"Wir sind Österreichs 'Lokomotive' in der Studierendenmobilität"
| 31. Juli 2014Wie die Erasmus-Bilanz der EU-Kommission zeigt, liegt die Universität Wien mit ihren Zahlen in der Studierendenmobilität weit vorne. Das freut auch unsere Verantwortlichen im Bereich Internationalisierung: Vizerektor Heinz Faßmann, Lottelis Moser und Karin Krall vom International Office im Interview.
Redaktion: Herr Faßmann, zu Ihren Aufgabenbereichen als Vizerektor der Universität Wien gehören auch die Internationalen Beziehungen. Wie würden Sie die Strategie der Universität Wien im Bereich Mobilität beschreiben?
Heinz Faßmann: Die Universität Wien sieht sich als eine internationale Universität. Wir sind Teil eines europäischen, in manchen Bereichen auch globalen Forschungsraumes und die Reichweite unseres Lehrangebots reicht weit über die nationalen Grenzen hinaus, wie der Anteil an internationalen Studierenden belegt. Wir begrüßen diese Entwicklung, denn wir erachten Internationalisierung als eine inhaltliche und kulturelle Bereicherung für eine qualitätsorientierte Forschung und Lehre. Die Förderung von studentischer Mobilität ist dabei ein wesentliches Instrument zur Zielerreichung.
Redaktion: Frau Moser, Sie leiten das International Office der Universität Wien. Kann man die Universität Wien als Erasmus-Universität in Österreich bezeichnen?
Lottelis Moser: Ja. Wir haben die Zahl der Incoming Studierenden in den letzten sechs Jahren verdoppelt. Das beweist, wie hoch die Attraktivität der Universität Wien ist. In puncto Strategie wollen wir im Bereich Praktika verstärkt Studierende ansprechen, aber auch Lehrende beraten und betreuen, die innerhalb von Erasmus für Lehraufenthalte ins Ausland gehen wollen. Ein Exzellenz-Programm ist das Non-EU Mobility Programme, hier werden Studierende an Partneruniversitäten außerhalb Europas geschickt. Hier wünschen wir uns noch viel mehr Bewerbungen. Bei der Einwerbung von EU-Drittmitteln sind wir bereits sehr erfolgreich, auch dies möchten wir in den nächsten Jahren noch weiter ausbauen.
3 SCHRITTE ZUM ERASMUS-RESTPLATZ IM SOSE 2015: |
---|
Redaktion: Seit Jänner 2014 gibt es das neue Programm Erasmus+. Frau Krall, Sie sind im International Office der Universität Wien für die Studierendenmobilität zuständig. Was verbirgt sich für die Studierenden hinter dem Plus-Zeichen in Erasmus+?
Karin Krall: Das wichtigste Plus ist sicherlich, dass mehrmalige Aufenthalte möglich sind. Es gibt Monatskontingente pro Studienzyklus, bei Bachelor, Master und PhD sind es zwölf Monate, bzw. für die Diplomstudien 24 Monate. Bei den Praktika wurde die Mindestdauer auf zwei Monate verringert. Die neue Schiene sind die sogenannten Graduierten-Praktika, hier können AbsolventInnen der Universität Wien innerhalb eines Jahres nach Beendigung des Studiums ebenfalls ein Erasmus-Praktikum absolvieren. Außerdem soll ein verstärktes Augenmerk auf die Qualität des Aufenthaltes gelegt werden, besonders in der sprachlichen Vorbereitung (Self-Assessments und Online-Sprachkurse).
Lottelis Moser: All das zeigt, dass Erasmus sich weiterentwickelt. Die Europäische Kommission strebt mit den neuen Richtlinien die Förderung von qualitätsvolleren Mobilitätsmaßnahmen an, in denen Studienerfolge nachzuweisen sind.
Beim Interview über Erasmus+ und Co. (v.l.n.r.): Lottelis Moser, die Leiterin des International Office der Universität Wien, Karin Krall, die Leiterin des Teams Studierendenmobilität im International Office, und Heinz Faßmann, Vizerektor für Personalentwicklung und Internationale Beziehungen der Universität Wien. |
---|
Redaktion: Vor kurzem hat die Europäische Kommission die Erasmus-Bilanz veröffentlicht. Das Ergebnis kann sich sehen lassen: Die Mobilitäten wurden in den letzten Jahren kontinuierlich gesteigert. Im Studienjahr 2013/14 haben 1.157 Studierende ein Auslandssemester an einer Partneruniversität absolviert, 1.014 ausländische Studierende haben wir hier bei uns willkommen geheißen. Insgesamt stellt die EU von 2014 bis 2020 14,7 Mrd. Euro für Erasmus+ zur Verfügung. Welche Bedeutung haben diese Zahlen?
Heinz Faßmann: Sie sind zunächst Zeichen einer erfreulichen Entwicklung. Bei all dem Jammerdiskurs, den wir in Österreich über die Universitäten führen, ist das eine Tatsache, die leider oft übersehen wird. Wir sind sehr erfolgreich auf dem Weg, unseren Studierenden einen Auslandsaufenthalt zu ermöglichen und Studierende aus dem Ausland bei uns zu empfangen, aufzunehmen und mit Österreich vertraut zu machen. Österreich ist in dem Bereich global betrachtet ganz weit vorne und die Universität Wien ist Pionier und erfolgreicher Proponent der Internationalisierung zugleich.
Wir sind sozusagen die "Lokomotive" im Bereich Studierendenmobilität in Österreich. Ich bedaure, dass diese Tatsache in der politischen Szene wenig diskutiert und wenig beachtet und belohnt wird. Internationalisierung kann man nicht delegieren, sondern es müssen viele Räder ineinander greifen, damit dieser Prozess funktioniert. Ein gut aufgestelltes International Office ist eine Voraussetzung, aber auch StudienprogrammleiterInnen, die die Anrechenbarkeit der Kurse erleichtern, und die Erasmus-KoordinatorInnen, die in die Tiefe der Universität hineingehen, tragen zur erfolgreichen Internationalisierung bei.
Karin Krall: Das sehen wir auch in der tagtäglichen Arbeit. Studienrichtungen, die z.B. alternative Erweiterungen implementiert haben, bieten bessere Rahmenbedingungen für den Mobilitätsaufenthalt. Von Studienrichtung zu Studienrichtung gibt es Unterschiede im Bewusstsein, wie wichtig es ist, dass Studierende ins Ausland gehen.
Redaktion: Wie schaut es mit den aktuellen Ausschreibungen aus? Worauf können sich interessierte Studierende im kommenden Studienjahr freuen?
Karin Krall: Wir stehen jetzt vor der Restplatzvergabe für das Sommersemester 2015. Ab Mitte September wird die Anmeldung freigeschaltet, mit der Deadline 15. Oktober, bzw. kann es an den Instituten vereinzelt auch frühere Fristen geben.
Die große Ausschreibung für das Studienjahr 2015/16 beginnt Mitte Jänner, mit der Deadline 15. März 2015. Für Praktika kann man sich laufend bewerben, jeweils bis zu sechs Wochen vor Beginn des geplanten Praktikums.
(Interview: Larissa Lippert/Universität Wien)