Der medizinische Teil der Universität Wien
| 11. Dezember 2018639 Jahre lang war die Medizinische Fakultät Teil der Uni Wien. Dieser Geschichte widmet sich die Publikation "Strukturen und Netzwerke. Medizin und Wissenschaft in Wien 1848-1955", die Anfang Dezember als fünfter und letzter Band der Festschrift "650 Jahre Universität Wien" präsentiert wurde.
Erst 2004 wurde die Medizinische Fakultät als Medizinische Universität Wien eigenständig – bis dahin war sie 639 Jahre lang Teil der Universität Wien. Dieser Tatsache geschuldet entstand unter der Leitung von Friedrich Stadler, Leiter der Universitären Kommission zur wissenschaftlichen Aufarbeitung der Universitätsgeschichte, der aktuell vorliegende Band der nun fünfbändigen Festschrift "650 Jahre Universität Wien". An dieser Publikation war ein Kollektiv aus 37 AutorInnen (ein Teil des Kollektivs im Bild) beteiligt.
Inhaltlich ist er der Medizinischen Schule des 19. und 20. Jahrhunderts gewidmet. "Die Verbindung zwischen der Universität Wien und der Medizinischen Universität Wien hat jedoch durch die Vernetzung der medizinischen Forschung bis heute Kontinuität", betonte Rektor Heinz W. Engl in seiner Begrüßung.
"Sei es durch die Max F. Perutz Laboratories, deren Vertrag gerade weitere fünf Jahre verlängert wurde, gemeinsame Clusterprojekte zu Gehirn- und Krebsforschung und aktuell durch die Ausschreibung drei neuer Professuren in den Bereichen Computational Medicine, Molecular Biology sowie Public Health Nutrition sowie der kooperativen Entwicklung von Studiengängen im Bereich der Neurowissenschaften", so Rektor Heinz W. Engl.
Michaela Fritz, Vizerektorin der Medizinischen Universität Wien, wies darauf hin, dass durch den Anschluss im Nationalsozialismus 52 Prozent aller medizinischen AkademikerInnen der Universität die Fakultät verlassen mussten. Dieser Aderlass hinterließ eine tiefe Zäsur, über die lange geschwiegen wurde.
Erst Altrektor Wolfgang Schütz, ebenfalls unter den anwesenden Gästen, institutionalisierte die Aufarbeitung der Geschichte, die in Tagungen wie dem Symposium "Wehrhafte Demokratie – 1938/2018" mündete.
Der ehemalige Präsident der Akademie der Wissenschaften Helmut Denk bedankte sich bei der Arbeitsgruppe "Geschichte der Medizin" der Kommission für Geschichte und Philosophie für die ausführliche Publikation, denn "Geschichte ist ein wichtiges Fundament unserer Zukunft".
Felicitas Seebacher, die Leiterin der Arbeitsgruppe Medizingeschichte, verwies auf die gute Zusammenarbeit der AG sowie darauf, dass erfolgreiche Wissenschaft demokratische Strukturen und flache Hierarchien braucht.
Die Mitarbeiterin des Biographischen Lexikons an der ÖAW, Daniela Angetter, stellte die Kapitel und ihre HerausgeberInnen der 850 Seiten starken Publikation kurz vor.
Birgit Nemec von der Universität Heidelberg ging auf die Netzwerkstrukturen der Wiener Medizinischen Schule ein – und wie sie das kreativ-intellektuelle Milieu und die überregionalen Verbindungen der damaligen Reichshauptstadt prägten.
Herbert Posch vom Forum Zeitgeschichte der Universität Wien führte durch den Abend. Er koordinierte die gesamte Publikation und präsentierte abschließend ausgewählte Themen des Buches anhand von Videoeinspielungen.
Hans Tuppy, ehemaliger Wissenschaftsminister, Rektor der Universität Wien und Präsident der ÖAW, kam ebenfalls zur Buchpräsentation. Er war von 1970 bis 1972 außerdem Dekan der Medizinischen Fakultät der Universität Wien. (© Universität Wien/derknopfdruecker.com)
Das Buch "Strukturen und Netzwerke Medizin und Wissenschaft in Wien 1848–1955" (Daniela Angetter; Birgit Nemec; Herbert Posch; Christiane Druml; Paul Weindling) aus der Reihe "650 Jahre Universität Wien – Aufbruch ins neue Jahrhundert" ist im "V&R unipress"-Verlag erschienen. Die Buchpräsentation war Teil der Jubiläumsveranstaltungen anlässlich 20 Jahre Campus der Universität Wien.
