Wer lehrt, hat auch einmal studiert: Armin Berger
| 03. Juli 2017Anglist Armin Berger ist einer der PreisträgerInnen des UNIVIE Teaching Award 2017. Mit uni:view sprach der 39-Jährige über seine eigene Studienzeit an der Universität Wien und die Faszination des "Denkens von Undenkbarem".
uni:view: Erinnern Sie sich zurück: Was haben Sie damals an Ihrem ersten Tag an der Universität (Studium Anglistik und Amerikanistik und Kombinierte Religionspädagogik) erlebt?
Armin Berger: Ich erinnere mich an die Anmeldung zur ersten Sprachübung am Institut für Anglistik und Amerikanistik. Auf Anraten der Studienrichtungsvertretung hatte ich mich schon sehr früh auf den Weg gemacht. Als ich um etwa 5.30 Uhr eintraf, fand ich mich am Ende einer riesigen Warteschlage wieder – ohne jede Hoffnung auf den Kurs meiner Wahl. Einige meiner KollegInnen hatten sogar die Nacht im Schlafsack vor dem Institut verbracht! Ein paar Bekanntschaften und Lebensgeschichten später bekam ich schließlich doch noch den gewünschten Platz. Ich erinnere ich mich ebenso gut an das unbeschreibliche Gefühlsgemisch aus Neugierde, Ehrfurcht, Weltverbesserungsdrang, Bedeutungslosigkeit, Ambition, Versagensangst, Freude und schlichtweg Dankbarkeit am Beginn meiner Studienzeit.
"Das Foto ist kurz nach Beendigung meines Lehramtsstudiums während eines Aufenthalts in Finnland mit ein paar StudienkollegInnen entstanden. Ich hatte vor kurzem begonnen, an einer berufsbildenden Schule in Wien zu unterrichten und war als externer Lektor am Institut für Anglistik und Amerikanistik tätig", erzählt Armin Berger. (Foto: privat)
uni:view: Welches Motto hat Sie während Ihres Studiums begleitet?
Berger: Ein durchgängiges Motto hatte ich zwar nicht, aber sehr produktiv fand ich den paradoxen Imperativ "Denke das Undenkbare!". Zunächst ging es im Studium vorwiegend darum, Dinge zu denken, die andere gedacht haben. Dann darum, Dinge neu zu denken. Am spannendsten aber war das Bestreben, noch nie Gedachtes oder gar das Undenkbare zu denken. Letzteres ist zwar per definitionem ein Ding der Unmöglichkeit, es ist aber ein sehr kreativer Prozess.
uni:view: Was vermissen Sie am meisten an Ihrer Studienzeit?
Berger: Ich vermisse die Studien-Zeit, also wirklich Zeit zum Studieren zu haben. Einzigartig war auch die gesteigerte Intensität der Lernerfahrungen während meines Auslandsaufenthalts in Australien – der wohl in vielerlei Hinsicht bunteste Abschnitt meiner Studienzeit. Diese Intensität des Studierens würde ich gerne noch einmal erleben. Grundsätzlich versuche ich aber, möglichst wenig zu vermissen und die Einzigartigkeit jedes Abschnitts zu genießen.
uni:view: Welche Tipps geben Sie Ihren Studierenden mit auf den Weg?
Berger: Ich habe oft die Erfahrung gemacht, dass sich vermeintliche Grenzen schon recht bald in Luft auflösen. Wenn ich also zu den vielen Tipps für Studierende noch einen weiteren hinzufügen darf, dann diesen: Habt den Mut, Grenzen zu überschreiten, glaubt an euer Potential und lasst euch bei dessen Verwirklichung von anderen helfen!
Armin Berger studierte Kombinierte Religionspädagogik sowie Anglistik und Amerikanistik (Lehramt) an der Universität Wien mit zwei Studienaufenthalten an der Australian National University in Canberra. Von 2004 bis 2009 war er als Lehrer für Englisch und Religion an berufsbildenden Schulen sowie als externer Lektor am Institut für Anglistik und Amerikanistik tätig. Seit 2010 unterrichtet er dort als Senior Lecturer in den Bereichen Sprachbeherrschung, Fachdidaktik und Sprachwissenschaft. Sein Forschungsinteresse gilt dem Thema Sprachtesten, insbesondere dem Testen und Beurteilen mündlicher Fremdsprachenkompetenz.