Auf "Field School" im Lande Moab (7)
| 03. August 2012Was in den letzten Tagen der archäologischen Field School in Jordanien noch so alles geschah – vom "Puzzeln" mit Gefäßscherben bis hin zum Besuch der Österreichischen Botschaft in Amman –, davon berichten die Studierenden im siebten und letzten Blogeintrag.
Was tut man mit all den Scherben, die man bei einer Ausgrabung findet? Sie landen in kleinen "Sackerln", die mit der Nummer des genauen Fundorts versehen werden. Die erste große Aufgabe der ArchäologInnen ist dann, im Labor ein System in dieses "Sackerlwirrwar" zu bekommen.
Die Scherben "benachbarter" Sackerln werden herausgenommen und aufgelegt. Dann geht das große Puzzeln los. Findet man passende Scherben, so werden sie mit Kreide markiert und mit Klebeband provisorisch fixiert. Das Ganze sieht chaotisch aus, aber Ordnung ist alles! Jede Scherbe muss zurückverfolgbar bleiben, sonst ist sie für die spätere Analyse wertlos.
Scherben, die einen Teil des Randes oder des Bodens eines Gefäßes darstellen, sind besonders wertvoll und bekommen eine "Spezialbehandlung". Man misst durch sie den Durchmesser der Keramik, als diese noch in vollständigen Zustand war. Dann kann man auf extra dafür angefertigten Zeichenbrettern den Großteil dieses Gefäßes zeichnerisch rekonstruieren.
So sieht eine fertige Zeichnung aus, die mithilfe der Scherbe in der Mitte erstellt wurde. Form, Größe und Musterung können so erfasst werden.
Schlussendlich kann man die passenden Scherben mit handelsüblichem Klebstoff zusammenkleben.
Auf diese Art und Weise kann man sogar riesige Pithos – Vorratsgefäße – wieder zusammensetzen.
Zu guter Letzt werden ganz besondere Objekte dokumentarisch fotografiert. Diese Art der Fotografie folgt wissenschaftlichen Regeln. Der Hintergrund muss komplett schwarz sein, man darf keine Schatten sehen und es muss ein Maßstab im Bild liegen. In unserem Freiluftlabor braucht es ab und zu Improvisationstalent: Der kleine Balkon eines Hotelzimmers diente als Fotolabor.
Sehr nett war unser Besuch in der Österreichischen Botschaft in Amman, der Hauptstadt von Jordanien. Die Botschafterin Astrid Harz freute sich, unser Projekt kennenlernen zu können. Es ist besonders witzig, wenn man nach einem wochenlangen Aufenthalt in einem islamischen Land plötzlich von allen mit "Grüß Gott" begrüßt wird.
Unsere kleine Gruppe ist hier richtig zusammengewachsen. Beim gemütlichen Plaudern konnten wir ausspannen, Anekdoten austauschen und unseren Horizont in ungeahnte Richtungen erweitern. Da unser Team international war (Österreich, Dänemark, Kanada) haben wir auch voneinander viel gelernt.
Jetzt heißt es Abschied nehmen von diesem manchmal verwirrenden, so völlig anderen, aber vor allem wunderschönen Land. Wir sehen uns in Wien!
Der Blog-Beitrag stammt von den Field School-TeilnehmerInnen Eva Hildmann, Elisabeth Kern und Florian Palek.
Im uni:view-Sommerdossier "Auf Field School im Lande Moab" erfahren Sie regelmäßig, was die Studierenden der Universität Wien unter der Leitung von Ao. Univ.-Prof. Mag. Dr. Michael Weigl, M.A. vom Institut für Bibelwissenschaft bei den Ausgrabungen in Jordanien lernen und erleben.