Sophie Lecheler: "Da sein, wo sich Dinge bewegen"

Fake News, Framing und emotionsgeladene Diskurse – das Verhältnis von Politik, Medien und BürgerInnen ist Sophie Lechelers Spezialgebiet. Seit Herbst 2016 ist die Medienexpertin am Institut für Publizistik- und Kommunikationswissenschaft der Uni Wien, einem Ort im Wandel und Wachstum.

Der "Cyber Space" und seine ungeahnten Möglichkeiten: Als Sophie Lecheler Ende der 1990er Jahre Kommunikationswissenschaft an der Ludwig-Maximilian-Universität in München studierte, steckte das Internet noch in den Kinderschuhen. "Ich hatte zwar einen Computer und bin im Internet gesurft, wie fundamental die Digitalisierung unser Kommunikationsverhalten verändern würde, konnte aber niemand vorhersehen", erinnert sich die Medienwissenschafterin zurück.

Politik mit Emotionen

Mittlerweile gehören digitale Medien zu Sophie Lechelers täglichem Geschäft: Als Professorin für Politische Kommunikation am Institut für Publizistik- und Kommunikationswissenschaft der Universität Wien beschäftigt sie sich mit dem Verhältnis von Politik, Medien und BürgerInnen. Darunter fallen Fake News ebenso wie der Einfluss von Gruppeneffekten und Persönlichkeitsmerkmalen von PolitikerInnen auf BürgerInnen oder Emotionen in der politischen Kommunikation – ein Thema, dem sich Lecheler aktuell im Rahmen des internationalen Forschungsprojekts "Emotions in Political Communication" widmet.

Ein Spezialgebiet, viele Stationen

Sophie Lecheler ist viel unterwegs und – wie die Mehrheit Österreichs auch – mobile Mediennutzerin. Der Spiegel, The Guardian, de Volkskrant und ORF stehen auf ihrer täglichen Agenda. "Meine Newsapps spiegeln ein Stück weit die Stationen meines Werdegangs wider", schmunzelt Lecheler. In München studierte sie Kommunikationswissenschaft, Psychologie und Interkulturelle Kommunikation. Bald war ihr klar, dass sie ihr Wissen auf politische Fragestellungen anwenden möchte und spezialisierte sich an der University of Cambridge auf Contemporary European Studies. Lecheler dissertierte und war nach Forschungsaufenthalten in Berkeley, Wisconsin und London an der Universität Amsterdam tätig.

Vor ihrer Professur an der Universität Wien, hat Sophie Lecheler mehrere Jahre an der Amsterdam School of Communication Research (ASCoR) gelehrt und geforscht. (© privat)

Eine Richtung einschlagen

Ich wollte stets andere Universitäten kennenlernen und mit unterschiedlichen ForscherInnen zusammenarbeiten, um nicht Gefahr zu laufen, mein Thema aus nur einer Perspektive zu betrachten, so Lecheler rückblickend. Sich viele Eindrücke zu verschaffen, aber bald auf ein Thema zu fokussieren, rät Lecheler auch ihren heutigen Studierenden: "Gerade in einem so breiten und allgemeinen Studiengang wie Publizistik- und Kommunikationswissenschaft ist es wichtig, sich früh zu entscheiden, in welche Richtung man gehen möchte."

Im Wandel und Wachstum

An ihrem aktuellen Forschungsstandort – dem Institut für Publizistik- und Kommunikationswissenschaft in der Währinger Straße – schätzt sie vor allem die Aufbruchsstimmung: "Es ist schön, da zu sein, wo sich Dinge bewegen und verändern. Unser Institut ist dabei, sich neu zu erfinden und wächst rasend schnell. In den letzten Jahren sind viele tolle ForschungskollegInnen aus meinem Bereich nach Wien gekommen und mittlerweile sind wir ein starkes Kompentenzzentrum für politische Kommunikationsforschung in Europa", freut sich Lecheler.

Stadterkundung und Empowerment

Abseits von Forschung und Lehre ist Lecheler nach wie vor damit beschäftigt, gemeinsam mit ihrem niederländischen Mann und ihren zwei Kindern Wien zu erkunden. Außerdem engagiert sie sich sowohl im digitalen Raum als auch offline in Vereinen wie dem Vienna Family Network oder der Gruppe Women of Vienna, vor allem um berufstätige Mütter zu unterstützen: "Ich möchte vermitteln, dass Frauen mit Begeisterung arbeiten können, ohne sich dabei als schlechte Mütter fühlen zu müssen. Mit diesem Thema bin ich selbst konfrontiert und habe es auch immer wieder mit jungen Kolleginnen zu tun, die sich die wissenschaftliche Karriere dreimal überlegen – weil sie sich Kinder wünschen. Es muss keine Entweder-Oder-Entscheidung sein." Sophie Lecheler geht mit bestem Beispiel voran. (hm)

Sophie Lecheler ist seit November 2016 Professorin für Politische Kommunikation am Institut für Publizistik- und Kommunikationswissenschaft der Universität Wien und seit 2018 Vice-Chair der Political Communication Division der International Communication Association (ICA). Am Mittwoch, 21. November 2018, hält sie gemeinsam mit Folker Hanusch (zum Porträt in uni:view) um 17.30 Uhr im Kleinen Festsaal der Universität Wien ihre Antrittsvorlesung zum Thema "More than Just News: Beyond the Boundaries of Political Communication and Journalism". Der Vortrag findet in englischer Sprache statt.