Vier Bände für ein Jahrhundert
| 23. Juni 2015Der 22. Juni 2015 stand im Zeichen der neuen Universitätsgeschichtsschreibung: Die vier Bände "650 Jahre Universität Wien – Aufbruch ins neue Jahrhundert – Fragen und Perspektiven" wurden vorgestellt, diskutiert und anschließend einer kritischen Leserschaft übergeben.
Am Vormittag eröffnete Rektor Heinz W. Engl das Symposium und leitete einen Tag voller Diskussionen und Reflexionen über das lange 20. Jahrhundert ein.
Susanne Weigelin-Schwiedrzik, Vizerektorin der Universität Wien, gratulierte zu der "großen Errungenschaft". Für sie ist die ambitionierte Buchreihe nicht das Ende der Auseinandersetzung, sondern der Beginn einer Diskussion in und mit der Universität.
137 AutorInnen arbeiteten in 29 Sitzungen an der neuen Universitätsgeschichtsschreibung: Die Buchreihe behandelt zahlreiche Einzelaspekte und gibt gemäß des Jubiläumsmottos "Wir stellen die Fragen" Raum für Analysen.
"Wir stellen die Fragen weiterhin und freuen uns, die vier Bände heute einer kritischen Leserschaft übergeben zu können", so Claudia Theune-Vogt, Dekanin der Historisch-Kulturwissenschaftlichen Fakultät, in ihrer Ansprache.
Oliver Lehmann, Vorsitzender des Klubs der Bildungs- und WissenschaftsjournalistInnen, führte als Moderator durch den geschichtsträchtigen Abend.
Gary B. Cohen, Professor der University of Minnesota, ist für die Präsentation der vierbändigen Publikation weit gereist: Der in Minneapolis lehrende Experte für Entwicklung und Bildung des modernen Österreichs referierte über das Wachstum der Universität Wien.
Friedrich Stadler, Projektleiter und gemeinsam mit dem Forum-Team "Zeitgeschichte der Universität Wien" Gesamtherausgeber der Buch-Reihe, hat sich die wissenschaftliche Aufarbeitung der Universitätsgeschichte im Rahmen des 650-jährigen Jubiläums als Ziel gesetzt. Er erörterte Universität und Lehrende im Spannungsfeld von Wissenschaft, Gesellschaft und Politik.
Vom Team Forum "Zeitgeschichte der Universität Wien" sprach auch Katharina Kniefacz. Als Mitherausgeberin hat sie von Beginn an am Projekt mitgewirkt und sich mit der Jubiläumsgeschichtsschreibung beschäftigt. Während des Krieges beispielsweise wurde das Jubiläum gestrichen und die Universität zum Lazarett für Kriegsverletzte umfunktioniert, weiß Kniefacz.
Brigitte Mazohl von der Universität Innsbruck verortete die Reformgeschichte der Universität Wien zwischen Lern- und Lehrfreiheit und Selbstverwaltung. Sie erläuterte die Thun-Hohenstein'schen Universitätsreformen; ihre Ansprache in Anwesenheit vieler HistorikerInnen verglich sie mit "Eulen nach Athen tragen".
Herbert Posch, ebenfalls vom Team Forum "Zeitgeschichte der Universität Wien", ging auf die Stellung der Universität in den Diktaturen des 20. Jahrhunderts ein. 1965 wurde die Entnazifizierung "en passant" zur großen Leerstelle des Jubiläums. Die Auseinandersetzung mit der Vergangenheit habe mittlerweile glücklicherweise einen zentralen Stellenwert und fließe auch in die Arbeit der Festschrift ein, so Posch.
In einer anschließenden Diskussionsrunde wurden Fragen nach Lücken in der Universitätsgeschichtsschreibung, dem Impact der Präsentation sowie Anknüpfungspunkten aufgeworfen.
"Ein spannendes Thema, das immer wieder aufkam und bisher noch vernachlässigt wurde, ist die Universität Wien und die Öffentlichkeit: Interessant sind nicht nur die memorialen Kulturen, sondern das Image der Universität in den Medien – in den letzten 100 Jahren", so Katharina Kniefacz.
Nach der Veranstaltung konnte in der vierbändigen Publikationsreihe "650 Jahre Universität Wien – Aufbruch ins neue Jahrhundert" geschmökert werden. Übrigens: MitarbeiterInnen und Studierende der Universität Wien können die Bücher kostenfrei via Universitätslizenz online konsultieren.
Bei Brot und Wein konnten sich die Gäste austauschen und den informativen Tag über das lange Jahrhundert ausklingen lassen. (Fotos: Barbara Mair/ Text: Hanna Möller)
Gewinnspiel:
uni:view verlost 1 Bücherpaket bestehend aus:
Band 1: Universität – Forschung – Lehre. Themen und Perspektiven im langen 20. Jahrhundert. Hrsg. Katharina Kniefacz, Elisabeth Nemeth, Herbert Posch, Friedrich Stadler.
Band 2: Universität – Politik – Gesellschaft. Hrsg. Mitchell Ash, Josef Ehmer.
Band 3: Reichweiten und Außensichten. Die Universität Wien als Schnittstelle wissenschaftlicher Entwicklungen und gesellschaftlicher Umbrüche. Hrsg. Margareta Maria Grandner, Thomas König.
Band 4: Reflexive Innenansichten aus der Universität. Disziplinengeschichten zwischen Wissenschaft, Gesellschaft und Politik. Hrsg. Karl Anton Fröschl, Gerd Müller, Thomas Olechowski, Brigitta Schmidt-Lauber.
Zum Mitspielen eine E-Mail mit dem Betreff "Aufbruch ins neue Jahrhundert" an: uniview.gewinnspiel(at)univie.ac.at.
