Das Wetter in Costa Rica

Am vergangenen Samstag, 29. Jänner 2011, begann für eine Gruppe von Studierenden unter der Leitung von Reinhold Steinacker und Felizitas Zeitz vom Institut für Meteorologie und Geophysik eine spannender Lehr- und Forschungsexkursion: Begleitet von Werner Huber, dem Leiter der Forschungsstation La Gamba, werden die NachwuchsmeteorologInnen in den kommenden zwei Wochen quer durch die Klimazonen Costa Ricas reisen. Für "uni:view" berichten sie mehrmals wöchentlich von ihren Erfahrungen.

Die Region um La Gamba, der Forschungs-, Lehr- und Weiterbildungsinstitution
der Universität Wien im costaricanischen Regenwald, ist aus meteorologisches Sicht besonders interessant: Genau hier befindet sich das neben der Karibikküste zweithöchste Niederschlagsgebiet des Landes. Dieses steht im Zentrum des Forschungsinteresses einer zweiwöchigen meteorologischen Exkursion der Universität Wien: Zwischen 29. Jänner und 12. Februar 2011 wollen die insgesamt 17 Studierenden rund um Reinhold Steinacker und Felizitas Zeitz die Entstehung des Niederschlagsmaximums, über das es bisher nur Vermutungen gibt, näher untersuchen.

 La Gamba, die Forschungsstation der Universität Wien im Regenwald Costa Ricas, ist eines der Hauptziele der meteorologischen Exkursion.
(Foto: Reinhold Steinacker)


Projektpraktikum im "Regenwald der Österreicher"

Ebenfalls mit von der Partie ist der Leiter von La Gamba – Werner Huber vom Department für Strukturelle und Funktionelle Botanik. In der Tropenstation am Rande des Nationalparks Piedras Blancas, der den letzten primären tropischen Tieflandregenwald Mittelamerikas beherbergt, werden die Studierenden mehrere Tage verweilen und neben Ausflügen in den "Regenwald der Österreicher" ein Projektpraktikum absolvieren.

"In La Gamba befinden sich schon seit Februar 2010 zwei automatische Wetterstationen, die permanent sämtliche relevanten meteorologischen Parameter messen", erzählt Exkursionsleiterin Felizitas Zeitz: "Wir planen auch eine Messkampagne am Golfo Dulce, wo wir die Land-See-Winde untersuchen wollen."

 Exkursionsleiter Reinhold Steinacker war schon im vergangenen Jahr in Costa Rica. Dort hat er in der Nähe der Tropenstation zwei automatische Wetterstationen aufgebaut.
(Foto: Reinhold Steinacker)


Quer durch die Klimazonen


Insgesamt durchqueren die ExkursionsteilnehmerInnen auf ihrer Rundreise entlang der Pazifikküste und durch das Valle Central sämtliche Klimazonen Costa Ricas. Ausgehend von der Hauptstadt San José macht die Gruppe nach einem Abstecher ins Hochgebirge der Cordillera Talamanca und einer Fahrt zum Vulkan Irazu zunächst Halt in La Gamba. Ab 7. Februar gilt es dann, die Küstenlandschaft, die Trockengebiete sowie die karibisch und pazifisch beeinflusste Berglandschaft der Cordillera Tilaran in der Region Monteverde zu erkunden.

 

Die zweiwöchige Exkursion beginnt am 29. Jänner in der Hauptstadt San José, wo sie am 12. Februar nach einer Rundreise quer durch die Klimazonen des Landes wieder zu Ende geht. (Karte: Toucan Guides, 2006).


"Anschließend fahren wir weiter in die pazifische Trockenregion, nach Liberia und in den Nationalpark Santa Rosa", so Zeitz. Danach werden sich die Studierenden unter Anleitung der erfahrenen MeteorologInnen mit den hohen Windgeschwindigkeiten befassen, die im Nordwesten des Landes, also im Bereich des Nationalparks "Ricon de la Vieja", entstehen. "Die dortigen Vulkane sind so angeordnet, dass neben den 'normalen' Windgeschwindigkeiten sogenannte 'Kanalisationseffekte' entstehen", erklärt die Meteorologin: "Dadurch erreichen die Winde hier bis zu 200 Stundenkilometer!" Durch das Valle Central geht es schließlich zurück nach San José.

Von der Donauinsel in den Regenwald


"Alle TeilnehmerInnen studieren Meteorologie - die Gruppe umfasst sowohl Diplom- als auch Bachelor-Studierende", erzählt Felizitas Zeitz weiter: "Schon vor der Abreise waren wir aktiv mit der Exkursion beschäftigt – neben zahlreichen Vorbesprechungen, bei denen natürlich auch viele organisatorische Dinge geklärt werden mussten, gab es auch fachliche Vorbereitungen." Zum Beispiel bringt jeder Studierende ein Messgerät – ein sogenanntes "Kestrel 4.500" – auf die Reise mit. Dieses misst neben Temperatur, Feuchtigkeit, Druck, Windstärke und -richtung auch Windchill, Hitzeindex, Taupunkt sowie Feuchttemperatur als abgeleitete Größen. Um die Geräte besser kennen zu lernen, gab es einen Probeeinsatz am 6. Dezember 2010: "Wir haben die mobilen Wetterstationen auf der Donauinsel aufgestellt und eine Stunde lang getestet."

 

Die Studierenden haben die meteorologischen Messgeräte bereits im Dezember für ihren bevorstehenden Einsatz geprüft - wenngleich unter etwas anderen klimatischen Bedingungen.
(Foto: Reinhold Steinacker)


Neugier und Forschungsinteresse geweckt


"In der Auswertung hat sich gezeigt, dass die Geräte sehr sensibel reagieren – sogar die eigene Körpertemperatur nimmt Einfluss auf das Ergebnis. Man darf also nicht zu dicht am Messgerät stehen!", erklärt Zeitz, die sich aufgrund der Temperaturen in Wien ganz besonders auf das Wetter in Costa Rica und den Regenwald freut: "Unsere Studierenden sind mit dem alpinen Klima vertraut. Daher sind wir alle auf die Tropen gespannt!"

 
Um die Daten nicht zu beeinflussen, mussten sich die Studierenden bei der Messung in einiger Entfernung von den Geräten aufhalten. Doch die Neugier überwog: Wie sensibel sind die Sensoren? So kam es bei der ersten Auswertung zu teilweise unterschiedlichen Ergebnissen.


Dossier und Blog

Was für meteorologische Daten die Studierenden in den kommenden zwei Wochen in Costa Rica messen werden und welche neuen Erfahrungen sie im unbekannten Klima sammeln, erfahren Sie mehrmals pro Woche im Dossier "Das Wetter in Costa Rica", einer Kooperation von "uni:view", dem Institut für Meteorologie und Geophysik sowie dem Reise-Blog "Exkursion des IMG Wien nach Costa Rica", den die teilnehmenden Studierenden betreiben. (br)