UniBRITE nach Schrecksekunde in bester Verfassung!

Trotz der unendlichen Weite des Weltalls können sich Satelliten gefährlich nahe kommen: Am 15. März befürchtete das UniBRITE-Forschungsteam schon das Schlimmste, denn der Satellit OSCAR-15 flog in nur wenigen Metern Abstand an UniBRITE vorbei.

Vor einem Monat starteten UniBRITE und BRITE-Austria (TUGSAT-1), die beiden baugleichen Nanosatelliten der Universität Wien und der TU Graz, von Indien aus erfolgreich in den Weltraum. Derzeit läuft die sogenannte "Kommissionierungsphase": Die Satellitenkomponenten werden schrittweise eingeschaltet und getestet. Beide Satelliten sind im Weltraum stabilisiert und bislang läuft alles... fast alles nach Plan: Schrecksekunden durchlebten die beteiligten WissenschafterInnen als der 1990 gestartete OSCAR-15-Satellit sich auf wenige Meter UniBRITE näherte und ein Zusammenstoß befürchtet wurde.

Die Satelliten sind inzwischen grob auf die kontinuierlich sichtbare Zone des "Satellitenhimmels" ausgerichtet. Dabei handelt es sich um jene kleine Zone, die für die Satelliten während ihres gesamten Bahnumlaufes für Testbeobachtungen zugänglich ist, wo also weder Sonne, Mond oder Erde die Sicht behindern. Der Auftrag der Nanosatelliten ist es, möglichst genaue Messungen von Sternintensitäten durchzuführen. Die geforderte Messgenauigkeit der Sternintensitäten wird durch Verteilen des Lichts auf mehrere Bildelemente des Detektors erreicht. "Dabei kommen CCD-Sensoren zum Einsatz, das sind lichtempfindliche elektronische Bauelemente wie sie bei vielen digitalen Kameras auch verwendet werden", erklärt Werner Weiss, Astrophysiker an der Universität Wien und Leiter der BRITE-Constellation.

Erste Bilder in zwei Wochen

Im Normalbetrieb ist ein Sternfeld nicht ununterbrochen beobachtbar, weil sich die Erde in das Gesichtsfeld schiebt. Der Satellit muss dann bei jedem erneuten Umlauf um die Erde neu ausgerichtet werden, wenn das Zielgebiet wieder sichtbar wird. "Deshalb testen wir zuerst die Präzisionspositionierungen von UniBRITE und BRITE-Austria", so Werner Weiss von der Universität Wien: "Dies ist Voraussetzung für die wissenschaftliche Nutzung beider Satelliten. UniBRITE wird plangemäß in etwa zwei Wochen die ersten Bilder aufnehmen und zur Bodenstation der Universität Wien schicken. Dann können wir mit unseren wissenschaftlichen Auswertungen starten."

Schrecksekunden bei Beinahe-Kollision mit anderem Satelliten

Bei all den guten Nachrichten gab es im Rahmen des Projekts aber einen Moment, bei dem den AstrophysikerInnen beinahe der Atem stillstand. "Am 15. März erreichte uns die Nachricht vom Joint Space Operations Center der US-Airforce in Kalifornien, dass sich der im Jahr 1990 gestartete OSCAR-15 Satellit auf 255 Meter unserem UniBRITE-Satelliten näherte. Dabei lag die Abschätzungsgenauigkeit nur wenig unter 100 Meter. Wir hatten große Befürchtungen, dass es einen Zusammenstoß im Weltraum geben könnte", so Werner Weiss. Zwei Tage später konnten die Angaben präzisiert werden. Die Distanz schrumpfte auf 178 Meter, aber die Unsicherheit lag nur noch bei etwa 10 Meter. Inzwischen ist bekannt, dass es keinen Zusammenstoß gab. Jedoch wird auch in Zukunft mit solchen Schockerlebnissen zu rechnen sein. (vs)