Ausstellungseröffnung: "Begegnung mit dem Autor"
| 17. Mai 2011
Die Ausstellung "Begegnung mit dem Autor – Porträts antiker Autoren in Büchern des 15.-18. Jahrhunderts" ist im Foyer der Universitätsbibliothek bis 31. Juli 2011 zu sehen.
Am Donnerstag, 19. Mai 2011, wird um 18.30 Uhr die Ausstellung "Begegnung mit dem Autor – Porträts antiker Autoren in Büchern des 15.-18. Jahrhunderts" im Kleinen Lesesaal der Universitätsbibliothek eröffnet. Im Rahmen der Eröffnungsveranstaltung liest Ondřej Cikán aus seinem ersten Roman "Menandros und Thaïs". Die Ausstellung ist im Foyer der Universitätsbibliothek bis 31. Juli 2011 zu sehen.
Im Anschluss an Roland Barthes, Michel Foucault, Julia Kristeva und Gérard Genette ist die Diskussion um "den Autor", seinen "Tod", seine "Rückkehr" und "Funktion" in den Geisteswissenschaften omnipräsent – auch an den geisteswissenschaftlichen Fakultäten der Universität Wien, wie allein ein Blick in die e-Publikationen akademischer Abschlussarbeiten zeigt. Aktuell wird dies am Institut für Klassische Philologie, Mittel- und Neulatein zum Anlass für eine Ringvorlesung mit abschließendem Workshop genommen: KollegInnen unterschiedlicher Disziplinen (Gräzistik, Latinistik, Germanistik, Romanistik, Anglistik, Sinologie, Musik- und Theaterwissenschaft) stellen diachron Konzepte von Autorschaft von Homer bis Elfriede Jelinek vor und vermitteln den Studierenden einen Eindruck von der Vielfalt der methodischen Zugänge.
Als Gegenpol zum Verschwinden des Autors in moderner Literaturwissenschaft soll die begleitende Ausstellung die Sehnsucht der LeserInnen nach dem Autor thematisieren: nach einem menschlichen Gegenüber "hinter dem Text", einem Partner in einem imaginären Dialog. Gerade wenn es sich um Schriftsteller aus weit zurückliegender Vergangenheit handelt, möchte man ihnen nicht nur in seinem Wort, sondern auch im Bild begegnen; besonders Darstellungen antiker Autoren können so zur Projektionsfläche für die LeserInnen und ihren eigenen zeitgebundenen Vorstellungen von Literatur und Autorschaft werden.
Erste illustrierte Vergilausgabe
Die Ausstellung präsentiert dafür Beispiele aus dem Altbuchbestand der Universitätsbibliothek: So zeigt die erste illustrierte Vergilausgabe (Strassburg: Johann Grüninger, 1502) den römischen Dichter als humanistischen poeta laureatus, der mit seiner Autorität die neuen Intellektuellen legitimieren soll (UBW II 357.963 ES). Das humanistische Bemühen um die Rekonstruktion des korrekten Autortextes verband sich auch mit dem Wunsch nach einer Vergegenwärtigung des Autors im archäologisch authentischen Bild: Mit der Publikation von Porträts nach Hermenbüsten oder Münzen wurde der Anspruch einer vollkommenen Renaissance der Antike, und damit einer Blüte von Bildung und Kultur in der eigenen Gegenwart erhoben (z.B. Fulvio Orsini, Imagines & elogia, UBW II 221.532).
Die Präsentation von Büchern aus dem Inneren der Universität, den Magazinen der Universitätsbibliothek, wird erweitert um Bilder vom Äußeren: das aus der üblichen Perspektive der PassantInnen nur eingeschränkt wahrnehmbare Bildprogramm des Universitätshauptgebäudes. Die Vorstellung dieses Programms gibt zugleich einen Einblick in aktuelle Forschung an der Universität Wien: Julia Rüdiger vom Institut für Kunstgeschichte, die diesen Part gestaltet hat, widmet sich in ihrer Dissertation dem Ferstelbau.
"Körper des Buchs" fühlen
Am Institut für Klassische Philologie, Mittel- und Neulatein werden die Bestände der Universitätsbibliothek regelmäßig als Anschauungsobjekte in Lehrveranstaltungen zur lateinischen Literatur der frühen Neuzeit genützt: sei es Literatur von und über Frauen, Mythologierezeption oder politische Dichtung im Dienst der Habsburger, der ungeahnte Reichtum der Bibliothek erlaubt es, passende Beispiele zu – fast – jedem Thema zu finden. Texte nicht nur in modernen Editionen zu lesen, sondern auch den "Körper des Buchs" zu fühlen und das frühneuzeitliche Buch in seinen medialen Eigenheiten zu "begreifen", hat für die Studierenden stets einen großen Reiz. Zudem sind derartige Exkursionen – für das im Hauptgebäude befindliche Institut sind es "Hausexkursionen" unter demselben Dach – dank des Entgegenkommens der Universitätsbibliothek unkompliziert zu organisieren. Ein herzliches Dankeschön an die Verantwortlichen, Pamela Stückler und Ortwin Heim, die solchen Unterricht ermöglichen.
Ass.-Prof. Mag. Dr. Elisabeth Klecker vom Institut für Klassische Philologie, Mittel- und Neulatein ist die Kuratorin der Ausstellung "Begegnung mit dem Autor".
Ausstellung "Begegnung mit dem Autor – Porträts antiker Autoren in Büchern des 15.-18. Jahrhunderts"
Universität Wien, Hauptgebäude
Kleiner Lesesaal der Universitätsbibliothek
Dr.-Karl-Lueger-Ring 1, 1010 Wien
Einladung zur Ausstellungseröffnung (PDF)
Nähere Informationen
Die Ausstellung ist im Foyer der Universitätsbibliothek bis 31. Juli 2011 zu sehen.
Ringvorlesung: "Fragen des Autors in antiker und nachantiker Literatur"
Studienprogrammleitung Altertumswissenschaften, Herbert Banner
Donnerstag, 13.30 bis 15 Uhr (letzter Termin: 30. Juni 2011)
Universität Wien, Hauptgebäude
Hörsaal 21, Hochparterre, Stiege 8
Dr.-Karl-Lueger-Ring 1, 1010 Wien
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Einladung_Autorenportr_E4ts.pdf
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