Neue Wolfsgeneration in Ernstbrunn
| 12. Juli 2016Das Wolfsforschungszentrum (WSC) freut sich über Neuzugang aus Kanada und Russland: Fünf Timberwölfe sind seit kurzem in Ernstbrunn (NÖ) angekommen. Verhaltensforscher Kurt Kotrschal berichtet für uni:view über ihre ersten Wochen im neuen Zuhause.
Foto: RoooBert Bayer
Friederike Range (li.) und Zsofia Virányi (re., beide Vet Med) und Kurt Kotrschal (Universität Wien) mit den beiden drei Wochen alten Timberwolf-Welpen Etu und Ela nach ihrer Ankunft aus Kanada. Range, Virányi und Kotrschal leiten das Wolfsforschungszentrum (WSC) in Ernstbrunn seit seiner Gründung im Jahr 2008 gemeinsam. Heute beschäftigt das WSC 20 MitarbeiterInnen und viele Studierenden und GastforscherInnen aus aller Welt.
Das Besondere am WSC ist unsere Arbeit mit je 17 Wölfen und 17 Hunden, die gleichartig aufgezogen und gehalten werden, was "faire" Vergleiche zwischen den geistigen Leistungen und der Fähigkeit zur Zusammenarbeit von Wölfen und Hunden möglich macht. Primäre Ziele sind neben der Top-Grundlagenforschung zu Wolf und Hund, sowie deren Beziehung zum Menschen die Information der Öffentlichkeit und die bestmögliche Haltung der Wölfe und Hunde in einer Partnerschaft auf Augenhöhe.
Foto: RoooBert Bayer
Vier der fünf neuen Welpen am WSC, im Alter von etwa sieben Wochen: Tekoa (Rüde, ganz vorne) und Maikan (Rüde, ganz hinten), beide aus einem Zoo in Russland. Etu (Rüde, zweiter von vorne) und Ela (Wölfin, dahinter), stammen beide aus einem Wolfspark in Kanada.
Menschenvertraute und kooperative Wölfe bekommt man nur durch sorgsame Handaufzucht, die bereits im Alter von zwei Wochen beginnen muss. Dazu leben Mitarbeiter des WSC mit den Welpen 24 Stunden pro Tag, 7 Tage pro Woche 6 Monate lang. Dann werden die Welpen in bestehende Rudel eingegliedert. Vom Welpenalter an wird mit den Wölfen und Hunden täglich gearbeitet, sie werden dabei niemals dominiert oder bestraft, sie werden ausschließlich durch Belohnung zur Zusammenarbeit beim Training und bei den diversen Tests motiviert, die ausschließlich auf freiwilliger Basis erfolgt.
Foto: RoooBert Bayer
Die sieben Wochen alten Timberwolf-Welpen Taima (Wölfin, links), Ela (Wölfin, Mitte) und Etu (Rüde, rechts) beim sanften Spiel; es geht natürlich auch viel wilder.
Am WSC wird von Anfang an ausschließlich mit Kanadischen Grauwölfen gearbeitet, da diesen der Ruf vorauseilt, ruhiger und angenehmer im Umgang zu sein als Eurasische Wölfe. Tatsächlich entwickeln sie sich nach sorgsamer Handaufzucht zu sehr verlässlichen Kooperationspartnern. Diese Wölfe können schwarzes, aber auch sehr helles Fell haben.
Foto: RoooBert Bayer
Ela (sieben Wochen alt, Wölfin) lugt aus einem Tagesversteck der Welpen im 3000m2 großen Aufzuchtgehege des WSC.
Insgesamt etwa 50.000 Quadratmeter Wolfsgehege des WSC liegen Naturwildpark Ernstbrunn, im hügeligen Eichenmischwald der Leiser Berge. Wir bieten damit unseren Tierpartnern große, gut gegliederte Lebensräume. Zu den Öffnungszeiten des Parks (ganze Woche, außer Montag) kann man die Wölfe und Hunde des WSC besuchen.
Der sieben Wochen alte Welpe Etu begrüßt Kurt Kotrschal auf Wolfsart mit Küsschen, während sich Maikan etwas vorsichtiger nähert. An der Handaufzucht sind vor allem die LeiterInnen des WSC, sowie die sechs TrainerInnen beteiligt, da man mit Wölfen besonders dann problemlos arbeiten kann, wenn man sich mit ihnen bereits in ihrem Welpenalter sozialisiert hat. (Foto: RoooBert Bayer)
Foto: K. Kotrschal
Nach wildem Spiel in der Abenddämmerung begaben sich die sieben Wochen alten Welpen in den Aufzuchtraum um in Körperkontakt neben der Matratze des anwesenden Aufziehers (in der Nacht vom 4. auf 5. Juli Kurt Kotrschal) ein erstes Nachtschläfchen zu halten. Man wacht allerdings mehrmals pro Nacht auf, um zu spielen oder ein Fläschen Welpenmilch vom Aufzieher zu bekommen.
Zum Autor: Univ.-Prof. Mag. Dr. Kurt Kotrschal ist der Leiter der Core Facility KLF für Verhaltens- und Kognitionsbiologie sowie stv. Leiter des Departments für Verhaltensbiologie an der Universität Wien. Seit 2008 ist er Co-Leiter des Wolfsforschungszentrum (WSC).