Auf "Field School" im Lande Moab (5)
| 24. Juli 2012Ein besonderes Highlight der Jordanien-Exkursion der NachwuchsarchäologInnen und –theologInnen war ein Besuch der verlassenen Felsenstadt Petra. Für uni:view berichten sie von ihrem Ausflug zu diesem beeindruckenden UNESCO-Weltkulturerbe.
Die Felsenstadt Petra zählt zu den drei bedeutendsten UNESCO-Weltkulturerberegionen. Die Heiligen Drei Könige sollen hier durchgezogen sein, aber den meisten ist der Ort wahrscheinlich deshalb bekannt, weil hier im Film Indiana Jones den Heiligen Gral gefunden und wieder verloren hat. Tatsächlich ist Petra eine nabatäische Siedlung, die ihre Hochblüte vom 2. Jh. v. Chr. bis zum 2. Jh. n. Chr. erlebte und unter rätselhaften Umständen im 3. Jh. n. Chr. vergessen wurde. Als Araber verkleidet entdeckte der Schweizer Johann Ludwig Burckhardt 1812 diese mysteriös wirkende Ruinenstätte wieder.
Der 1,2 Kilometer lange Siq (arab. der Schacht) ist der versteckte Weg, der in die verschollene Stadt führt. Ursprünglich war es ein Wadi (Flussbett), das durch die Nabatäer trockengelegt wurde. An den Seiten wurden Wasserleitungen in den Fels gehauen, um die Stadt mit Wasser zu versorgen. Dieser Weg war so geheim, dass Händler, die auf der vorbeiführenden Weihrauchstraße ihren Reichtum mitbrachten, nicht in die Stadt selbst gelangen konnten. Die natürlich entstandenen Steinformationen, die in allen Farben leuchten, ließen uns staunen. Es ist kaum vorstellbar wie sich Johann Ludwig Burckhardt fühlte, der nach 1.500 Jahren diesen Weg wiederentdeckte.
Wenn man an das Ende des Siq kommt, öffnet sich die Felsformation plötzlich, und das wohl berühmteste Bauwerk von Petra erscheint direkt vor einem: Das als "Schatzhaus" bezeichnete Monument ist eine Fassade von drei Innenräumen, die als Grabkammern gedient haben könnten. Den Namen hat es von Beduinen, die in der oben platzierten Urne den Schatz eines ägyptischen Pharaos vermuteten. Leider wurde diese durch Kugeleinschüsse stark beschädigt, was als völlig sinnlos erscheint, da die Urne wie das gesamte Bauwerk aus dem Fels gemeißelt wurde und deswegen durchgehend aus massiven Stein besteht.
In den 1980er Jahren wurden die ortsansässigen Beduinen aus dem Zentrum des Areals in ein extra dafür angelegtes Dorf zwangsumgesiedelt. Trotzdem leben sie bis heute in diesem Gebiet. Deswegen liegt fast die gesamte Touristenversorgung in ihren Händen. Man kann an kleinen Ständen Andenken erwerben oder einen Beduinentee trinken. Es ist auch nicht ungewöhnlich, Beduinen bei ihren ursprünglichen Tätigkeiten, wie Ziegen hüten, zu beobachten.
Petra ist riesig. Von Bergen umringt, eröffnete sich uns ein Gebiet, das nur erahnen lässt, was alles noch zu entdecken wäre. Überall sieht man in den Fels eingemeißelte Fassaden und Gebäude. Auf den umliegenden Bergen wurden Kultstätten gefunden, im Zentrum des Tales Grundmauern von Tempeln und Straßen freigelegt. Weitere Ausgrabungen sind im vollen Gange. Auf diesem Foto sieht man die Königswand, die als Begräbnisstätte für hohe Würdenträger gedient haben könnte.
Wenn man zu müde ist, um selbst weiterzugehen, kann man die Dienste eines Esels in Anspruch nehmen. Die Beduinen haben mit diesen "Esel-Taxis" eine willkommene Einnahmequelle. Dieses erstaunliche Tier erklimmt die steilsten Stiegen und trägt nach Auskunft seiner Besitzer auch die dicksten Touristen – das können wir zarten Studierenden allerdings nicht aus eigener Erfahrung bestätigen. Alles in allem ist so ein Eselsritt nahe einer Felsschlucht und über Steile Stufenserpentinen zu einem Aussichtspunkt hinauf eine interessante Selbsterfahrung. Hinunter haben wir uns allerdings dann doch lieber von unseren eigenen Füßen tragen lassen.
Auf einem der Petra umgebenden Berge liegt "Ed Deir", was arabisch für Kloster steht. Vielleicht hat hier einmal ein Einsiedler ausgeharrt. Tatsächlich hat es allerdings nichts mit einem christlichen Kloster, wie wir es heute kennen, zu tun. Von dem nahe gelegenen Berggipfel kann man zum "Ende der Welt" heruntersehen.
Ein Besuch in Petra nimmt mindestens einen Tag in Anspruch, weshalb wir die Nacht gleich dort verbracht haben. Paniert mit rotem Sand und von der Sonne geröstet, waren wir froh, vor Ort lokale Spezialitäten zu genießen. Am nächsten Tag konnten wir die umliegenden Sehenswürdigkeiten erkunden. Shawbak und Kerak sind Kreuzritterburgen, die zurzeit für Touristen wieder renoviert und rekonstruiert werden. Besonders lustig zu beobachten waren Europäer und Jordanier in Kreuzritterverkleidungen, die für Touristen kleine Kampfszenen nachstellten.
Der Blog-Beitrag stammt von den Field School-TeilnehmerInnen Eva Hildmann, Elisabeth Kern und Florian Palek.
Im uni:view-Sommerdossier "Auf Field School im Lande Moab" erfahren Sie regelmäßig, was die Studierenden der Universität Wien unter der Leitung von Ao. Univ.-Prof. Mag. Dr. Michael Weigl, M.A. vom Institut für Bibelwissenschaft bei den Ausgrabungen in Jordanien lernen und erleben.