Forschungszentrum für Wölfe und Hunde

Am 21. Oktober 2010 wird das Wolf Science Center (WSC) zur Erforschung der geistigen Leistungen und der Kooperationsfähigkeit von Wölfen und Hunden im niederösterreichischen Ernstbrunn eröffnet. Unter der Leitung der ForscherInnen Kurt Kotrschal, Friederike Range und Zsófia Virányi entstand ein weltweit einzigartiges Zentrum mit neuen Forschungsansätzen und ausgezeichneter Tierhaltung.

Wölfe sind wie Menschen hochsoziale Wesen und kooperieren bei der Jagd, bei der Aufzucht von Jungen und beim Verteidigen des Reviers. "Wahrscheinlich deshalb wurde der Wolf in Form des Hundes zum engsten tierischen Begleiter des Menschen. Daher ist es besonders interessant, zu erforschen, wie klug Wölfe sind - wie sie ihre geistigen Fähigkeiten einsetzen, wie sie ihre Zusammenarbeit organisieren und wie sich Wölfe von Hunden unterscheiden", erklärt Kurt Kotrschal vom Department für Verhaltensbiologie und einer der Initiatoren des Wolf Science Center.

Wölfe und Hunde nach gleichem Muster aufgezogen

Für ihre Forschung benötigen die WissenschafterInnen kooperative Wölfe und Hunde, die nach gleichem Muster aufgezogen und trainiert werden. "Durch Beobachtung alleine ist es unmöglich, auf die geistigen und psychischen Mechanismen der Tiere zu schließen. Daher arbeiten wir derzeit mit elf gut trainierten und kooperativen Timberwölfen sowie vier Hunden, die wie Wölfe aufgezogen und trainiert werden", sagt Kotrschal. In zwei Jahren sollen es bereits 20 Wölfe und ebenso viele Hunde sein. Die Wölfe, darunter "Kaspar" und "Nanuk", hören auf ihre Namen, beherrschen etwa 20 unterschiedliche Kommandos und können an der Leine geführt werden.

Partner auf Augenhöhe

Ausgezeichnete Tierhaltung ist ein großes Anliegen des Forschungsteams. "Unsere Wölfe und Hunde betrachten wir als Partner auf Augenhöhe; die Tiere werden zu nichts gezwungen, das Training erfolgt ausschließlich über positive Anreize. Entsprechend gerne arbeiten die Wölfe und Hunde mit uns. Sie bekommen damit jene Herausforderungen und Förderungen, die Wölfen in Gehegehaltung allzu oft fehlen", erläutert Kotrschal. Im Wildpark Ernstbrunn, nur 40 Kilometer von Wien entfernt, entstanden Großgehege für Wolfs-und Hunderudel sowie ein Arbeitsgebäude und ein Testgehege. Dieses ermöglicht BesucherInnen, die Forschung an Wölfen und Hunden hautnah zu erleben. Ab Herbst stehen den Wölfen 16.000 m² Fläche zur Verfügung, den Hunden weitere 4.000 m². Führungen werden an Wochenenden angeboten.

Über das Wolf Science Center

Das Wolf Science Center wurde vor drei Jahren als Verein von Kurt Kotrschal vom Department für Verhaltensbiologie sowie Friederike Range und Zsófia Virányi vom Department für Kognitionsbiologie gegründet - WissenschafterInnen mit jahrelanger Erfahrung in Verhaltens- und Kognitionsforschung an Affen, Hunden, Vögeln und Wölfen. Sie forschen zu den biologischen Wurzeln der Kooperation beim Menschen ebenso wie zu Grundlagen für die Beurteilung von wildlebenden Wölfen und zum Konfliktmanagement zwischen Wölfen und Menschen. (ad)