Der Nationalratswahlkampf 2013 in den Medien (Teil 2)

Erste Analyse nach rund vier Wochen Nationalratswahlkampf: KommunikationsforscherInnen der Universität Wien liefern – im Rahmen des Nationalen Forschungsnetzwerks AUTNES – Auswertungen zur Medienpräsenz von SpitzenkandidatInnen und Parteien.

Die ersten drei Augustwochen sind vergleichsweise ruhig verlaufen, in der dritten Woche ging das Medieninteresse an allen SpitzenkandidatInnen sogar zurück – allein Frank Stronach gewann in dieser Woche an Präsenz. Mit dem 21. August zieht der Wahlkampf in der Medienberichterstattung deutlich an: Die Kandidaten der Koalitionsparteien können sich von durchschnittlich 26 Beiträgen pro Tag auf 46 (Werner Faymann) bzw. von 22 auf 41 Beiträge (Michael Spindelegger) steigern. Frank Stronach und Heinz-Christian Strache können ihre Medienpräsenz gegenüber den ersten drei Wochen jeweils mehr als verdoppeln (von im Schnitt 12 auf 33 bzw. 31 Beiträge pro Tag). Dies gilt auch für Eva Glawischnig und Josef Bucher (von 8 bzw. 6 auf 19 Beiträge pro Tag), allerdings liegen sie damit immer noch deutlich hinter den Spitzenkandidaten der anderen wichtigen Parteien.
Auffällig ist die große Bedeutung der TV Konfrontationen für die Medienaufmerksamkeit, mit deren Hilfe es Strache, Stronach und Glawischnig sogar kurzzeitig gelingt, Faymann und Spindelegger in der Medienpräsenz einzuholen, z.T. sogar zu überrunden.



Entwicklung der Anzahl der Beiträge mit Nennung der SpitzenkandidatInnen der wichtigsten Parteien in den österreichischen Kernmedien (1. August bis 4. September 2013)


Meistens müssen sich die SpitzenkandidatInnen die Medienaufmerksamkeit mit ihrer unmittelbaren Konkurrenz teilen. Im Schnitt bezieht sich nur ein Drittel der Beiträge auf ausschließlich einen Kandidaten oder eine Kandidatin. Dies gilt insbesondere für Josef Bucher, der in weniger als einem Viertel der Beiträge exklusiv im Fokus steht. Sowohl Werner Faymann als auch Frank Stronach stehen dagegen wesentlich häufiger alleine im Rampenlicht (38 Prozent bzw. 44 Prozent der Beiträge zum jeweiligen Spitzenkandidaten).


Anteil der Beiträge über ausschließlich ein/e SpitzenkandidatIn (im Verhältnis zu allen Beiträgen mit seiner/ihrer Nennung)


Die Medienpräsenz der Parteien ist im gesamten Zeitraum deutlich stabiler. An erster Stelle liegt hier die ÖVP mit im Schnitt 106 Beiträgen pro Tag, dicht gefolgt von der SPÖ (92 Beiträge). Mit Abstand folgen die Grünen (52 Beiträge) und die FPÖ (47 Beiträge). Das Team Stronach kommt auf lediglich 36 Beiträge pro Tag, am geringsten ist das Medieninteresse am BZÖ mit ca. 21 Beiträgen pro Tag. Die Sichtbarkeit der Parteien steht überwiegend in einem engen Verhältnis zur Sichtbarkeit ihrer Spitzenkandidaten und –kandidatinnen, am geringsten ist dieser Zusammenhang für die Grünen (Korrelation von r=.65), am stärksten für das Team Stronach (r=.96). Die TV-Konfrontationen wirken sich zwar auch spürbar auf die Sichtbarkeit der Oppositionsparteien aus, die Spitzenposition der Regierungsparteien im Medieninteresse wird dadurch jedoch nicht angefochten.



Entwicklung der Anzahl der Beiträge mit Nennung der wichtigsten Parteien in den österreichischen Kernmedien (1. August bis 5. September 2013)

Die Auswertung basiert auf Beiträgen mit Nennungen der österreichischen Parteien in den Gesamtausgaben der Zeitungen Der Standard, Die Presse, Salzburger Nachrichten, Kronen Zeitung, Heute, Österreich, Kurier und Kleine Zeitung, sowie in den verschiedenen Ausgaben der ZIB (ORF) und ATV Aktuell, ProSieben/Sat.1 Austria News im Zeitraum 1. August bis 4. September 2013 (N=8.833).


Im Teilprojekt "Media Side" im Rahmen des Forschungsnetzwerks AUTNES nehmen Klaus Schönbach, Vorstand des Instituts für Publizistik- und Kommunikationswissenschaft, Katharina Kleinen-von Königslöw und ihr Team – Jakob-Moritz Eberl, Martin Haselmayer, Carina Jacobi und Ramona Vonbun – eine Medienanalyse zur Nationalratswahl 2013 vor: flächendeckend von den einzelnen Bezirksblättern über TV und Radio bis hin zu Online-News.
Zum Artikel "Wie Österreich wählt. Die Megastudie"



Gastbeitrag von Klaus Schönbach, Katharina Kleinen-von Königslöw, Jakob-Moritz Eberl, Martin Haselmayer, Carina Jacobi und Ramona Vonbun