Wissenschaftliche Bibliotheken im Nationalsozialismus

Am Dienstag, 22. Februar 2011, veranstaltet die Universitätsbibliothek Wien in Zusammenarbeit mit dem Österreichischen Staatsarchiv einen Workshop zur Rolle wissenschaftlicher Bibliotheken in der NS-Zeit. Unter dem Titel "Wissenschaftliche Bibliotheken im Umbruch 1938/1945" werden Projekte des Österreichischen Staatsarchivs sowie des Bibliotheks- und Archivwesens vorgestellt. Darauf folgende Vorträge beleuchten einzelne Bibliotheken sowie in jener Zeit handelnde Personen.

Österreichische Bibliotheken erhielten in der Zeit des Nationalsozialismus oft beschlagnahmtes Bibliotheksgut von aufgelösten Einrichtungen wie Vereinen oder Schulen und aus Enteignungen oder Zwangsverkäufen von Privatpersonen. Auch in den Beständen der Universitätsbibliothek Wien befinden sich nach aktuellem Wissensstand Bücher aus solchen bedenklichen Erwerbungsvorgängen. Der Workshop "Wissenschaftliche Bibliotheken im Umbruch 1938/1945" befasst sich mit der wissenschaftlichen Aufarbeitung dieser Zeit.

Systematische Aufarbeitung …

Die Veranstaltung wird von Maria Seissl, Leiterin der Universitätsbibliothek, und dem Generaldirektor des Österreichischen Staatsarchivs, Lorenz Mikoletzky, eröffnet. In einem ersten Teil stellt Gertrude Enderle-Burcel vom Österreichischen Staatsarchiv das Projekt "Verwaltung im Umbruch 1938/1945" vor, welches die Verwaltungsvorgänge vor und während des Zweiten Weltkriegs in Österreich aufarbeitet.

… der Verwaltungs- und Erwerbungspolitik zur NS-Zeit

Es folgt ein Vortrag von Markus Stumpf vom Bibliotheks- und Archivwesen der Universität Wien, der sich seit 2004 in einem Partnerprojekt der Aufarbeitung der Erwerbungspolitik an wissenschaftlichen Bibliotheken widmet. Das Projekt Provenienzforschung durchforstet systematisch die Eingänge aus den Jahren 1938 bis 1945 sowohl in der Hauptbibliothek, als auch in den Fachbereichs- und Institutsbibliotheken. "Die Universitätsbibliothek Wien ist die erste Universitätsbibliothek in Österreich, die sich dieser Verantwortung stellt und von sich aus aktiv an die Sache herangeht. Unser Ziel ist es, Klarheit über unrechtmäßige Bestände zu schaffen und diese gegebenenfalls zu restituieren", erklärt Maria Seissl.

"Bücher für den Endsieg"

Im zweiten Teil der Veranstaltung beleuchten verschiedene Vorträge einzelne Bibliotheken sowie handelnde Personen jener Zeit. Als eine der Vortragenden thematisiert Juliane Mikoletzky in ihrem Beitrag "Bücher für den Endsieg" die Rolle der Bibliothek der Technischen Hochschule in Wien. Elisabeth Dietrich-Schulz skizziert in einem Zwischenbericht Stand und Probleme der Forschung zur Parlamentsbibliothek zwischen 1933 und 1949. Die Veranstaltung endet in einer abschließenden Diskussion. Die Ergebnisse des Workshops werden voraussichtlich in Buchform veröffentlicht. (red)

Workshop "Wissenschaftliche Bibliotheken im Umbruch 1938/1945"
Dienstag, 22. Februar 2011, 9 bis 16 Uhr
Zeitschriftensaal Teinfaltstraße
Teinfaltstraße 8, 1010 Wien
Einladung und Programm (PDF)

Um Anmeldung wird gebeten (mailto:christa.fried@univie.ac.at).

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