"Meine Forschung": Über die Kommunikation zwischen Kirche und Medien

Wie verständigungsorientiert sind die Medien bei kirchlichen Themen? Stephanie Luttitz untersucht in ihrer Dissertation an der Universität Wien, wie die katholische Kirche in den Printmedien dargestellt wird und misst gleichzeitig die Qualität des Diskurses zwischen den Medien und der Kirche.

JournalistInnen und kirchliche VertreterInnen fühlen sich oft voneinander missverstanden und berichten von Kommunikationsproblemen bis hin zu vollständiger Ablehnung jeglichen Kontakts. Im Rahmen ihrer Dissertation am Institut für Publizistik- und Kommunikationswissenschaft der Universität Wien will Stephanie Luttitz die Verständigungsleistung von JournalistInnen im Umgang mit religiösen bzw. kirchlichen Themen genauer analysieren.

Medienberichterstattung in Zeiten kirchlicher Umbrüche


Dabei fokussiert sich die junge Kommunikationswissenschafterin auf die Berichterstattung in deutschen (FAZ, SZ, Bild, taz) und österreichischen Printmedien (Standard, Kurier, Presse, Krone) in den Jahren 2012 bis 2014. In dieser Phase kirchlicher Umbrüche wurden der Papstrücktritt von Benedikt XVI. und die Wahl des neuen Papstes Franziskus umfassend thematisiert. Hier hat sich Luttitz zufolge ein Wandel der Fundamentalkritik in den Medien bei Papst Benedikt XVI. hin zu mehr Anerkennung vollzogen; Papst Franziskus wurde als "Medienliebling" positioniert.

Qualität in der Kommunikation messen


Im Zentrum ihrer Forschungsarbeit steht aber nicht das Thema "Positionierung des Papstes", sondern die Kommunikation zwischen den Medien und der Kirche: "Mich interessiert, wie die Berichterstattung dazu beiträgt Diskurse zu fördern".

Im uni:view-Dossier "Meine Forschung" stellen DoktorandInnen der Universität Wien ihre Forschungsprojekte vor. Das Dossier läuft in Kooperation mit dem DoktorandInnenzentrum.

Stephanie Luttitz will die Qualität des öffentlich geführten Diskurses über die Kirche in den Zeitungsartikeln messen. Dies tue sie, indem sie die Medienbeiträge im Hinblick auf die Kategorien "Begründungsniveau", "Lösungsvorschlag", "Respekt" sowie "Zweifel" analysiere, sagt Luttitz und erklärt: "Als erstes wird die jeweilige Position, also Meinungen oder Einstellungen des Kommunikators zu dem Thema des jeweiligen Artikels analysiert."

"Reaktionärer alter Sack"

Ein Diskurs gilt den Kommunikationswissenschaftern Burkart, Russmann und Grimm zufolge dann als qualitativ hochwertig, wenn die Positionen zusätzlich begründet, bei strittigen Themen Lösungsvorschläge geäußert werden und die Kommunikation von Respekt geprägt ist." Die taz schreibt am 15. März 2013 über den neu gewählten Papst Franziskus: "Der neue Papst ist, den bislang vorliegenden Informationen nach zu urteilen, ein reaktionärer alter Sack wie sein Vorgänger." Stephanie Luttitz dazu: "Dieses Beispiel zeigt, dass die Position des Journalisten nicht spezifisch begründet ist und zudem nicht respektvoll formuliert ist."

"Zweifel" können beispielweise im Zusammenhang mit der Wahrheit oder Verständlichkeit von Aussagen auftreten: "Hier stellt sich die Frage, wie häufig und in welchem Zusammenhang Zweifel gegenüber KommunikationspartnerInnen oder Themen geäußert werden und was das für ihren Dialog bedeutet", so die Nachwuchsforscherin, die anhand der untersuchten Kategorien aufzeigen möchte, ob der Diskurs zwischen Kirche und den Medien problem- oder lösungsorientiert abläuft.

Bereits im Rahmen ihrer Magisterarbeit, die 2014 im AV Verlag veröffentlicht wurde, hat sich Stephanie Luttitz mit der Mediendarstellung der katholischen Kirche beschäftigt und die deutschen Qualitäts- und Boulevardzeitungen FAZ, SZ, taz und Bild analysiert. Zum Buch


"Dieses Verfahren kann zukünftig auch auf andere Bereiche, die von Kommunikationsproblemen berichten – z.B. zwischen ForscherInnen und Medien – angewendet werden", so Stephanie Luttitz, die zusätzlich zu dieser inhaltlichen Analyse der Printberichterstattung zum Thema in Deutschland und Österreich auch ExpertÍnneninterviews mit PR-SprecherInnen der katholischen Kirche und JournalistInnen führt – "um einen Einblick in ihre persönliche Kommunikation zu bekommen", präzisiert sie.

Habermas und sein Konzept von Verständigung

Theoretisches Fundament der Doktorarbeit bildet die "Theorie des kommunikativen Handelns" von Jürgen Habermas. "Der Kommunikationswissenschafter Roland Burkart zeigt in seinem Konzept zur 'Verständigungsorientierten Öffentlichkeitsarbeit', dass die Theorie von Habermas teilweise empirisch anwendbar ist und Aufschluss über mögliche Schwachstellen in den PR-Strategien geben kann", erläutert Luttitz: "Schließlich steht bei PR-Aktivitäten die Verständigungsleistung im Vordergrund."

Die Doktorandin will zusätzlich den vom Kommunikationswissenschafter Jürgen Grimm entwickelten Qualitätsindex – der darauf abzielt, "Verständigung" messbar zu machen – auf den Diskurs über die katholische Kirche übertragen. "Es ist anzunehmen, dass u.a. die Kommunikation zwischen JournalistInnen und PR-SprecherInnen der Kirche einen Einfluss auf die Darstellung der Kirche in den Medien hat", so Stephanie Luttitz abschließend.

Mag. Stephanie Luttitz, Bakk. geb. in München, Deutschland; hat an der Universität Wien Publizistik- und Kommunikationswissenschaft mit dem Schwerpunkt Public Relations studiert. Ihre Dissertation zum Thema: "Der Diskurs zwischen der katholischen Kirche und den Medien in Deutschland und Österreich" wird von Prof. Jürgen Grimm am Institut für Publizistik- und Kommunikationswissenschaft der Universität Wien betreut.