Heribert Prantl als Theodor-Herzl-Dozent an der Universität Wien

Am 13. April, 11. Mai und 18. Mai 2011 gastiert Heribert Prantl, Mitglied der Chefredaktion und Leiter des Ressorts Innenpolitik der "Süddeutschen Zeitung", im Rahmen der Theodor-Herzl-Dozentur für Poetik des Journalismus an der Universität Wien. In drei zweistündigen Vorlesungen wird er grundlegende Themen des Journalismus erörtern. Die vom Institut für Publizistik- und Kommunikationswissenschaft initiierte Gastdozentur wird vom Kuratorium für Journalistenausbildung und der Stadt Wien unterstützt.

Heribert Prantl, Mitglied der Chefredaktion und Leiter des Ressorts Innenpolitik der "Süddeutschen Zeitung", wird in seinen drei Vorlesungen zu folgenden Themen sprechen: am Mittwoch, 13. April, über "Die Zukunft des Journalismus: Zwischen Morgen und Grauen? Oder: Die Zeitung ist tot, es lebe die Zeitung.", am Mittwoch, 11. Mai, zum Thema "Die Leitartikler und Kommentatoren als verkappte Politiker: Wozu und zu welchem Ende gibt es Meinungsjournalismus?" und am Mittwoch, 18. Mai, über "Pressefreiheit: Ein Grundrecht zur bequemeren Berufsausübung?"

Konstruktiver Unruhestifter

"Auf der Suche nach Geschäftsmodellen drohen die Kernaufgaben des Journalismus, Aufklärung, Kritik und Kontrolle, immer öfter auf der Strecke zu bleiben", meint Hannes Haas, stellvertretender Vorstand des Instituts für Publizistik- und Kommunikationswissenschaft und Leiter der "Theodor Herzl-Dozentur": "Mit Heribert Prantl konnten wir einen konstruktiven Unruhestifter für die Dozentur gewinnen, einen engagierten Verteidiger der Grundrechte, der auch den Journalismus immer wieder an seine öffentlichen Aufgaben erinnert."

Kämpferischer Verfechter der Grundrechte


Prantl befasst sich in seiner journalistischen Arbeit besonders mit Fragen des Rechtsstaats und damit, wie sich die Politik seit dem 11. September 2001 geändert hat. Der promovierte Jurist, ehemalige Richter und Staatsanwalt kritisiert, dass der Rechtsstaat in einen Präventionsstaat umgebaut wird, in dem das Recht verdünnt wird, "um so angeblich besser mit den globalen Risiken fertig zu werden". In zahlreichen politischen Büchern, Essays, Leitartikeln und Kommentaren nimmt er zu den gesellschaftlichen Entwicklungen und zum Schwinden der Freiheits- und Menschenrechte Stellung.

Heribert Prantl ist Mitglied des Ethikrates der Hamburger Akademie für Publizistik und des P.E.N.-Zentrums Deutschland. Seine Lehrtätigkeit umfasst die Journalistenschulen in Hamburg und München, und er ist auch Lehrbeauftragter an der Fakultät für Rechtswissenschaft der Universität Bielefeld. Prantl gilt als ein leidenschaftlicher und kämpferischer Verfechter der Grundrechte.

Mutiger, unabhängiger Journalist


2010 wurde Prantl von der Universität Bielefeld die Honorarprofessur verliehen. Für seine publizistischen Leistungen wurde er u.a. mit dem Geschwister-Scholl-Preis, dem Kurt-Tucholsky-Preis für literarische Publizistik, dem Erich-Fromm-Preis, dem Preis des Deutschen Kulturrats für Kulturjournalismus und mit dem Cicero Rednerpreis 2010 ausgezeichnet. Gewürdigt werden immer wieder sein meisterlicher Umgang mit der deutschen Sprache und sein unabhängiger, mutiger und investigativer Journalismus.

Für Heribert Prantl hat qualitätsvoller Journalismus gute Zeiten vor sich, denn "noch nie hatten JournalistInnen ein größeres Publikum als nach der digitalen Revolution. Noch nie war Journalismus weltweit zugänglich und es gab noch nie soviel Bedürfnis nach einem orientierenden, aufklärenden, einordnenden und verlässlichen Journalismus wie heute."

Die Theodor Herzl-Dozentur


Benannt nach dem Wiener Journalisten Theodor Herzl, wurde die Gastdozentur für Poetik im Journalismus im Jahr 2000 von Wolfgang R. Langenbucher am Institut für Publizistik- und Kommunikationswissenschaft begründet. Seit 2008 unter der Leitung von Hannes Haas, versteht sich die Dozentur als Teil einer langen und internationalen universitären Tradition. Eingeladen werden journalistische Persönlichkeiten, um über die Entstehungsbedingungen, Methoden, Verfahren, Kontexte und Herstellungsprozesse journalistischer Werke zu sprechen sowie ihre eigene Zugänge und Positionen darzustellen.

Seit Gründung der Theodor-Herzl-Dozentur für Poetik des Journalismus haben zahlreiche bekannte JournalistInnen – u.a. Margrit Sprecher, Kai Hermann, Herbert Riehl-Heyse, Peter Huemer, Gerhard Kromschröder, Sibylle Hamann, Antonia Rados und Alice Schwarzer – Vorlesungen gehalten. Diese sind im Picus-Verlag als Buchveröffentlichungen erschienen. Die Publikation des letztjährigen Theodor Herzl-Dozenten Florian Klenk ist in Vorbereitung. (red)

Theodor-Herzl-Dozentur für Poetik des Journalismus
Sommersemester 2011: Heribert Prantl
13. April, 11. Mai und 18. Mai 2011, jeweils Mittwoch von 10 bis 12 Uhr
Hauptgebäude Universität Wien, Hörsaal 33
Dr.-Karl-Lueger-Ring 1, 1010 Wien

Keine Anmeldung erforderlich. Eintritt frei.


Theodor Herzl (1860-1904):
Promovierter Jurist, schrieb zunächst Theaterstücke, machte ab Mitte der 1880er Jahre den Journalismus zu seinem Hauptberuf und schrieb für verschiedene Zeitungen in Deutschland. 1887 übernahm er die Feuilletonredaktion der "Wiener Allgemeinen Zeitung", danach war er Paris-Korrespondent, nach seiner Rückkehr Redakteur der "Neuen Freien Presse". Er befasste sich mit der Idee des Zionismus, 1896 erschien sein Buch "Der Judenstaat".