Das war der Töchtertag 2012
Gastbeitrag von Eva Erkinger-Rausch | 02. Mai 2012Bereits zum fünften Mal nahm die Universität Wien heuer am Wiener Töchtertag teil. 69 Mädchen zwischen 11 und 16 Jahren nahmen am abwechslungsreichen Programm – gestaltet von der Abteilung Frauenförderung und Gleichstellung in Kooperation mit sechs Einrichtungen der Universität Wien – teil.
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Ziel des Wiener Töchtertags ist es, Mädchen und junge Frauen zu motivieren, Ausbildungswege jenseits traditioneller (Geschlechter-)Pfade zu beschreiten. An der Universität Wien begann der Töchtertag am 26. April 2012 mit einem Empfang bei Rektor Heinz W. Engl. Im Senatssaal und im Rektorszimmer eröffneten sich spannende Details aus Geschichte und Gegenwart der Universität Wien. Zudem erhielten die Mädchen Einblick in die vielfältigen Aufgaben eines Rektors. Nach einer Stärkung ging es dann zu den Workshops an den verschiedenen universitären Einrichtungen.
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Am Institut für Anorganische Chemie/Materialchemie machten sich Isabella Jandl und Anna Ritscher mit den Mädchen auf eine aufregende Reise durch die Welt der Anorganischen Chemie. Im Workshop wurde mit verschiedenen Materialien experimentiert, und die Mädchen konnten die unterschiedlichsten Reaktionen hautnah erleben. So wurden Gummibärchen selbst zubereitet und natürlich auch gegessen, Fingernägel mit Kupfer überzogen und aus Zinkblättchen Sterne und Rosen gezaubert.
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In der Kuppel der Universitätssternwarte des Instituts für Astronomie versetzte Thomas Posch die jungen Sternguckerinnen gedanklich in jene Zeiten, als das Gebäude noch am Stadtrand lag und AstronomInnen die Gestirne am Himmel und nicht am Computerbildschirm verfolgten. Die High-Tech-Aspekte hingegen erläuterte Theresa Rank-Lüftinger in ihrem anschließenden Vortrag, wo sie verschiedene Satelliten und das Observatorium in der Atacama-Wüste in Chile vorstellte und einen Einblick in die Forschungsfelder ermöglichte.
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Bei einer Führung durch die Werkstätten der Fakultät für Chemie erfuhren die Mädchen von Beatrice Turski, dass hier unter anderem Glasgeräte nach den Vorstellungen der wissenschaftlichen MitarbeiterInnen der Fakultät für Chemie gefertigt werden, die im Handel nicht mehr erhältlich sind. Sie zeigte, wie man Hartglas punktuell erwärmt und auseinander zieht und wie gebrannte Werkstücke durch Schleifen weiter bearbeitet werden können. Danach durften die Mädchen selbst Glas erwärmen und Glaskugeln anfertigen.
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An der Fakultät für Physik wurde den Mädchen von Daria Setman die Welt der Nanotechnologie durch spannende Experimente näher gebracht. Bei einer Führung durch die Fakultät konnte einer der ältesten Hörsäle der Universität und ein Physiklabor besichtigt werden. Experimente mit Stickstoff, wo zum Beispiel eine Kugel zum Schweben gebracht wurde oder gefrorene Rosen zersplitterten, faszinierten die Mädchen. Darüber hinaus bekamen sie Einblick in das Studium der Physik und hörten, dass in diesem Arbeitsbereich viele Job-Möglichkeiten auf sie warten.
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"Was bedeutet Mathematik für euch?" fragte Ada Akerman die Mädchen im Workshop am Institut für Mathematik. Prompt kam die Antwort: "Formeln! Entweder man versteht es oder man muss es auswendig lernen." Die Struktur dahinter sei oft schwer zu verstehen. Nach einem kleinen Einblick in das Mathematikstudium und berufliche Perspektiven wurde anhand von Methoden der Spieltheorie menschliches Gruppenverhalten im Workshop anschaulich überprüft. Dass mit Mathematik – jenseits aller Formeln – Verhaltensprognosen erstellt werden können, war für einige Mädchen sehr überraschend und wurde angeregt diskutiert.
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Schon fast in die Rolle der Anleiterin schlüpfen konnten einige Mädchen beim Workshop am Zentralen Informatikdienst (ZID): Bildbearbeitung mit Photoshop stand auf dem Programm, und Workshopleiterin Eva Birnbacher stellte anerkennend fest, dass hier einige Profis am Werk waren. Umso interessierter waren die Mädchen, ihre Kenntnisse zu erweitern und sich gegenseitig in kreativen Fotobearbeitungen zu übertreffen. Während die einen noch Comicfiguren aus blauen Zitronen bastelten, wurde anderweitig an Porträts gearbeitet und mit dem Seufzer der Erleichterung festgestellt: "Der Pickel ist weg!" Helmuth Hönigsperger erklärte zwischendurch die Funktionsweise der Digitalkamera.
Abschließend gab es das schon traditionelle gemeinsame Mittagessen in der Albert Schweizer Lounge, wo die Mädchen von Irene Rottensteiner, Leiterin der DLE Personalwesen und Frauenförderung, verabschiedet wurden. (Fotos: Abteilung Frauenförderung und Gleichstellung)
Eva Erkinger-Rausch ist Mitarbeiterin der Abteilung Frauenförderung und Gleichstellung der Universität Wien. Der Wiener Töchtertag ist eine Veranstaltung der Frauenstadträtin Sandra Frauenberger in Kooperation mit der Wirtschaftskammer Wien und dem Wiener Stadtschulrat.