EU-Netzwerk COST: Neue Lebensformen im Fokus

Bio-Objekte wie Stammzellen, genetisch veränderte Organismen oder Hybride stehen im Mittelpunkt des EU COST-Netzwerks "Bio-Objects and their Boundaries: Governing Matters at the Intersection of Society, Politics and Science". Ein interdisziplinäres ForscherInnenteam aus 14 Ländern untersucht bis Dezember 2014 die verschiedenen gesellschaftlichen und politischen Rahmenbedingungen im Umgang mit diesen neuen Lebensformen.

Inwieweit kommt es durch neue Lebensformen zu einer Verschiebung der Grenzen zwischen Mensch-Tier oder organisch-nichtorganisch? Wie gehen EU, Nationalstaaten und Labors mit diesen sogenannten "Bio-Objekten" um? Diese und andere Fragen bilden den Kern des EU-Netzwerks "Bio-objects and their Boundaries: Governing Matters at the Intersection of Society, Politics, and Science", das im Rahmen des COST-Programms gefördert wird. Die Koordination des Projekts liegt bei Ingrid Metzler von der Forschungsplattform Life-Science-Governance der Universität Wien sowie dem Soziologen Andrew Webster von der University of York.

Offenes und interdisziplinäres Netzwerk

"Stammzellen, genetisch veränderte Pflanzen, Krebszellen, künstliche Embryonen oder Chimären entstehen auf unterschiedliche Weise im Labor. Sie sorgen dabei nicht nur für gesellschaftliche Kontroversen, sondern stellen auch unsere gängigen Vorstellungen von Leben in Frage", erklärt die Politologin Ingrid Metzler. Über 30 JungwissenschafterInnen aus 14 Ländern sind an dem EU-Netzwerk beteiligt und untersuchen Bio-Objekte aus verschiedenen Perspektiven; die Fachbereiche reichen dabei von Soziologie und Anthropologie über Gender Studies und Politikwissenschaften bis hin zu Science and Technology Studies und Lebenswissenschaften. "Unser Netzwerk ist für JungforscherInnen aus allen Disziplinen offen, die sich in ihren Arbeiten mit Bio-Objekten beschäftigen", so Metzler.

Das COST-Programm – zusammen mit EUREKA und dem EU-Rahmenprogramm eine der drei "Joint European Research Initiatives" – versteht sich als umfassende Netzwerkförderung. "Gerade als JungwissenschafterInnen sind wir besonders glücklich, dass unser Projekt in diesem doch sehr kompetitiven Umfeld bewilligt wurde", freut sich die Nachwuchsforscherin über die Möglichkeit, das ambitionierte Vorhaben – nämlich die Bündelung von interdisziplinären Forschungen zu Bio-Objekten – umzusetzen. "Mit der Finanzierung durch COST können wir Konferenzen, Workshops, Treffen zwischen WissenschafterInnen und auch Publikationen realisieren", so Metzler.

Wissen bündeln

"Es existiert bereits viel Forschung zum Thema", fährt die Wissenschafterin fort: "Was an unserem Netzwerk jedoch wirklich neu ist, ist der Versuch, dieses derzeit noch sehr verstreute Wissen zu bündeln." Das Netzwerk gliedert sich dabei in drei Arbeitsgruppen, die jeweils spezifische Themen rund um Bio-Objekte behandeln. Die erste Arbeitsgruppe hat Grenzverschiebungen zum Thema; die zweite nimmt Governance von Bio-Objekten genauer unter die Lupe. In der dritten AG, in der von der Universität Wien neben Ingrid Metzler noch Niki Vermeulen vom Institut für Wissenschaftsforschung mitarbeitet, stehen gesellschaftliche Kontexte und Verschiebungen im Fokus.

Jede der Arbeitsgruppen setzt sich aus WissenschafterInnen verschiedener Disziplinen zusammen, um so möglichst viele Perspektiven zu involvieren. "Wir bringen nicht nur verschiedene ForscherInnen und ihre Ansätze an einen Tisch, sondern auch die Bio-Objekte selbst", erklärt Metzler die Struktur des Netzwerks: "Wir fragen uns zum Beispiel: Wo sind Gemeinsamkeiten bzw. die Unterschiede von Stammzellen und manipulierten Nahrungsmitteln? Spannend zu beobachten sind auch die verschiedenen Regulierungsmechanismen, also wie der Staat oder die Labors selbst mit den Bio-Objekten umgehen."

Treffen und Austausch

Schon im Mai dieses Jahres ist eine Konferenz in Wien geplant, zu der die am Projekt beteiligten JungwissenschafterInnen zusammenkommen, um sich über die neuesten Forschungsergebnisse auszutauschen. "Wir veranstalten jährlich mehrere Events wie Workshops, Vorträge, etc., die für alle am Thema 'Bio-Objekte' Interessierten offen sind", erklärt Ingrid Metzler: "Da es sich um ein offenes Netzwerk handelt, freuen wir uns, wenn weitere WissenschafterInnen mitmachen und sich einbringen." (td)

Kick-off Conference of COST Action IS1001: Bio-objects and their Boundaries: Governing Matters at the Intersection of Society, Politics and Science
Mittwoch, 18. Mai 2011, 9 bis 18 Uhr
Aula am Campus der Universität Wien, Hof 1
Spitalgasse 2, 1090 Wien

Das Projekt "Bio-objects and their Boundaries: Governing Matters at the Intersection of Society, Politics, and Science" – Laufzeit von Dezember 2010 bis Dezember 2014 – wird im Rahmen des EU-Programms COST gefördert. Die Koordination liegt bei Mag. Ingrid Metzler von der Forschungsplattform Life Science Governance an der Universität Wien und Prof. Andrew Webster von der University of York. Von der Universität Wien ist neben Ingrid Metzler auch noch Dr. Niki Vermeulen am Institut für Wissenschaftsforschung, am COST-Projekt beteiligt.