Zweiter Platz für das Ruderteam der Uni Wien in Venedig

Die Rudermannschaft der Universität Wien belegte heuer den 2. Platz bei der historischen "Regata Storica" in Venedig. Trainer Philipp Kornfeind vom Institut für Sportwissenschaft berichtet für uni:view vom Rennen am Canal Grande, bei dem auch Rektor Engl der Mannschaft einen Besuch abstattete.

Das Ruderteam der Universität Wien hatte dieses Jahr die ehrenvolle Aufgabe, unsere Alma Mater Rudolphina bereits zum sechsten Mal bei der historischen "Regata Storica" in Venedig zu vertreten. Die Università Ca’ Foscari (Venedig) veranstaltet seit 2011 diesen elitären Ruderbewerb und hat in der Vergangenheit lediglich ausgewählte nationale und internationale Universitätsmannschaften dazu eingeladen. Eine Teilnahme bei dieser exklusiven Veranstaltung ist daher an sich schon etwas Besonderes, wenn dann auch noch in sportlicher Hinsicht performante Ergebnisse dabei entstehen, freut uns das umso mehr.

Höchstmaß an Konzentration und Geschick

Neben den klassischen Bewerben in Renngondeln erfolgen die Ruderrennen in eigens angefertigten Ruderbooten, den "Galeoni di Venezia" (Länge 11,5 Meter, Breite 1,65 Meter, Leermasse 760 kg). Die antike Konstruktionsweise sowie fehlende Rollsitze (es wird mit dem Gesäß auf einem Brett vor und zurück "gerutscht") stellen unser Team jedes Jahr vor eine schier unmögliche Aufgabe. Aufgrund der starken Fluktuation innerhalb der Mannschaft (Studierende unterschiedlicher Fachrichtungen und Semester) erlernen wir das Rudern in Venedig sozusagen immer wieder aufs Neue. Die Vorbereitung (es bleibt nur ein einziges Training kurz vor den Qualifikationsläufen) fordert daher ein Höchstmaß an Konzentration und Geschick bei der optimalen Auswahl der Sitzpositionen und diverser Bootseinstellungen.

Die Wettervorhersagen für den Samstag deuteten auf starke Regenfälle mit böigem Wind und lokalen Gewittern hin, ein für Ruderaktivitäten äußerst gefährliches Szenario. Sergio Barichello, der verantwortliche Rennleiter und sportliche Direktor, gab daher erst kurz vor dem Training auf der Nebeninsel "La Giudecca" (Sacca san Bagio) die Freigabe für die morgendliche Trainingsausfahrt. Dank zweier Ersatzleute und der Erfahrung der letzten Jahre gelang es uns in 90 Minuten eine performante Mannschaftsaufstellung zu eruieren, welche am Nachmittag bei den Qualifikationen an den Start ging.

Mit Hindernissen zu kämpfen

Die Wettersituation spitzte sich im Laufe des Tages derart zu, dass die Rennleitung eine verkürzte Qualifikation (reduzierte Anzahl an Rennen) sowie eine zeitliche Vorverschiebung um etwa eine Stunde ankündigte. Ein Los entschied, dass unser Team gegen die erfahrene Mannschaft aus Padua in zwei aufeinanderfolgenden Läufen antreten musste. Um faire Bedingungen für beide Teams zu gewährleisten, wurden zwischen den beiden Rennen die Boote gewechselt (unterschiedliches Alter) und die TeilnehmerInnen bekamen die jeweils andere Startbahn zugeteilt. Der erste Rennantritt begann zunächst mit einem Abbruch während der Startphase, da Padua stehen blieb und Protest einlegte (ungleiche Startaufstellung wurde reklamiert). Trotz weniger Sekunden bedeutet das bereits einen enormen Kraft-/Energieaufwand und kostet natürlich unnötig Substanz.

Beim darauffolgenden Versuch lief alles wie geplant und das Team der Universität Wien konnte das Rennen von Beginn an dominieren und als Erster die Distanz von etwa 350 Metern bewältigen. Nach einer sehr kurzen, wetterbedingten Verschnaufpause (ca. 10 Minuten), machten sich die beiden Mannschaften in den jeweils anderen Booten bereits wieder auf den Weg zum Start. Im zweiten und entscheidenden Qualifikationslauf gelang der Mannschaft erneut ein kontrolliertes Rennen und sie konnte die merkbar enttäuschten Gäste aus Padua erneut in die Schranken weisen. Dieses leistungsstarke Resultat garantierte den Einzug in das große Finale am Sonntag im Canal Grande.

