In memoriam Edith Saurer (1942-2011)

In der Nacht des 5. April 2011 ist Edith Saurer, die Doyenne der österreichischen Frauen- und Geschlechtergeschichte, gestorben – viel zu früh, denn sie hatte noch so viel vor.

Edith Saurer war Universitätsprofessorin für Neuere Geschichte an der Universität Wien, Trägerin des Käthe-Leichter-Staatspreises (1991), des Gabriele-Possanner-Staatspreises (1997) und Inhaberin des Goldenen Ehrenkreuzes der Stadt Wien (2010). Seit 2006 leitete sie die von ihr initiierte Forschungsplattform "Neuverortung der Frauen- und Geschlechtergeschichte im veränderten europäischen Kontext". Sie hat Generationen von jungen Historikerinnen und Historikern gefördert und geprägt, war ihnen eine stets offene, stets wertschätzende Kollegin, die auch vorlebte, wie wichtig fachlich-disziplinäre Grenzüberschreitungen und internationale Vernetzungen sind.

Geboren und aufgewachsen ist Edith Saurer in Wien, wo sie ab 1960 Geschichte, Germanistik und Theaterwissenschaft studiert hat. 1966 schloss sie ihre kirchengeschichtliche Dissertation über "Die politischen Aspekte der Bischofsernennungen in der Habsburgermonarchie 1867–1903" ab und forschte daraufhin mit einem Stipendium der Österreichischen Akademie der Wissenschaften zwei Jahre lang in Rom. Italien, der italienischen Geschichtswissenschaft, einem Kreis von italienischen Historikerinnen und Historikern war sie wissenschaftlich und freundschaftlich eng verbunden. Sie gehörte u. a. der Vereinigung italienischer Historikerinnen (SIS) und seit 1993 dem DozentInnenkollegium eines nationalen, später internationalen DoktorandInnenprogramms zur Frauen- und Geschlechtergeschichte, koordiniert von der Universität Neapel, an. Dort war sie im Jahr 1991 als Gastprofessorin tätig, 1998 und 2003 auch am Europäischen Hochschulinstitut in Florenz. Daneben lehrte sie an den Universitäten Bielefeld (1987) und Leipzig (1993).

Am Institut für Geschichte war Edith Saurer von 1970 bis 1983 zunächst Assistentin, nach ihrer Habilitation – "Straße, Schmuggel, Lottospiel. Materielle Kultur und Staat in Niederösterreich, Böhmen und Lombardo-Venetien im frühen 19. Jahrhundert" (publiziert 1989) – Universitätsdozentin und seit 1992 Professorin für Neuere Geschichte. In- und außerhalb des Instituts, dessen Vorständin sie 2006/07 war, initiierte und unterstützte Edith Saurer eine Fülle von Aktivitäten, Projekten, Vernetzungen und Schwerpunkten, die maßgeblich dazu beigetragen haben, die Frauen- und Geschlechterforschung an der Universität Wien zu stärken und zu verankern. So gründete sie 1982 die "Arbeitsgruppe Frauengeschichte", die später, der dynamischen Entwicklung des Faches folgend, in "Arbeitsgruppe Frauen- und Geschlechtergeschichte" unbenannt wurde. Unter der Leitung von Edith Saurer organisierte die Arbeitsgruppe zahlreiche Kolloquien, Workshops und andere Veranstaltungen. Dass die Fachbibliothek für Geschichtswissenschaften heute über eine umfangreiche Abteilung mit Fachliteratur zu diesem Wissenschaftsfeld verfügt, geht ebenso auf ihre Initiative zurück wie die Einrichtung eines einschlägigen Erasmus-Austauschprogramms sowie der Käthe-Leichter-Gastprofessur für Frauen- und Geschlechterforschung. Führend beteiligt war sie auch an der "Initiative zur Förderung der Frauenforschung und ihrer Verankerung in der Lehre an der Universität Wien", aus der die "Interuniversitäre Koordinationsstelle für Frauenforschung" (nunmehr "Referat Genderforschung") hervorging. Von 1993 bis 2000 war Edith Saurer Vorsitzende der Kommission der Interuniversitären Koordinationsstelle für Frauenforschung Wien, und von 1995 bis 1997 und 2004 Gleichbehandlungsbeauftragte an der Geisteswissenschaftlichen Fakultät der Universität Wien bzw. an der Universität Wien ...

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Das Team der Forschungsplattform "Neuverortung der Frauen- und Geschlechtergeschichte"

Begräbnis
Freitag, 15. April 2011, 13 Uhr
Friedhof Gersthof, Möhnergasse 1, 1180 Wien
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