Christa Schnabl: Ein offenes Ohr für Studierende

Porträtfoto von Vizerektorin Christa Schnabl

Seit 2007 ist Christa Schnabl Vizerektorin der Universität Wien, zuständig für Studium und Lehre. Im Interview spricht sie darüber, welche Herausforderungen damit einhergehen und welche Ziele sie sich für die mittlerweile vierte Amtsperiode gesteckt hat.

uni:view: Auf welche Meilensteine können Sie zu Beginn Ihrer vierten Amtsperiode als Vizerektorin der Universität Wien zurückblicken?
Christa Schnabl:
Zu Beginn meiner Tätigkeit wurden zwei große Bereiche völlig neu aufgestellt: Weiterbildung und Alumniarbeit. Das Schaffen von – heute gut etablierten – Strukturen stand während meiner ersten Periode als Vizerektorin im Mittelpunkt. Ein weiterer Meilenstein ist die Überarbeitung der PädagogInnenbildung. Mit der Umsetzung der neuen gesetzlichen Rahmenbedingungen, der Kooperation mit den pädagogischen Hochschulen und der Gründung des Zentrums für LehrerInnenbildung haben wir der PädagogInnenbildung eine für die heutigen Herausforderungen angemessene Form gegeben. Wir konnten zusätzliche ProfessorInnen für den Bereich der Fachdidaktik gewinnen und sind damit gut für die Zukunft gerüstet. Die zahlreichen neuen Berufungen, die durch die "Unifinanzierung neu" möglich sind, bringen auch im Studienbereich neue Impulse inhaltlicher Art und die Möglichkeit, die Betreuungsverhältnisse zu verbessern.


uni:view: Im Kontext von Lehren und Lernen wird Digitalisierung immer wichtiger. Welche Ziele haben Sie sich diesbezüglich gesteckt?

Schnabl: Gemeinsam mit Vizerektor Ronald Maier, der für den Bereich Digitalisierung und Wissenstransfer zuständig ist, werden wir konkrete Vorhaben und Maßnahmen in puncto Lehre umsetzen. Primär geht es darum, bereits Bestehendes – sprich Moodle, Flipped Classroom-Modelle und andere elektronische Tools, die schon in Anwendung sind – unter dem Aspekt des aktiven Studierens zu verorten. Wir wollen die Digitalisierung als Chance nutzen, um Studieren vielfältiger zu machen, unterschiedliche Formen des Lernens zu ermöglichen und dem "Selbstlernen" mehr Raum zu geben.

uni:view: Aktiv Studieren – was verbirgt sich hinter diesem Schlagwort?
Schnabl: Wir erwarten von unseren Studierenden, dass sie ihr Studium selbst in die Hand nehmen, Verantwortung übernehmen, sich aktiv einbringen und ihren Lernprozess gestalten. Studierende können von uns erwarten, dass wir sie dabei bestmöglich unterstützen und die Lehre kontinuierlich weiterentwickeln. Und dabei bin ich auch für jede Anregung von Seiten der Studierenden dankbar.

uni:view: Sie haben also ein offenes Ohr für die Bedürfnisse der Studierenden?
Schnabl: Selbstverständlich. Ich schaue mir die Evaluierungen der Lehrveranstaltungen an und bin mit der ÖH, den offiziellen Studien- sowie SenatsvertreterInnen im Gespräch. Gibt es in den einzelnen Studienrichtungen Themen, interessiert mich natürlich auch die Perspektive der Studierenden. Intensiven Kontakt hatte ich derzeit beispielsweise mit den StudentInnen des auslaufenden Diplomstudiums Lehramt. Gemeinsam haben wir Wege zum bestmöglichen Abschluss diskutiert und bringen diese zur Umsetzung. Es ist meine Aufgabe, hinzuhören, wo bei den Studierenden der Schuh drückt. Aber natürlich können nicht immer alle Wünsche erfüllt werden – wir sind an rechtliche, finanzielle und organisatorische Rahmenbedingungen gebunden.

uni:view: Wie sieht denn ein "typischer" Arbeitstag als Vizerektorin aus?
Schnabl: Gespräche, Gespräche, Gespräche. Dazwischen E-Mails beantworten und telefonieren. Was man gut können muss: sich knappe Zeit einteilen und Prioritäten setzen.

uni:view: Sie waren lange in der theologischen Forschung tätig. Vermissen Sie diese?
Schnabl: Es gab Zeiten, in denen ich ausschließlich geforscht habe und mir nichts Anderes vorstellen konnte. Zu Beginn meiner Tätigkeit als Vizerektorin habe ich durchaus befürchtet, dass mir die Forschung fehlen wird. Schließlich ist damit ein ganz anderer Zugang, eine andere Haltung und ein Stück weit auch eine andere Lebensform verbunden. Aber die Sehnsucht hält sich in Grenzen (lacht), da die Aufgaben als Vizerektorin spannend und vielfältig sind. Ich mag die Herausforderungen meiner jetzigen Position: Es geht darum, Entscheidungen zu treffen und die Zukunft mitzugestalten.

uni:view: Vielen Dank für das Interview! (hm)

Christa Schnabl ist seit 2007 Vizerektorin an der Universität Wien, zunächst für Studierende und Weiterbildung, seit 2011 für Studium und Lehre. Sie studierte an der Universität Wien Theologie, wo sie nach beruflichen Tätigkeiten in der theologischen Erwachsenenbildung und Studien- und Forschungsaufenthalten in Münster schließlich 1998 promovierte. Nach Ihrer Habilitation 2004 und Gastprofessuren in Frankfurt am Main und Fribourg war Schnabl Professorin am Institut für Sozialethik an der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Wien, wo sie auch bis 2007 als Vizedekanin der Fakultät tätig war.