Ein Netzwerk zur Bewegungsförderung

Im Rahmen des EU-Projekts "PASEO" erstellten Michael Kolb, Rosa Diketmüller und Christina Steininger vom Institut für Sportwissenschaft einen "Wiener Aktionsplan zur Förderung von Bewegungs- und Sportaktivitäten älterer Menschen". Gemeinsam mit dem Kooperationspartner, der Wiener Gesundheitsförderung (WiG), wurden erste Maßnahmen zur Mobilisierung von älteren – insbesondere bisher inaktiven – Menschen gesetzt. Finanziert wurde das internationale Projekt, an dem Partner aus 15 europäischen Staaten teilnahmen, aus Mitteln der Generaldirektion Gesundheit und Verbraucher der Europäischen Kommission.

"Der Ausgangspunkt ist allseits bekannt: Immer mehr Menschen leben immer länger. Gleichzeitig sehen wir, dass Bewegungsaktivitäten – ein wichtiges Mittel zur Gesundheitsförderung – über den Lebenslauf drastisch abnehmen", schildert Michael Kolb. Oft fehlen die Rahmenbedingungen für ein aktives Altern: "Damit Bewegungsinitiativen erfolgreich sein können, wird in der Gesundheitsförderung die sogenannte 'Health-in-all-policies'-Strategie empfohlen: die Unterstützung einer gesundheitsorientierten Lebensführung in verschiedenen Bereichen. Damit das gelingt, braucht es eine Vernetzung diverser Politikfelder – wie Sport, Gesundheit, Infrastruktur."

Ziel des von der Universität Erlangen-Nürnberg koordinierten EU-Projekts war es daher, die in den teilnehmenden Ländern vorhandenen Kapazitäten zur Förderung von Bewegungsaktivitäten älterer Menschen zu erfassen, vernetzende Strukturen aufzubauen sowie die Implementierung von Aktionsplänen zu begleiten. Das österreichische Projektteam – Michael Kolb, Rosa Diketmüller und Christina Steininger vom Institut für Sportwissenschaft – setzte sich nun mit der Erstellung des sogenannten PASEO-Aktionsplans zum Ziel, ältere Menschen in Wien dazu anzuregen, bewegungsaktiver zu werden.

 "Die erarbeiteten Maßnahmen zielen zum einen darauf ab, den Zugang zu Bewegungsaktivitäten im unmittelbaren Wohnumfeld der älteren Menschen zu vereinfachen – Barrieren sind hier beispielsweise fehlende öffentliche Toiletten und zu wenige Sitzgelegenheiten. Zum anderen ging es darum, vorhandene Bewegungsangebote diverser Organisationen sichtbarer zu machen und Kooperationen zu initiieren, um die Angebote gemeinsam zu verbessern", fasst Christine Steininger zusammen.

Capacity Building: AkteurInnen vernetzen

Um erfolgreich vernetzend agieren zu können, haben die SportwissenschafterInnen mit der Wiener Gesundheitsförderung (WiG), einer gemeinnützigen Gesellschaft der Stadt Wien, kooperiert. Der gemeinsamen Einladung, am Aktionsplan mitzuwirken, folgten zahlreiche AkteurInnen und Organisationen, die einen Bezug zu Bewegungsaktivitäten älterer Menschen sowie der bewegungsfreundlichen Gestaltung des öffentlichen Raums haben: von Bildungsanbietern wie den Wiener Volkshochschulen und dem Katholischen Bildungswerk der Diözese Wien über karitative Verbände, Sportorganisationen und Magistratsabteilungen bis hin zu PensionistInnenverbänden.

Pilotprojekt: Erhebung von Angeboten im 20. Bezirk

"Die im Aktionsplan erarbeiteten Maßnahmen verfolgen das Ziel, flächendeckend Bewegungsangebote und Bewegungsgelegenheiten für ältere Menschen zu etablieren, die gut zu Fuß bzw. mit öffentlichen Verkehrsmitteln erreichbar sind", erklärt Steininger. Am Anfang von PASEO stand daher ein Pilotprojekt, im Rahmen dessen die Sportwissenschafterin den Ist-Stand an Angeboten in einem Wiener Gemeindebezirk, der Brigittenau, erhob. Da eine erste Internetrecherche wenige Ergebnisse brachte, entschied sich Steininger für eine "Begehung" des Bezirks: "Mit der Unterstützung von Studierenden hat es drei Monate gedauert, den 20. Bezirk abzugehen. Wir haben 333 Bewegungsangebote ausfindig gemacht, zwölf explizit für SeniorInnen, alle anderen eher unspezifisch altersübergreifend."

Aktionsfelder …

Nach diesem ersten Einblick in die vorhandene Infrastruktur eines ausgewählten Bezirks, beginnenden Vernetzungsgesprächen mit relevanten AkteurInnen und einer Fokusgruppen-Diskussion mit älteren Menschen aus Wien wurden von den am Netzwerk beteiligten ExpertInnen insgesamt 24 Maßnahmen in den Aktionsfeldern "Vernetzung und Information", "Angebot und Anbieter" und "Öffentlicher Raum" erarbeitet.

… und Maßnahmen

In Zusammenarbeit mit der WiG sind einige dieser Maßnahmen bereits umgesetzt worden, andere sind in Arbeit. Ein wichtiger Punkt ist die Überarbeitung der stark frequentierten Website des SeniorInnenbüros der Stadt Wien, auf der alle Bewegungsangebote bzw. AnbieterInnen zentral auffindbar sein sollen. Darüber hinaus beinhaltet der Aktionsplan die Einrichtung von Informationsstellen in den Bezirken. Weiters wurden Mindeststandards für spezifische Ausbildungsprogramme sowie ein Katalog an Standards zur altersbewegungsfreundlichen Gestaltung des öffentlichen Raums erarbeitet.

"Es gelang uns, einen intensiven und produktiven Austausch zwischen AkteurInnen aus ganz unterschiedlichen Sektoren anzustoßen und erste Umsetzungen zu begleiten. Das EU-Projekt ist abgeschlossen, das Netzwerk wird jedoch von der Wiener Gesundheitsförderung weitergetragen. Als BeraterInnen sind wir natürlich weiterhin dabei", freut sich Kolb. Auf europäischer Ebene wurden die Ergebnisse im Rahmen einer Abschlusskonferenz in Brüssel präsentiert und diskutiert. Die Resultate und Erfahrungen aus dem "Capacity Building-Prozess" sind darüber hinaus in Länderberichten festgehalten und sollen als Grundlage für zukünftige Maßnahmen dienen. (dh)


Univ.-Prof. Mag. Dr. Michael Kolb, Ass.-Prof. Mag. Dr. Rosa Diketmüller und Mag. Christina Steininger forschen und lehren am Institut für Sportwissenschaft des Zentrums für Sportwissenschaft und Universitätssport. Der Wiener Aktionsplan "PASEO – Bewegtes Altern in Wien" ist im Rahmen des EU-Projekts "PASEO – Building Policy Capacities for Health Promotion through Physical Activity among Sedentary Older People" entstanden. Das von der Generaldirektion Gesundheit und Verbraucher der Europäischen Kommission geförderte Projekt lief von Jänner 2009 bis Juni 2011.