Die grüne Insel ruft (Tag 10)
Gastbeitrag von Simone Paul und Elisabeth Öberseder | 16. Februar 2015Rauf auf den Gletscher, runter zum See und hinaus auf den Strand: Auch am zehnten Tag der Exkursion gibt es für die Studierenden der Universität Wien in Neuseeland einiges zu sehen und zu lernen.
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10. Februar: Der Tag beginnt mit einer Wanderung zum Fox Glacier. Zwar hat uns am Vortag die Nachricht erreicht, dass der Gletscher wahrscheinlich aufgrund eines erhöhten Gefahrenpotenzials nicht begehbar ist, dennoch versuchen wir so nah wie möglich an ihn heranzukommen. Das schöne Wetter erleichtert den Weg: viel Sonne und wenig Wolken dominieren den Tag.
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Bald kommen wir zu unserem ersten Haltepunkt auf dem Weg zum Fox Glacier. Auf den Schotterkegeln können wir eindeutig aktuelle Muren erkennen, die vermutlich durch die extremen Niederschläge der letzten Tage ausgelöst wurden. An der linken und rechten Seite des Transportweges der Mure sind deren Ablagerungen, die als Levés bezeichnet werden, sehr gut sichtbar. Hier findet man sowohl ältere Gesteinsablagerungen in rötlicher und gelblicher Färbung als auch junge Levés, die auf ein aktives Gebiet hinweisen.
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Auf der gegenüberliegenden Felswand sind eindeutig Felsstürze ersichtlich, die an dieser Stelle in verschiedenen Größendimensionen auftreten. Es gibt relativ große (s. rechte Seite), aber auch recht kleine Ablagerungen solcher Felsstürze, wie im Zentrum des Bildes deutlich zu erkennen ist. Solche Ereignisse treten als natürliche Verwitterungsvorgänge auf und werden meistens von Erdbeben oder Starkniederschlägen ausgelöst. Die waagrechten Linien, die ebenfalls in dieser Felswand auf der rechten Bildseite senkrecht zur Schichtung sichtbar sind, werden als Gletscherschliff bezeichnet. Das gesamte Gebiet um den Gletscher verändert sich durch gravitative Massenbewegungen und Überschwemmungen sehr.
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Seit mehr als zehn Jahren ist ein massiver Rückgang des Fox Glaciers festzustellen. Der Grund dafür ist das warme Klima, das die Schneefallgrenze nach oben steigen lässt, wodurch auch Teile des Plateaubereiches in den Ablationsbereich kommen. Dieser Prozess ist erstaunlich, da der Klimawandel bisher einen positiven Effekt auf das Gletscherwachstum der Gletscher in den Südalpen hatte. Wärmeres Klima bedeutet höhere Wasseraufnahmekapazität in der Luft und dadurch mehr Niederschläge in den Höhelagen. Dort führen diese normalerweise zu mehr Schneefall. Durch den Anstieg der Nullgrad-Isotherme fällt jedoch im Nährgebiet des Gletschers kein Schnee mehr – sondern Regen. Das führt zu einer negativen Massenbilanz. Statt Wachstum wird deshalb ein Gletscherrückzug verzeichnet. Durch den Rückzug des Gletschers hat sich selbstverständlich auch das Eisvolumen massiv reduziert.
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Beim Gletscher angekommen, sind die Wassermengen erkennbar, die vom Gletscher als Gletschermilch abgeflossen sind. Wie bereits erwähnt, vermuten wir, dass das Nährgebiet ebenfalls schmilzt, weil der Nullgradient nach oben geht. Daher führen viele Abflüsse große Mengen an Wasser. Ein weiterer Hinweis für solch einen aktiven Schmelzvorgang ist, dass das Hochplateau des Gletschers keine Schneebedeckung, sondern lediglich Eis aufweist, wie man im Bild sehr gut erkennen kann.
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Unser nächster Stopp führt uns zum Lake Matheson: Von hier aus haben wir einen herrlichen Blick auf die Berggipfel. Dieser See entstand aus einem früheren Toteisblock – wie bereits am Tasmangletscher beobachtet und beschrieben – nur entsprechend größer. Die Gegend rund um den See veränderte sich in den letzten Jahren stark. Früher fanden sehr wenig TouristInnen den Weg hierher – heute hingegen umso mehr. Für die zahlreichen BesucherInnen wurde eigens ein Rundwanderweg angelegt. Daran angrenzend wurden in den letzten Jahren ein großer Parkplatz, ein Café und ein Souvenirshop errichtet, die auf die Bedürfnisse der TouristInnen ausgelegt sind. Daran erkennt man die steigende Bedeutung des Tourismus in dieser Region.
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Abschließend besuchen wir den Gillespies Beach. Diesen Strand ziert ein kilometerlanges Schotterband, wo teilweise ganze Baumstümpfe, Äste oder Wurzeln vom Meer abgelagert wurden. Da der Strand größtenteils aus Kies besteht und sehr wenig Sand vorhanden ist, versickert das Wasser schneller als bei einem Sandstrand. Dadurch dringt das Wasser bei Flut und Stürmen selten weit in den hinteren Strandbereich vor. Den Dünenbereich erreicht das Meereswasser nur bei extremen Stürmen, die allerdings nur selten auftreten. Ein paar verrostete Siebgitter und Eisenwellen zeugen noch vom Goldrausch der 30er und 40er Jahre.
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