Ein Symposium unter feministischer Perspektive
| 22. April 2015Repräsentationen können Geschlechterverhältnisse widerspiegeln, aufbrechen oder auch erneut verfestigen. Das Symposium "Representation – Revisited" an der Universität Wien fragte nach Notwendigkeiten, Möglichkeiten und Herausforderungen von Repräsentationspolitiken.
In drei Vorträgen und intensiven Diskussionen setzten sich am Freitag, 17. April 2015 rund 100 SymposiumsteilnehmerInnen im Kleinen Festsaal der Universität Wien mit der Frage auseinander, welche Formen geeignet sein könn(t)en, um eine kritische Reflexion zu unterstützen.
Die Historikerin Gabriella Hauch von der Universität Wien stellte in ihrem Vortrag "Zukunft braucht Vergangenheit. Zur Perspektive der Frauen- und Geschlechtergeschichte" wichtige Kämpfe zur Inklusion von Frauen in die Universität Wien vor und betonte gleichzeitig die Herausforderungen im Umgang mit biografischen Repräsentationen: Erst die differenzierte Verortung von Frauengeschichte(n) im Rahmen der Strukturkategorie Geschlecht eröffne Ansätze zur De-Homogenisierung scheinbar weiblich determinierter (oft biologisierter) Merkmale der Diskriminierung. Einerseits laufe man Gefahr, dichotome Zuschreibungen zu verfestigen, andererseits sei die Sichtbarmachung von Frauen wichtig; dieser Paradoxie könne nur mit einem differenzierten Blick auf die Variabilitäten und verschiedene Performanzen begegnet werden.
Herausforderungen gewaltvoller und gewaltmächtiger Sprache
Die Philosophin Nikita Dhawan (Universität Innsbruck) machte in ihrem Vortrag zu "(Im)Possible Politics: The Representation of Violence and the Violence of Representation" die Verantwortung einer Stellvertretung bzw. des Sprechens von und für minorisierte Gruppen besonderes deutlich. In einer differenzierten Analyse zeichnete sie aber auch Herausforderungen gewaltvoller und gewaltmächtiger Sprache im gesellschaftlichen Diskurs nach und plädierte für einen kritischen Umgang mit eigenen Ideologien und eine kontinuierliche Aushandlung zwischen Schweigen und Sprechen.
Die Germanistin Anna Babka (Universität Wien) stellte in ihrem Vortrag zu "Vorteil und/oder Ambivalenz einer Politik der Sichtbarkeit (radical representations!?) Drei Szenen zu Radical Busts von Marianne Maderna" mit einer Kombination sprachlicher Ausdrucksformen den Zusammenhang zwischen Repräsentation und Identitätskonstruktion her. Radikale Formen des Schreibens ebenso wie "monströse" Repräsentationen liefern Potentiale zur kritischen Auseinandersetzung mit herrschenden Geschlechterkonstruktionen.
Abschlussveranstaltung der Installation "Radical Busts"
Das von Sigrid Schmitz und dem Referat Genderforschung organisierte Symposium fand als wissenschaftliche Abschlussveranstaltung zur Installation "Radical Busts" von Marianne Maderna (Kuratorin: Maia Damianovic) im Programmschwerpunkt "Geschlechtergerechtigkeit" des 650-Jahr-Jubiläums der Universität Wien statt.
Ergänzende Beiträge Studierender des Masterstudiums Gender Studies zum Thema "Repräsentation und Biografie" werden demnächst auf der Website des Referats Genderforschung veröffentlicht.
Organisation des Schwerpunkts Gendergerechtigkeit: AG "UniFrauenJubel": Das Team besteht aus Gabriella Hauch (Leitung), Nikolaus Benke, Elisabeth Holzleithner, Maria Mesner, Birgit Sauer, Sigrid Schmitz, Renée Schroeder, Ruth Wodak, Mischa Messer (Koordination).
Unterstützt werden die Veranstaltungen des Schwerpunkts Gendergerechtigkeit von der Vienna Insurance Group.