Rupert Riedl Lecture: "The Music of Life"
| 08. März 2013Denis Noble sieht Gene als "Gefangene" des Organismus. Über seine revolutionäre Sicht auf das Leben spricht der renommierte Physiologe und Systembiologe in seinem Vortrag "The Music of Life and the Billion-year Dance of the Genes" am Montag, 18. März 2013, im Senatssaal der Universität Wien.
"Es geht um Integration, nicht um Reduktion": Denis Noble, der am 18. März die "Rupert Riedl Lecture in Science and Society 2013" hält, reinterpretiert biologische Fakten und Konzepte aus einem radikal neuen Blickwinkel. Anstatt sich dem Dogma des "egoistischen Gens" zu unterwerfen, sieht er Gene als kooperative Systeme des Körpers und bezeichnet das Genom als ein "Organ" der Zelle. Der Informationsfluss zwischen Genen und Organismus sei keine Einbahnstraße. "Vielmehr ist unsere DNA die Datenbank, aus der sich der Organismus die nötige Information holt", so Denis Noble.
Gene hätten wenig Gelegenheit, "egoistisch" zu sein – Denis Noble sieht sie eher als "Gefangene" des Organismus. Über diese revolutionäre Sicht auf das Leben spricht der emeritierte Professor der Universität Oxford in seinem Vortrag "The Music of Life and the Billion-year Dance of the Genes" am 18. März 2013 im Rahmen der "Rupert Riedl Lecture in Science and Society 2013" im Senatssaal der Universität Wien. Zum Programm |
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Neue Auffassungen zum Leben an sich
Die Systembiologie arbeitet mit integrativen Ansätzen, die komplexe Daten aus verschiedensten Quellen analysieren, evaluieren und rekombinieren und Computermodelle von einzelnen Organen generieren. Erkenntnisse zum Verhältnis zwischen Genom und Organismus beruhen auf der Systembiologie. Aber sie überschreiten bei weitem deren Grenzen. Nobles Argument lautet, dass "nicht die Gene uns, unseren Körper und Geist erschaffen haben", sondern dass sie sich nur gemeinsam mit dem lebenden System – das sie "interpretiert" – entwickeln konnten. Denis Noble stellt damit die vorherrschende Auffassung über das Leben an sich in Frage und zieht einen Kreis, der bis zur kulturellen Evolution reicht.
Physiologe und Systembiologe Denis Noble
Denis Noble ist ein international anerkannter Physiologe und Systembiologe. Er entdeckte den elektrischen Mechanismus in Herzzellen und entwickelte das erste mathematische Modell des Herzrhythmus. Diese Arbeit wuchs zu einem internationalen Projekt, dem "Physiome Project", in dem alle Organe des Körpers modelliert werden sollen. Noble ist der Präsident der International Union of Physiological Sciences und emeritierter Professor an der Universität Oxford. Sein populärwissenschaftliches Buch über die Prinzipien der Systembiologie "The Music of Life" wurde in zahlreiche Sprachen übersetzt.
Namensgeber Rupert Riedl
Die "Rupert Riedl Lecture in Science and Society 2013" ist nach dem Wiener Zoologen Rupert Riedl (1925-2005) benannt, der vor allem für seine Arbeiten auf dem Gebiet der Meeresforschung sowie zur Systemtheorie der Evolution und zur Evolutionären Erkenntnistheorie bekannt wurde. Der öffentliche Vortrag wird vom Department für Theoretische Biologie der Universität Wien gemeinsam mit dem Konrad Lorenz Institut für Evolutions- und Kognitionsforschung (KLI) organisiert. (red)
Rupert Riedl Lecture in Science and Society 2013:
The Music of Life and the Billion-year Dance of the Genes
Montag, 18. März 2013, 18 Uhr
Senatssaal, Hauptgebäude der Universität Wien
Universitätsring 1, 1010 Wien
Programm (PDF)
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