepresst und ergibt – unter entsprechender Geometrie und Wetterbedingungen – Wasserfontänen von mehreren Metern Höhe.
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Der letzte Halt der heutigen Etappe führt uns zur Seehundkolonie am Cape Foulwind. Hier zieht eine Unterart der Südlichen Fellrobbe, die "Arctophoca australis fosteri", ihre Jungen auf. Ein vorgelagertes Kliff schützt sie vor Wind und Brandung. Rinnen und Wannen im Gestein bieten zusätzlichen Schutz. Erstmals beschrieben wurden die Tiere 1772 von Georg Forster, einem Botaniker, der James Cook auf seiner zweiten Reise auf der Resolution begleitete. Der Bestand, der durch die Europäer fast ausgerotteten Tiere, scheint sich derzeit stabilisiert zu haben. Von der geschätzten einen Million Tiere vor Ankunft der Pakeha ist man aber weit entfernt. Im Zuge eines Schutzprogramms – und um ihre Wanderungen zu verfolgen – werden Sensoren-Chips an der oberen Flossenseite der Tiere angebracht. Leider waren zum Zeitpunkt unseres Besuches nur wenige Robben zu sehen.
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Der Sandstrand nahe der Herberge "Seal Colony Top 10 Holiday Park" zeigt eine auffällig schwarze Färbung und weist im Ursprung auf vulkanisches Gestein hin. Aufgrund des flachen, weit ins Meer hinausreichenden Strandes entstehen hier lange Wellen, die rund 50 Meter vom Strandwall entfernt brechen. Nach dem anstrengenden Tag haben wir uns nun eine Abkühlung verdient.
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