Auf den Spuren des süßen Geschmacks

Die Wahrnehmung von Süßem wirft noch einige Fragen auf, denen sich das neue Christian Doppler Labor für Geschmacksforschung an der Fakultät für Chemie der Universität Wien stellen wird. Die offizielle Eröffnungsfeier fand am Anfang dieser Woche statt.

Rektor Heinz W. Engl begrüßte die Gäste der Eröffnungsfeier im Carl Auer von Welsbach Hörsaal und beglückwünschte Barbara Lieder vom Institut für Physiologische Chemie, Leiterin des neuen Labors, zum Einwerben der Förderung. 

Als Mathematiker hat Rektor Engl in den 1990er Jahren selbst ein Christian Doppler Labor, das CDL für Mathematical Modelling and Numerical Simulation, geleitet und unterstrich, wie wichtig dieses Förderinstrument für seine eigene Karriere gewesen ist.

Das neue Christian Doppler Labor ist am Institut für Physiologische Chemie, Fakultät für Chemie, angesiedelt und folgt damit dem erfolgreichen CDL für Bioaktive Aromastoffe (2011-2018). Damit ist es zur großen Freude von Dekan Bernhard Keppler von der Fakultät für Chemie (im Bild) erstmalig gelungen, zwei CD-Labore unter der Leitung von Wissenschafterinnen an einem Institut anzusiedeln.

Hans Irschik, Vorsitzender des Senats der Christian Doppler Forschungsgesellschaft (CDG), sowie Brigitte Müller, stellvertretende CDG-Generalsekretärin, gratulierten zum neuen Labor, welches über die kommenden sieben Jahre mit rund 800.000 Euro budgetiert ist.

Mit diesem nun zweiten CDL am Institut für Physiologische Chemie bekennt sich die Symrise AG für weitere sieben Jahre zur Zusammenarbeit. Als Vertreter des Wirtschaftspartners waren Jakob Ley (Mitte), Direktor des Bereiches "Research Biobased Ingredients", und Martin Wendelin von der österreichischen Vertretung der Symrise Vertriebs GmbH anwesend.

"Mit dem neuen CDL wollen wir zum einen verbesserte Modelle zur Vorhersage eines süßen Geschmacks oder eine den Süßgeschmack modulierende Wirkung etablieren. Zum anderen werden wir die über die Süß-Wahrnehmung hinausgehenden Effekte von den relevanten Stoffen untersuchen", sagte Barbara Lieder, die ihre Promotion am CDL für Bioaktive Aromastoffe absolvierte und im Rahmen optimaler Forschungsbedingungen an der Fakultät für Chemie ein zweites CDL einwerben konnte.

Im Kampf gegen Übergewicht und Diabetes wird seit Jahren nach Alternativen zu Zucker gesucht. Es ist derzeit nur ein Süßrezeptor bekannt, doch Zucker und Ersatzstoffe schmecken unterschiedlich. Ein großes Ziel der ForscherInnen ist es, herausfinden, wie es zu diesem unterschiedlichen sensorischen Profil kommt.

"Das neue CD-Labor beschäftigt sich mit einem hochaktuellen Thema und wird dazu beitragen, die zahlreichen, noch offenen Fragen im Bereich des Süßgeschmacks aufzuklären", sagte Thomas Hofmann, Geschäftsführender Vizepräsident für Forschung und Innovation und Ordinarius des Lehrstuhls für Lebensmittelchemie und Molekulare Sensorik der Technischen Universität München.

Wie bereits der aus den USA geladene Gastredner Robert Margolskee mit seiner Forschung zeigen konnte, können wir Zucker nicht nur über den Geschmacksrezeptor wahrnehmen. Es gibt auch eine Wahrnehmung über Glukosetransporter auf den Geschmackszellen. In seiner aktuellen Forschung geht der Direktor und Präsident des Monell Chemical Senses Center in Philadelphia einer immunmodulatorischen Funktion von Bitterrezeptoren in Zellen des Zahnfleisches auf den Grund.

"Aromastoffe wirken nicht nur auf unseren Geruchs- und Geschmackssinn", sagte Veronika Somoza, Vize-Dekanin der Fakultät für Chemie, Vorständin des Instituts für Physiologische Chemie und Leiterin des nun ausgelaufenen CDLs für Bioaktive Aromastoffe: "Mit unserer Forschung haben wir erste Erkenntnisse für metabolische Wirkungen geliefert." Das CDL für Geschmacksforschung werde sich nun auf die sensorische und metabolische Wirkung von süßschmeckenden Stoffen konzentrieren.

Das neue CDL wird Sensorik, computergestützte und molekularbiologische Methoden, Zellmodelle und Humanstudien nutzen, um unserer Süßwahrnehmung weiter nachzuspüren. Die versammelten Gäste der Eröffnungsfeier stießen auf das neue Labor im Bereich anwendungsorientierter Grundlagenforschung gemeinsam an. (Fotos: © Universität Wien/ derknopfdruecker.com)