Schimpansenforscherin Jane Goodall besuchte die Forschungsstation Haidlhof

Die weltbekannte britische Schimpansenforscherin Jane Goodall besuchte am Mittwoch, 1. Oktober, die Forschungsstation Haidlhof in Bad Vöslau. Am Haidlhof untersuchen ForscherInnen der Universität Wien und der Veterinärmedizinischen Universität Wien das soziale Verhalten von Vögeln und Freilandschweinen.

Begleitet wurde die renommierte britische Affenforscherin von Wissenschafts- und Forschungsminister Reinhold Mitterlehner, Landeshauptmann Erwin Pröll, Rektor Heinz Engl, Sonja Hammerschmid, Rektorin der Veterinärmedizinischen Universität Wien, und einigen am Haidlhof tätigen WissenschafterInnen. Für diese war der Besuch von Jane Goodall eine besondere Ehre und Motivation für ihre Forschungsarbeit.

Jane Goodall: Einsatz für den Natur- und Umweltschutz

Jane Goodall revolutionierte mit ihren Entdeckungen zum Schimpansenverhalten das Verständnis von Mensch und Tier. Sie dokumentierte zum ersten Mal, dass Tiere Werkzeuge herstellen und verwenden. Diese Fähigkeiten schrieb man bis zu diesem Zeitpunkt nur Menschen zu. Die weltweit anerkannte Primatologin mit engen Verbindungen nach Österreich setzte mit ihrer Erkenntnis neue Maßstäbe in der Verhaltensforschung.

"Wissenschaft ebnet den Weg für Neues. Forschungsergebnisse besitzen die Kraft, eine Gesellschaft und deren Umgang mit Tieren zu verändern. Je mehr wir über Tiere, ihre Fähigkeiten und Bedürfnisse wissen, desto besser können wir sie schützen", erläutert Jane Goodall. Die Britin ist UN-Friedensbotschafterin und wurde für ihre Forschung international ausgezeichnet u.a. mit dem Konrad-Lorenz-Preis der Republik Österreich.
 
Verhaltensforschung in Österreich

Im Bereich der Verhaltensforschung findet Österreich internationale Aufmerksamkeit. "Durch den starken internationalen wissenschaftlichen Austausch wird die österreichische Tradition der Verhaltensforschung am Haidlhof auf hohem Niveau weitergeführt. Zudem ist die Anlage auch ein Beispiel für gelebte Kooperation zwischen Disziplinen und Standorten", so Vizekanzler und Wissenschaftsminister Reinhold Mitterlehner.

Im Rahmen der letzten Kooperationsausschreibung der Hochschulraumstrukturmittel 2013 haben die Universität Wien und die Veterinärmedizinische Universität für das Projekt "Verbesserung der Infrastruktur der Forschungsstation Haidlhof" den Zuschlag von 1,26 Millionen Euro erhalten. Allein 2015 und 2016 werden rund 650.000 Euro in den Haidlhof investiert. "Die Bündelung der vorhandenen Ressourcen, etwa durch die gemeinsame Nutzung der Forschungsinfrastruktur, erhöht die internationale Sichtbarkeit und Schlagkraft der beteiligten Institutionen. Daher werden wir Kooperationen zwischen Universitäten, Fachhochschulen, Forschungseinrichtungen und der Wirtschaft weiter stärken", betont Mitterlehner.

International gefragte Forschungsstation

Die Forschungsstation Haidlhof ist das Ergebnis einer erfolgreichen Kooperation zwischen der Universität Wien und der Veterinärmedizinischen Universität Wien, die sich zu einem internationalen Aushängeschild für vergleichende Verhaltensforschung entwickelt hat. WissenschafterInnen aus Europa, Amerika, Asien und Australien erforschen am Haidlhof die Intelligenz und das soziale Verhalten von Bergpapageien, Raben und seit kurzem auch jenes von Freilandschweinen.

Verhalten und Kommunikation von Vögeln im Fokus

Die inhaltliche Federführung der Forschungsaktivitäten liegt bei drei anerkannten Biologen. Die interdisziplinären Teams um Ludwig Huber von der Vetmeduni Vienna und dem Messerli Forschungsinstitut, Thomas Bugnyar und ERC-Preisträger Tecumseh Fitch, beide vom Department für Kognitionsbiologie der Universität Wien, arbeiten hauptsächlich mit Vögeln, wie etwa den neuseeländischen Bergpapageien (Keas) und den heimischen Kolkraben. Den ForscherInnen stehen dafür weitläufige Volieren und ein Bioakustiklabor zur Verfügung. Im Mittelpunkt der Forschungsarbeit stehen sozio-kognitive Fähigkeiten der Vögel. Die WissenschafterInnen untersuchen, wie Vögel voneinander lernen, Probleme lösen, wie sie kooperieren und kommunizieren.

Neues Projekt mit Freilandschweinen

Seit kurzem widmen sich die ForscherInnen auch dem Verhalten von Hausschweinen, die als sehr soziale Tiere gelten. Dazu wurde mit Hilfe der schweizerischen Messerli-Stiftung ein Freilandgehege für rund 30 Kune Kune Schweine errichtet. Erforscht werden neben den sozio-kognitiven Fähigkeiten auch das Wohlbefinden und die Stressbelastung der Schweine.

Ob Vögel oder Schweine – die Erkenntnisse, die an der Forschungsstation Haidlhof gewonnen werden, tragen zu einem besseren Verständnis von Tieren bei und liefern einen wichtigen Beitrag zu einem wissenschaftsbasierten Tierschutz. Am Haidlhof wird besonderer Wert auf das Tierwohl gelegt. Kein Tier wird zu einem Test gezwungen, sie machen freiwillig mit. Trainiert werden sie mittels positiver Verstärkung.

Dynamischer Wissenschaftsstandort Niederösterreich

Die im Bezirk Baden gelegene Forschungsstation ist am Lehr- und Forschungsgut der Veterinärmedizinischen Universität Wien angesiedelt, die über mehrere Standorte in Niederösterreich verfügt. "Dank unserer Anstrengungen im wissenschaftlichen Bereich ist Niederösterreich heute ein Wissenschaftsland mit herausragenden Adressen, hervorragenden Institutionen und großartigen Köpfen. Zudem wird gezeigt, dass exzellente Forschung auch im ländlichen Raum möglich ist", konstatiert Landeshauptmann Erwin Pröll. (red)