Karriere mit ... Physik

Manuel Ross ist Dissertant an der Fakultät für Physik. Er forscht zur atomaren Diffusion und studiert nebenbei im Fernstudium Wirtschaftswissenschaften. Sein Tipp für Studierende aller Fachrichtungen: Leidenschaft fürs Thema macht erfolgreich.

uni:view: Sie haben an der Technischen Universität Darmstadt Physik studiert und schreiben nun an Ihrer Dissertation. Warum haben Sie sich für ein Doktoratsstudium an der Universität Wien entschieden?
Manuel Ross: Zunächst einmal finde ich das Thema meiner Dissertation sehr spannend, denn wir nutzen die vielversprechende neue Methode Röntgenphotonenkorrelationsspektroskopie. Außerdem war mir die Arbeitsgruppe "Dynamik Kondensierter Systeme" an der hiesigen Fakultät für Physik sofort sehr sympathisch - die Atmosphäre ist wirklich ausgezeichnet. Und auch die Stadt Wien hat mir von Anfang an gefallen, ich fühle mich sehr wohl hier. Ich werde mein Studium aber bald abschließen können, mit meiner Dissertation bin ich sozusagen im Endspurt.

uni:view: Sie studieren nebenbei auch noch Wirtschaftswissenschaften - aus einem besonderen Grund?
Ross: Ich interessiere mich sehr für wirtschaftliche Themen, und ich schaue gern über den Tellerrand hinaus. Das Wirtschaftsstudium absolviere ich im Fernstudium, an der FernUniversität in Hagen, durch die flexible Zeiteinteilung lässt sich das mit meiner Forschungsarbeit gut kombinieren.

uni:view: Was fasziniert Sie besonders an Ihrem Forschungsbereich bzw. allgemein an der Physik?
Ross: Die Erforschung der atomaren Diffusion und die neue experimentelle Methode, die wir dafür weiterentwickeln. Es ist ein großes Privileg, an einigen der weltweit besten Forschungsanlagen ihrer Art in Deutschland und Frankreich Messungen für unsere wissenschaftlichen Arbeiten machen zu dürfen. Außerdem finde ich es sehr reizvoll, meine Ergebnisse auf internationalen Tagungen an Orten wie Istanbul, Prag oder auch am Gardasee zu präsentieren und mich mit anderen ForscherInnen über die neuesten wissenschaftlichen Erkenntnisse auszutauschen.

uni:view: Sie haben während des Studiums auch einige Praxiserfahrung außerhalb des akademischen Wissenschaftsbetriebs gesammelt ...

Ross: Ja, u.a. bei Praktika in den USA und in Deutschland. In New York habe ich bei in einem Restrukturierungsprojekt der Vereinten Nationen mitgearbeitet, das die Vereinfachung der Arbeitsprozesse und die Einführung eines großen einheitlichen Informationssystems für alle Bereiche der Organisation zum Ziel hat. Beim Chemiekonzern BASF in Ludwigshafen war ich im Marketing im Bereich Bewertung und Entwicklung neuer Geschäftsfelder tätig. Und viele Einblicke in wirtschaftliche Abläufe, v.a. in der Kommunikations- und Baubranche, habe ich bei der studentischen Unternehmensberatung icons gewonnen.

uni:view: Welche Inhalte aus dem Physikstudium können Sie in der beruflichen Praxis anwenden?

Ross: Relevant sind weniger die Inhalte als vielmehr die Kompetenzen, die ich mir im Physikstudium angeeignet und dort erweitert habe, wie beispielsweise mathematisch-analytisches Denken, schnelles Einarbeiten in neue Themen und eine strukturierte Herangehensweise. Die inhaltliche Nähe zu technischen Gebieten ist oft hilfreich. Aus dem Wirtschaftsstudium ergeben sich naturgemäß viele inhaltliche Schnittmengen zwischen erworbenen Kenntnissen und beruflicher Anwendung, wobei sich die praktische Anwendung ja oft von den idealisierten akademischen Modellvorstellungen unterscheidet.

uni:view: Wie schätzen Sie persönlich die Jobaussichten von Physik-AbsolventInnen ein?
Ross: Das Physikstudium genießt aufgrund seiner Komplexität und auch wegen seiner Nähe zur Mathematik und Technik ein hervorragendes Ansehen. Den AbsolventInnen steht zum einen die akademische Laufbahn offen, aber es gibt auch eine Vielzahl weiterer Möglichkeiten, insbesondere in der Wirtschaft. Das Physikstudium ist primär auf die Vermittlung von naturwissenschaftlichen Inhalten und Methoden ausgelegt und bereitet daher v.a. auf die akademische Laufbahn vor und weniger auf eine außeruniversitäre Karriere. Daher besteht die Herausforderung für viele junge PhysikerInnen, die ihre Karriere in der Wirtschaft beginnen wollen, darin, zunächst einmal das für sie passende Gebiet zu finden. Aber wenn dieser Schritt einmal vollzogen ist, blicken die meisten AbsolventInnen ausgezeichneten Jobaussichten entgegen.


Physik ist vielseitig und spannend. Kaum eine Grundlagenwissenschaft erzeugt so viel mathematisch präzise gesichertes Wissen und beschäftigt sich zugleich experimentell und theoretisch mit derart aufregenden Fragen wie "Was ist Realität, Raum und Zeit?" und "Wie verstehe ich den Ursprung der Welt?" Alle Infos zum Studium



uni:view: Ist es wichtig, während des Studiums Kontakte zu knüpfen?

Ross: Ja! Der Austausch vor allem mit Studierenden verschiedenster Fachbereiche hilft dabei, das eigene Spektrum zu erweitern und neue Sichtweisen zu gewinnen, was auch für den beruflichen Erfolg von großer Bedeutung ist.

uni:view: Wie haben Sie im Studium die Betreuung erlebt?
Ross: Immer als sehr gut, insbesondere im Vergleich zu anderen Studienrichtungen. Die Einbindung als festes Gruppenmitglied mit ständigem Kontakt zu BetreuerInnen und KollegInnen führt zu einem intensiven Austausch, der essenziell für die wissenschaftliche Zusammenarbeit ist.

uni:view: Was geben Sie StudienanfängerInnen Ihres Fachs auf den Weg?
Ross: Es ist für den späteren Berufserfolg relativ egal, welchen Studiengang man wählt, das ist mein persönlicher Eindruck aus Gesprächen mit AkademikerInnen verschiedener Karrierestufen. Wichtig ist vielmehr, dass man eine Leidenschaft für dieses Themengebiet empfindet.

uni:view: Ihre Pläne für die Zukunft?
Ross: Ich werde bald meine Studien abschließen und möchte dann natürlich  idealerweise einer Tätigkeit nachgehen, bei der ich meine Interessen und Fähigkeiten vereinen kann, vielfältige Einblicke und neue Erfahrungen gewinne und sehr gute Entwicklungsmöglichkeiten habe.

uni:view: Haben Sie einen Traumjob?
Ross: Sehr wichtig ist mir ein hohes Maß an Abwechslung und neuen Herausforderungen. Ich denke, es gibt viele Berufe, die ein interessantes und spannendes Arbeitsumfeld bieten. Meine aktuelle Forschungstätigkeit erfüllt mich persönlich sehr.


Manuel Ross hat an der Technischen Universität Darmstadt Physik studiert (2005-10) und 2007-08 ein Auslandsstudium an der University of Bristol absolviert. Seit November 2010 ist er als Dissertant und Projektmitarbeiter in der Arbeitsgruppe Dynamik Kondensierter Systeme an der Fakultät für Physik der Universität Wien tätig.