Vom Alltag eines Elefantenforschers

Pünktlich zum Welt-Elefanten-Tag (12. August) erreicht uns der zweite Feldbericht unserer ElefantenforscherInnen in Südafrika: Angela Stöger-Horwath und Anton Baotic beschreiben ihren Arbeitsalltag im Addo Elephant National Park.

Nach unserem ersten Beitrag wollten einige von euch wissen, wie sich unser Arbeitsalltag im Feld gestaltet. Wenn wir nicht gerade im weitläufigen Addo Elephant National Park unterwegs sind, konzentriert sich unser Leben auf ein wenige Quadratmeter großes "Basislager", eine Holzhütte im Addo Main Camp. Arbeitstisch, Bett, Kühlschrank und Waschraum: Hier haben wir alles, was wir für unseren Feldaufenthalt brauchen.

Unsere Arbeit orientiert sich am Tagesrhythmus der Elefanten und beginnt daher bei Sonnenaufgang. Nachts, wenn die Temperaturen fallen, verstecken sich die Tiere im Buschwald, der ihnen Wärme und auch Schutz vor Raubtieren bietet. Wenn die ersten Sonnenstrahlen das Buschland erwärmen, kommen sie an die Wasserlöcher, um ihren morgendlichen Durst zu stillen.

Zu diesem Zeitpunkt sitzen wir schon in unseren Autos und suchen den Nationalpark nach herumstreifenden Elefanten ab. Sie gehören zwar zu den größten Landsäugetieren der Erde, sind aber gar nicht so leicht zu finden, wie man vielleicht glaubt: Im dichten Buschwald sind sie selbst wenige Meter von der Straße nur sehr schwer auszumachen, und so kommt es häufig vor, dass wir unbemerkt an einem Tier vorbeifahren.

Noch bevor es morgens ins Feld geht, müssen wir alle über Nacht aufgeladenen Geräte anschließen und noch einmal auf ihre Funktionalität hin prüfen – so stellen wir sicher, dass im richtigen Moment nichts schief läuft. Wenn das Equipment einwandfrei funktioniert, geht es auch schon los. Unsere "Forschungsflotte" besteht aus zwei Fahrzeugen: dem Beobachtungsauto und dem Wagen mit dem Lautsprecher. Beide sind mit Funkgeräten ausgestattet, um eine stabile und schnelle Kommunikation bei der Suche nach Elefanten und eine reibungslose Koordination während der Experimente gewährleisten zu können. Denn für unsere Mobiltelefone gibt es hier in der Regel kein Netz.

Wenn wir einen Elefantenbullen gefunden haben, der für unseren Versuch in Frage kommt (u.a. muss er alt genug und gut sichtbar sein), startet unser Playback-Experiment. Und so funktioniert es: Zuerst wird das Beobachtungsauto so nah wie möglich am Elefanten positioniert. Über Funk erhält der Fahrer des Abspielwagens Anweisungen, in welche Richtung er den Lautsprecher positionieren soll, um die Playback-Stimuli so direkt wie möglich in Richtung des Tiers zu schicken.

Abgespielt werden Elefantenlaute von bekannten Gruppen im Nationalpark und Laute von unbekannten Individuen. Das Beobachtungsauto dokumentiert dann die Verhaltensreaktionen auf die Stimuli. Der Elefant soll dabei nicht merken, woher der Laut kommt, darum positionieren wir den Abspielwagen meist versteckt hinter einem Busch.

Mit unserem XXL-Lautsprecher ziehen wir natürlich viele fragende Blicke auf uns. Es vergeht kaum ein Tag, an dem wir nicht von ParkbesucherInnen angehalten werden, die wissen wollen, was es mit dem "Ding" unter der roten LKW-Plane auf sich hat. Die meisten erkennen natürlich gleich, dass es sich um einen riesigen Lautsprecher handelt, und einige Elefanten-Fans haben sofort richtig gefragt: "Können Sie damit auch die tiefen Töne abspielen, die wir Menschen nicht mehr wahrnehmen können?". Bei einem älteren Ehepaar hingegen hinterließ der Lautsprecher einen anderen Eindruck, denn sie fragten "Are you catching or releasing?" ("Fangen Sie ein oder lassen Sie frei?"). Bei so einer Frage muss man im ersten Moment natürlich schmunzeln – aber nach unserer kurzen Erklärung hat auch das Ehepaar mitgelacht. Fortsetzung folgt …


Was wäre eine Welt ohne Elefanten? Der Welt-Elefanten-Tag am 12. August will darauf aufmerksam machen, dass wild lebende Elefanten vom Aussterben bedroht sind – täglich werden rund 100 Afrikanische Elefanten von Wilderern getötet. Mehr Informationen

Das FWF-Projekt "Formantenvariationen und deren adaptive Relevanz bei Elefantenlauten" unter der Leitung von Dr. Angela Stöger-Horwath und Projektmitarbeit von Mag. Anton Baotic vom Department für Kognitionsbiologie der Universität Wien läuft seit März 2014 bis Februar 2017. Über ihre Feldarbeit im Addo Elephant National Park in Südafrika im August 2015 berichten die ForscherInnen wöchentlich im uni:view-Dossier "Feldnotizen aus Südafrika".