Das Finale und Besuch vom Rektor

Mit hohen Erwartungen und noch höherem Respekt vor der venezianischen Mannschaft begannen sich unsere Studierenden am Sonntagnachmittag in den Räumlichkeiten des Palazzo Foscari (Hauptgebäude der Università Ca’ Foscari) aufzuwärmen. Der Besuch von Rektor Engl war für unsere Mannschaft eine ganz besondere Ehre und Würdigung ihres sportiven Engagements und sorgte für zusätzliche Konzentration in der Rennvorbereitung. Nach dem Erreichen des großen Finales war das weitere Ziel eindeutig den Titel nach Wien zu rudern, wenngleich das ein durchaus hochgestecktes Unterfangen bedeutete.

Bei der Anreise zum Start unter der Rialto Brücke ruderten wir mit reduzierter Leistung vom Ziel bei der Ca’ Foscari über die spätere Rennstrecke am Canal Grande etwa 750 Meter an dem zahlreich vertretenen Publikum vorüber. Um 18:30 Uhr erfolgte dann der Start bei dem die Venezianer einen Vorsprung von etwa einer viertel Bootslänge erruderten. Unser Team konnte mit einer deutlich niedrigeren Schlagzahl (=Frequenz an Ruderschlägen/Minute) dennoch die Geschwindigkeit der Gegner erreichen und bis etwa 400 Meter nach dem Start stabil halten.

Kurz nach der halben Renndistanz gelangen unsere Studierenden an deren physiologischen Grenzen und es kam zu einer geringfügigen Reduktion der Bootsgeschwindigkeit. Venedig fuhr wie eine von Motoren angetriebene Maschine unbeirrt über die Strecke weiter und konnte sich im weiteren Rennverlauf knapp über eine Bootslänge absetzen und siegte erneut in ihrer Paradedisziplin vor heimischen Publikum. Die ganzkörperliche Ausbelastung, welche speziell in lokalen Muskelgruppen unsagbare Schmerzen verursacht, erzeugt einen für außenstehende kaum nachvollziehbaren Belastungslevel. Man kann es zumindest ansatzweise in den Gesichtern unserer Mannschaft erahnen, was hier physisch aber auch psychisch geleistet wurde.

Resümee

Zusammenfassend kann man trotz erster Enttäuschung über den zweiten Platz mit den Resultaten äußerst zufrieden sein und stolz auf den diesjährigen Auftritt unseres Ruderteams zurückblicken. Immerhin trainieren die langjährigen Seriensieger monatelang (April-September) mehrmals wöchentlich in diesen Booten und haben verständlicherweise auch eine andere Ausgangslage als wir. Jedoch gilt es auch deren Leistung in höchstem Maße zu respektieren, da so eine dominante Leistung auch nicht einfach in den Schoß fällt.


Wir bedanken uns für die tolle Unterstützung seitens der Universität Wien, im Speziellen dem ZSU Wien, der Öffentlichkeitsarbeit sowie dem Veranstaltungsmanagement für deren wertvolle Zusammenarbeit. Ich persönlich bedanke mich sehr herzlich bei allen Beteiligten unserer Mannschaft für deren überdurchschnittliches Engagement im Namen der Universität Wien und freue mich auch künftig auf diese überaus positive Zusammenarbeit. Ihr habt uns mit eurem Auftreten und den sportlichen Höchstleistungen sehr stolz gemacht und unsere Alma Mater Rudolphina würdevoll auf internationaler Bühne vertreten! (Text: Philipp Kornfeind/red / Fotos: Ca' Foscari University of Venice/Philipp Kornfeind)

Die Mannschaft der Universität Wien:   
•    Julia Gesierich
•    Christoph Kornfeind
•    Philipp Kornfeind
•    Max Lehrer
•    Marion Mallweger
•    Pamina Pammer
•    Manuel Parg
•    Christian Pühringer
•    Mark Richter
•    Helene Schönthaler
•    Theresa Zekoll