Post aus Zentralasien – Drehscheibe geopolitischer Machtinteressen

Am 27. Juni startet die zweiwöchige Exkursion des Instituts für Geographie und Regionalforschung der Universität Wien nach Zentralasien. Unter der Leitung von Martin Heintel und Gerhard Strohmeier werden die 24 Studierenden laufend aus Kasachstan, Kirgistan, Tadschikistan und Usbekistan berichten.

Die Region Zentralasien ist heute von besonderer Aktualität: Russland und China zeigen verstärkt Präsenz in den zentralasiatischen Staaten in Wirtschaft und Diplomatie, während der Einfluss der EU und der USA abzunehmen scheint. Im internationalen Diskurs zu Geopolitik wird Zentralasien daher eine Schlüsselstellung für die Entwicklungen in den globalen Machtverhältnissen eingeräumt.

Die Exkursion zum Themengebiet "Zentralasien – Staatenbildung und Regionalentwicklung" rundet einen Zyklus ab, der vor einigen Jahren begonnen wurde und die Transformationsstaaten seit dem Zerfall der Sowjetunion, sowie seit dem Fall des Eisernen Vorhangs und der EU-Erweiterung im Fokus hatte. Westbalkan, Ukraine und Südkaukasus wurden dabei unter Fragestellungen der Staatenbildung, internationalen Einbettung und regionaler Transformation und -entwicklung systematisch bearbeitet, diese Reflexionen sollen nun auch leitbildgebend für die Exkursion nach Zentralasien sein.

Motto Flexibilität

Wie schon bei früheren Exkursionen in geopolitisch dynamische Regionen ist auch hier nicht alles planbar. Kommunikation im Vorfeld ist nicht immer einfach, Vereinbarungen sind nicht immer verlässlich. Allein das Procedere zur Visa-Antragsstellung für so viele Länder war ein zweimonatiger Prozess. Auch vor Ort wird "Flexibilität" ein wesentliches Motto der Exkursion werden. Dennoch: zahlreiche Kooperationen und Hilfestellungen ermöglichten die Gestaltung eines sehr interessanten und lebendigen Programms mit Besuchen internationaler Einrichtungen, diplomatischer Institutionen, wirtschaftlicher Interessensverbände und internationaler Entwicklungsprojekte.  

Start in Kasachstan

Unsere Exkursion beginnt in der Stadt Almaty in Kasachstan, führt uns nach Kirgistan entlang des Sees Issyk-Kul nach Bishkek. Von dort setzen wir unsere Reise via Osh über die Grenze nach Usbekistan fort. Im Ferganatal wird Tadschikistan an der Nordspitze durchquert, um danach wieder nach Usbekistan zu gelangen. In Buchara, Samarkand und Tashkent wird ein historischer Bogen von der Zeit der Seidenstraße bis zu den aktuellen wirtschaftlichen und politischen Fragen der Region gespannt werden.

Inhaltlich wurden von den Studierenden Themen der Grenzziehungen und Staatenbildungen, zur Geopolitik, zu den Verflechtungen mit der EU, zu kulturellen Identitäten sowie demographischen und wirtschaftlichen Grundlagen erarbeitet. Während der Exkursion werden die Themen mit internationalen und regionalen ExpertInnen vertieft und nach der Exkursion in professionell gestalteten Postern präsentiert. Für die Studierenden ergibt sich dadurch eine ideale Verknüpfung theoriegeleiteter Vorarbeit und praxisbezogener Umsetzung.

Für uni:view berichten die Studierenden im Juli im Dossier "Post aus Zentralasien" laufend über ihre Erfahrungen in Zentralasien.

Martin Heintel und Gerhard Strohmeier sind Professoren am Institut für Geographie und Regionalforschung der Universität Wien.