Othmar Steinhauser ist Ehrensenator der Universität Wien

Am 28. Jänner erhielt Othmar Steinhauser von der Fakultät für Chemie den Titel "Ehrensenator der Universität Wien". Der Titel wird an jene Personen verliehen, die sich in einem besonderen Maß um die Universität und um die Förderung ihrer wissenschaftlichen Aufgaben verdient gemacht haben.

"Othmar Steinhauser wuchs in unmittelbarer Nähe zum damaligen Eisernen Vorhang an der Grenze zur Tschechoslowakei auf. Er maturierte 1968 mit Auszeichnung, womit auch schon seine exzellenten Lateinkenntnisse begründet wurden, die ihm heute als Promotor zugutekommen, wenn wir gemeinsame Sponsionen und Promotionen abhalten. 

Steinhauser begann dann an der Universität Wien Physik zu studieren, wechselte aber schon für die Doktorarbeit in die Chemie an das Institut für Theoretische Chemie und Strahlenchemie von Peter Schuster. Er schloss die Promotion über die 'Näherungsweise Hartree-Fock Rechnungen' 'sub auspiciis praesidentis' ab, diesen Ring trägt er heute noch bei feierlichen Anlässen.

Auch danach blieb er der Chemie treu und ist heute einer der wenigen Physiker an der Fakultät für Chemie. Sein erster Forschungsschwerpunkt nach Abschluss der Dissertation wurde die Computersimulation molekularer Flüssigkeiten mittels Monte Carlo und Molekulardynamik

Er wechselte dann für ein Postdoc Jahr in die Physikalische Chemie der Universität Karlsruhe zum Kollegen Hermann Gerhard Hertz. In Karlsruhe, heute Karlsruher Institut für Technologie (KIT), lernte er eine moderne, leistungsorientierte Universität kennen, was ihn für seine spätere Laufbahn prägte.

Die Universität Wien kann an Persönlichkeiten, die sich in einem besonderen Maß um die Universität Wien und um die Förderung ihrer wissenschaftlichen Aufgaben verdient gemacht haben, den Titel einer Ehrensenatorin oder eines Ehrensenators der Universität Wien verleihen. Die Verdienste der oder des zu Ehrenden haben in einem außergewöhnlichen und langzeitigen Engagement für die wissenschaftlichen Aufgaben der Universität Wien zu bestehen. Der Titel des Ehrensenators oder der Ehrensenatorin wird von der Universität Wien seit dem Jahr 1941 vergeben.

Zurück in Wien habilitierte er sich 1984 im Fach Theoretische Chemie. Sein besonderes Interesse galt der Berechnung der dielektrischen Eigenschaften von Fluiden. Die dafür nötigen theoretischen Grundlagen entwickelte er zusammen mit seinem Kollegen, dem Physiker Martin Neumann von Grund auf, und einige Publikationen im Rahmen seiner Habilitationsschrift sind bis heute die Primärreferenzen für jegliche Studien auf diesem Gebiet.

1987 erhielt Othmar einen Ruf auf eine Professur in Mainz, in deren Folge er 1991 eine Berufung zum Professor für Chemische Molekulardynamik am Institut für Theoretische Chemie und Strahlenchemie erhielt.

Inzwischen erweiterte er seine Forschungsinteressen auf Proteine in Lösung. Seine kleine Gruppe, ausschließlich aus FWF-Mitteln finanziert, etabliert als erstes Team in Wien die Computersimulation von Biomolekülen. Viele seiner Publikationen auf diesem Gebiet werden nach wie vor sehr hochrangig zitiert und sind grundlegend.

In weiterer Folge interessierte sich Othmar Steinhauser für die sogenannten ionischen Flüssigkeiten. Diese waren zwar schon 1914 von Paul Walden entdeckt worden, ihre enorme Bedeutung für die Volkswirtschaft als 'Designer-Flüssigkeiten', die heute als Katalysator, Trennmedium, Elektrolyt und vieles mehr in sehr wichtigen modernen chemischen Prozessen angewandt werden, war damals noch nicht erkennbar. Deren Computersimulation, um in Hinkunft Eigenschaften voraussagen zu können und Modellrechnungen durchführen zu können, war für die Gruppe von Steinhauser in mehrfacher Hinsicht eine Herausforderung, die sie hervorragend bewältigte.

2007 schließlich wurde das Institut für Computergestützte Biologische Chemie gegründet, dem Othmar bis zu seiner Emeritierung vorstand und dem er auch weiterhin verbunden bleiben wird. Die beiden Forschungsschwerpunkte, Solvatation von Biomolekülen und ionische Flüssigkeiten, führten 2011 zur ersten Simulationsstudie eines Proteins in Mischungen aus Wasser und ionischen Flüssigkeiten. Er bzw. sein Institut wurden Mitglied der hochrenommierten International Faculty des RESOLV Clusters of Excellence in Bochum, eine ganz besondere Auszeichnung.

Neben dieser reichen wissenschaftlichen Tätigkeit, dem regelmäßigen Einwerben von FWF Projekten und einer umfangreichen Lehrtätigkeit war Othmar Steinhauser auch die Alma Mater Rudolphina in ihrer Gesamtheit immer ein wichtiges Anliegen, dem er über viele Jahre erhebliche Arbeitszeit, emotionale Verbundenheit und Energie gewidmet hat.

Unmittelbar nach der Implementierung des neuen Universitätsgesetzes im Jahre 2003 war Othmar dann Mitglied des Senates unserer Universität bis 2019. Von 1992 bis 1999 war Othmar Steinhauser zudem noch wissenschaftlicher Leiter des Rechenzentrums der Universität Wien.

All dies ist eine oft wenig sichtbare Arbeit, die auch nicht selten unbedankt bleibt, ohne die aber keine Universität effektiv arbeiten und ihre wissenschaftlichen und gesellschaftlichen Aufgaben erfüllen kann. Ich freue mich daher sehr, dass der lange, unermüdliche Einsatz von Othmar Steinhauser heute von Seiten der Universität hier gewürdigt wird."

Auszug aus der Laudatio von Bernhard Keppler, Dekan der Fakultät für Chemie, vom 28.1.2020