Wie die Herstellung, so die Sheabutter
| 24. Februar 2016Sheabutter ist ein wahres Wundermittel in Dingen Hautpflege. Darin steckt die Frucht des Karitébaums – und die Handarbeit vieler Frauen. Am Department für Pharmazeutische Chemie untersucht Sabine Krist den Einfluss der unterschiedlichen Herstellungsmethoden auf das wertvolle Pflegeprodukt.
Sabine Krist ist pflanzlichen Ölen und Fetten auf der Spur: Bereits im Zuge ihrer Dissertation untersuchte sie Mohnöl unter anderem aus dem Waldviertel – und stieß auf Rückstände von Sonnenblumenöl. Traditionell werden Fette und Öle über die Analyse ihrer Fettsäureverteilungen bestimmt. Das Problem dabei: Die Fettsäureverteilungen sind bei vielen Ölen sehr ähnlich und eine Entdeckung von Verschnitten ist mit dieser Analyse nicht immer sicher möglich.
In den letzten Jahren entwickelte Krist eine Methode, die flüchtige Verbindungen unter die Lupe nimmt und die solcherart "gepanschte" Öle entlarven kann: "Mit der SPME-GC/MS-Methode in Kombination mit MALDI-Tof-MS-Analytik und multivariater Datenanalyse erhalten wir den 'Fingerabdruck' des pflanzlichen Fettes bzw. des Öles, der uns Hinweise auf Stammpflanze, Herkunft und Verarbeitungsmethode gibt", erklärt die Wissenschafterin.
Sabine Krist ist Expertin, wenn es um Fette und Öle geht. 2012 veröffentlichte sie das "Lexikon der pflanzlichen Fette und Öle" (siehe uni:view-Buchtipp des Monats). Am 8. Oktober 2015 bekam sie dafür im Beisein von Rektor Heinz W. Engl durch Landeshauptmann Erwin Pröll den Wissenschaftspreis des Landes Niederösterreich verliehen. Krist freut sich über den mittlerweile 5. Preis ihrer Wissenschaftskarriere. (Foto: NLK Pfeiffer)
Vom Waldviertel zum "Shea-Belt"
Ihre neuesten "Ermittlungen" führten die pharamazeutische Chemikerin der Universität Wien zum "Shea-Belt", der sich im tropischen Afrika vom Senegal bis Uganda erstreckt. An Karitébäumen wachsen dort Früchte, aus deren Samen die wertvolle Sheabutter gewonnen wird. In Afrika findet die Butter als Speisefett Verwendung und wird in der Traditionellen Afrikanischen Medizin (TAM) eingesetzt. In Europa ist die Butter vor allem für ihre hautpflegenden Eigenschaften bekannt und wird zu Lotionen, Cremes oder Shampoos verarbeitet: "Ich selbst verwende sie gerne und oft", gesteht die Expertin.
Auf den Spuren der Sheabutter
Mit der neuen Methode haben Sabine Krist und ihr Team – teilweise vor Ort im "Shea-Belt" – bereits über 50 Sheabutter-Proben aus unterschiedlichen Ländern Afrikas untersucht. Herausfinden wollen sie vor allem, welchen Einfluss Herkunft und Herstellungsmethode auf die erzielte Sheabutter haben. Die Ergebnisse sind nicht nur für die pharmazeutische und kosmetische Weiterverarbeitung relevant, sondern auch für die Entwicklungszusammenarbeit: "An der Sheabutterproduktion hängen viele Arbeitsplätze. Unsere Untersuchung gibt Aufschluss darüber, wie der Herstellungsprozess effizienter gestaltet und ein hochwertigeres Endprodukt erzielt werden kann. Für eine verbesserte Butter lässt sich bekanntlich auch ein besserer Preis erzielen, der den lokalen Produzentinnen in Afrika zu Gute kommt", so Krist.
Goldschürfen in Handarbeit
Was nämlich weniger bekannt ist: Karitébäume wachsen nach wie vor als Wildbestände. Frauen, die sogenannten "Shea-Ladies", stellen die Butter, das "Gold der Frauen", noch immer auf traditionelle Art und Weise her. Hierfür werden die Sheanüsse getrocknet, die Samen über dem Feuer geröstet, die Butter von Hand geknetet – und zum Großteil an internationale Konzerne verkauft. Für uni:view hat Wissenschafterin Sabine Krist ihr Fotoalbum durchforstet und erklärt den ...
... Weg von der Nuss zur Butter:
Die Früchte des Sheanussbaumes werden von Hand aufgesammelt … (Foto: Peter Lovett)
… und zum Trocknen aufgelegt. (Foto: Peter Lovett)
Durch Kochen, Dämpfen oder Räuchern werden die Sheanüsse erhitzt. (Foto: Peter Lovett)
Traditionell werden die Nüsse an der Sonne getrocknet, für einen schnelleren Prozess wird auch ein Silo verwendet. Danach werden die Nussschalen entfernt und die Kerne zerkleinert. (Foto: Peter Lovett)
Nach der Lagerung der getrockneten Kerne erfolgt die eigentliche Produktion der Sheabutter: Zunächst werden die getrockneten Sheakerne über dem Feuer geröstet. Je nach Dauer der Röstung entsteht eine unterschiedlich stark gefärbte Sheabutter. Diese kann von fast weiß über gelb bis fast schwarz gefärbt sein. (Foto: Peter Lovett)
Nach einem weiteren Zerkleinerungsschritt – dieser erfolgt entweder per Hand am Stein oder mittels Mühle – wird zur Extraktion Wasser hinzugefügt und die Sheafett-Emulsion per Hand durchgeknetet. (Foto: Peter Lovett)
Danach erfolgt ein mechanischer Extraktionsschritt mittels manueller Pressung oder unter Maschineneinsatz. (Foto: Peter Lovett)
Die Fettemulsion wird aufgekocht, um das restliche Wasser zu entfernen. Die noch heiße Sheabutter wird durch einen Baumwollstoff filtriert. Nach dem Erkalten ist die Sheabutter gebrauchs- und verkaufsfertig. Vor dem Export wird die Sheabutter meist raffiniert, wobei die Beta-Carotine verloren gehen und man eine geruchlose, schneeweiße Butter erhält. (Foto: Peter Lovett)
Ein langer Weg an die Universität Wien …
Die Sheabutter landet dann als Probe bei Sabine Krist im Labor. "Raffinierte Sheabutter enthält wenige Unreinheiten, es gehen aber auch viele der wertvollen Inhaltsstoffe verloren. Bei den Proben allerdings, die nicht raffiniert wurden, konnten wir manchmal Rückstände aus dem Herstellungsprozess ausmachen, so zum Beispiel Spuren von Dieselöl", berichtet Krist. Was rät also die Expertin? "Qualitativ hochwertige Sheabutter zu kaufen lohnt sich, auch wenn diese vielleicht etwas teurer ist." (hm)
Das Projekt realisierte Sabine Krist im Rahmen des "Back-to-Research Grant". Dieser Grant geht an Wissenschafterinnen der Universität Wien, die ihre Karriere aufgrund von Pflege- und /oder Betreuungsaufgaben im Familienumfeld unterbrochen haben.