Wer lehrt, hat auch einmal studiert (Teil 2)
| 10. März 2014Nicht nur für unsere Studierenden, auch für die Lehrenden startet das neue Semester. In Teil 2 unserer Serie erzählt Musikpsychologin Manuela Marin aus ihrer Studienzeit und gibt Tipps an aktuelle Studierende.
uni:view: Erinnern Sie sich zurück: Was haben Sie damals an Ihrem ersten Tag auf der Universität (Lehramtsstudium Englisch und Physik, später Systematische Musikwissenschaft) erlebt?
Manuela Marin: Es war ein schöner Herbsttag, und ich habe mich immatrikuliert. Ich hatte das Gefühl, auch durch den Umzug vom Land in die Stadt, dass ein aufregender Lebensabschnitt begann. Alles war neu, auch mein Pullover! Ich erinnere mich noch genau, dass ich es als seltsam empfand, nun eine Nummer zu besitzen, die ein Leben lang bleibt. Spannend war es auch, danach am Nachmittag all die Informationsmaterialien zum bevorstehenden Studienleben durchzulesen. Man musste sich z.B. schnell mit Fachbegriffen vertraut machen: Und wer ist dieser N.N., der das Tutorium mit zwei Semesterwochenstunden im Audimax leitet? Ein akademisches Viertel ist wohl nichts zum Trinken?
2003 studierte Manuela Marin ein Semester an der University of New England in Australien (2. Reihe, 2. v. rechts). Der Austausch wurde durch das Joint Study Program der Karl-Franzens-Universität Graz finanziert. (Foto: privat) |
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uni:view: Welches Motto hat Sie während Ihres Studiums begleitet?
Manuela Marin: "Das Beginnen wird nicht belohnt, einzig und allein das Durchhalten" (Katharina von Siena). Aus meiner Erfahrung gibt es während jedes Studiums Hürden aller Art, die man bewältigen muss. Daher sollte man nie seine Ziele – den Studienabschluss und weitere berufliche Pläne – aus den Augen verlieren. Auch wenn mal nicht alles so klappen sollte wie geplant: tief durchatmen und versuchen, einfach nochmals sein Bestes zu geben.
uni:view: Was vermissen Sie am meisten an Ihrer Studienzeit?
Manuela Marin: Die spontanen Gespräche mit netten KollegInnen und das Hinarbeiten auf gemeinsame Ziele. Wir haben oft im Team gelernt und geübt, ohne Konkurrenzgedanken. Da gab es einige nette Begegnungen. Mir machte auch das Erstellen des Semesterplans immer großen Spaß, d.h. die Wahl von Lehrveranstaltungen nach meinem Interesse. Es war eine sehr abwechslungsreiche Zeit. Stichwort Zeit: Ich hatte auch mehr Zeit für Hobbys. Vor allem das regelmäßige Musizieren und Lesen von Büchern fehlen mir. Man kann sich als StudentIn meist flexibler die Zeit einteilen und auch während des Tages Zeit mit Hobbys verbringen. Daraus schöpft man Energie für das Studium.
uni:view: Welche Tipps geben Sie Ihren Studierenden mit auf den Weg?
Manuela Marin: Man hat als StudentIn ein Recht darauf zu erfahren, warum man etwas lernen oder tun soll. Die Ziele und Inhalte einer Lehrveranstaltung müssen daher überzeugen, damit man motiviert ist, gute Leistungen zu erbringen. Und man sollte nicht zu schüchtern sein, wenn es um das Stellen von (kritischen) Fragen geht. Diese Dinge versuche ich immer klar anzusprechen, und meine StudentInnen wirken oft überrascht, dies so direkt von mir zu hören. Ich sehe es daher als meine Aufgabe an, meine Lehrveranstaltungen gut zu planen, um meinen Studierenden einen maximalen Lernerfolg zu ermöglichen. Dazu gehört übrigens ein angenehmes Klima im Hörsaal. Studieren sollte ja auch Spaß machen! (mw)
Manuela Marin studierte Englisch und Physik auf Lehramt (2005) sowie Musikwissenschaft mit dem Schwerpunkt Systematische Musikwissenschaft (2011) an der Universität Graz. Sie absolvierte das Masterprogramm Psychologische Forschungsmethodik am Goldsmiths College der Universität London (2009). Später arbeitete sie als wissenschaftliche Mitarbeiterin im Bereich Musikpsychologie in Graz, Montreal und London, bevor Sie 2011 an die Universität Wien als Universitätsassistentin an das Institut für psychologische Grundlagenforschung und Forschungsmethodik wechselte. Ihre Dissertation verfasst sie zu einem Thema im Bereich der empirischen Ästhetik. |
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