Cyrus Samimi: Interdisziplinarität im Spannungsfeld "Mensch-Umwelt"

Seit März 2010 ist Cyrus Samimi Professor für Geoökologie am Institut für Geographie und Regionalforschung. "Nur" in Wien wird es ihn aber nicht halten: Der gebürtige Franke reist für seine Forschungen im Bereich Mensch-Umwelt-Beziehungen und Ressourcenmanagement gerne ein bisschen weiter. Seine Schwerpunktregionen sind Zentralasien, der Mittlere Osten und das subsaharische Afrika. Am Mittwoch, 10. November 2010, hält er im Kleinen Festsaal seine Antrittsvorlesung zum Thema "Das subsaharische Afrika. Der verlorene Kontinent?"

"Zwischen Schule und Studium habe ich zwei Reisen unternommen, die meine wissenschaftliche Karriere gesteuert haben", schildert Cyrus Samimi seinen Werdegang: "Die erste ging in den Orient, die zweite durch Afrika. Heute forsche ich in diesen Regionen." Begonnen hat die wissenschaftliche Karriere des Geoökologen in Erlangen, wo er zunächst Geographie als Hauptfach sowie Soziologie und Englisch inskribierte. Bald zog es ihn jedoch in eine naturwissenschaftliche Richtung: Das Hauptfach blieb, Geologie und Biologie wurden zu seinen neuen Nebenfächern. Seither lassen Samimi agrarökologische Fragestellungen im Spannungsfeld "Mensch-Umwelt" nicht mehr los.

Ressourcenmanagement in niederschlagsarmen Regionen

In Kooperation mit regionalen AnsprechpartnerInnen geht es dem Wissenschafter in erster Linie darum, Ressourcen in ariden bzw. semiariden - niederschlagsarmen - Regionen zu erheben, ihre Verfügbarkeit zu eruieren, und einen Beitrag zu einem sinnvollen Ressourcenmanagement zu leisten: "In Tadschikistan - eine erste Feldstudie steht dort kurz vor dem Abschluss - beschäftigt uns beispielsweise die Frage, wie sich seit der postsowjetischen Transformation in der ökologisch benachteiligten Region Ostpamir der Zugang zu Ressourcen gestaltet. In diesem Zusammenhang interessieren mich insbesondere die ökologischen Grundlagen sowie die Auswirkungen der Neuorganisation des Ressourcenzugangs auf ökologische Parameter. Ein Beispiel sind hier unklare bzw. noch nicht verhandelte Landrechte - mit der Konsequenz, dass Weiden übernutzt bzw. auch zu wenig in Wert gesetzt und zur Gewinnung von Winterfutter nicht mehr bewässert werden."

Von der vernetzten Lehre …

Von der Reise- und Forschungslust des Geoökologen profitieren auch seine Studierenden: "In der Lehre versuche ich den StudentInnen meine Schwerpunktregionen durch Praktika und Exkursionen näher zu bringen. Sie sollen hier aktiv eingebunden werden. Das hatte für mich immer schon große Bedeutung."

Spannend und erkenntnisreich sind nicht nur die Forschungsaufenthalte, sondern auch die Lehrveranstaltungen des Neo-Professors, der den Studierenden so unbekannt gar nicht mehr ist: Von Oktober 2008 bis Februar 2010 hatte Cyrus Samimi bereits eine Gastprofessur am Institut für Geographie und Regionalforschung inne. In der Lehre ist es ihm ein Anliegen, "die Vernetzung verschiedener Teildisziplinen der physischen Geographie zu bewerkstelligen, um die Wechselbeziehungen zwischen Klima, Vegetation, Boden etc. sowie die menschliche Nutzung dieser Ressourcen verständlich zu machen."

… zur Arbeit im Feld

Die Forschungsarbeit des Geoökologen passiert im Gelände: Im Rahmen eines aktuellen Projekts in Namibia setzt sich ein von Samimi betreutes DiplomandInnenteam mit Fragen der Wasserverfügbarkeit - konkret: der oberflächennahen Grundwasserneubildung - auseinander. Ein steuerndes Element ist dabei die Vegetation. Die WissenschafterInnen interessieren sich für die Anzahl der dort vorkommenden Pflanzen, bestimmen die verschiedenen Arten und berechnen den Blattflächenindex, der das Verhältnis von Blatt- zu Bodenfläche angibt. Die Geländedaten dienen der Kalibrierung von Satellitendaten, anhand derer ausgewählte Parameter kleinräumiger Testgebiete hochgerechnet werden. Sie fließen weiters in Modelle, die das Quantifizieren von Ressourcen ermöglichen.

Interdisziplinärer Forschungsansatz

Insgesamt spielt ein interdisziplinärer Zugang eine wichtige Rolle in der Forschung und Lehre des Geoökologen: "In meinen Forschungsprojekten kooperiere ich sehr häufig mit HumangeographInnen, DemographInnen oder SoziologInnen. Sie analysieren, über welche Ressourcen Menschen verfügen, wie die konkrete Nutzung aussieht und welche Veränderungen zu beobachten sind. Unsere Projekte sind von Anfang an interdisziplinär ausgelegt. Nur so können komplexe Mensch-Umwelt-Beziehungen erfasst werden", ist Samimi überzeugt. An der neuen Professur reizt ihn daher besonders, dass "die Vielfalt der Disziplinen an der Universität Wien unglaubliche Möglichkeiten mit sich bringt." (dh)

Die Antrittsvorlesung von Univ.-Prof. Dr. Cyrus Samimi, M.A. vom Institut für Geographie und Regionalforschung zum Thema "Das subsaharische Afrika. Der verlorene Subkontinent?" findet am Mittwoch, 10. November 2010 um 18 Uhr im Kleinen Festsaal der Universität Wien statt.