Unterwegs im Südkaukasus (3)
| 11. September 2014Die Geographie-Studierenden der Universität Wien sind nun in Georgien angekommen. In ihrem dritten Reisebericht erzählen sie u.a. von aserbaidschanischem Öl, georgischem Wein und einer "Busfahrt mit Hindernissen".
Der dritte Tag unserer Südkaukasus-Exursion begann mit einem Besuch der staatlichen Öl- und Gasgesellschaft SOCAR (State Oil Company of the Aserbaijan Republic). Hier erhielten wir Informationen zur Geschichte der Erdölförderung in Baku, etwa über die Rolle der Brüder Alfred und Ludvig Nobel im Ölrausch in Baku im 19. Jahrhundert, die wichtigsten Ölförderstätten der Sowjetunion und die modernsten Ölfördertechniken der Gegenwart.
Überraschenderweise gab es keine Sicherheitsvorkehrungen: Es reichte, ein paar Schritte vom Straßenrand zu gehen – die Türme waren buchstäblich in Griffweite. Von Öltürmen umgeben sahen wir, wie das Öl aus 400 Meter Tiefe gefördert wird, zum Teil in die Behälter fließt oder aber einfach auf den Boden tropft.
Warum Aserbaidschan das Land des Feuers genannt wird, erfuhren wir am Yanar Dag, einem weltweit einzigartigen Naturdenkmal. Es handelt sich dabei um einen Hügel, der aufgrund des natürlich austretenden Gases seit Jahrhunderten brennt. Der Legende nach war es ein rauchender Hirte, der dieses Feuer entflammte.
1850 brannte noch der gesamte Hügel, heute jedoch nur mehr der unterste Teil. Diese Abnahme wird durch die Massenförderung des Erdgases verursacht. Ob Regen oder Schnee – nichts konnte die Flammen bisher löschen.
Weiter ging es Richtung Nordwesten, in die Stadt Sheki. Auf dem Weg kam uns die Hilfsbereitschaft der Aserbaidschaner zugute: Nachdem unser Bus mitten in der Halbwüste zwischen Baku und Shamaki die Weiterfahrt verweigerte, wurden wir mit Privatautos und per Autostopp in die nächstgelegene Raststätte gebracht, von wo aus wir unsere Reise etwas verspätet mit einem Ersatzbus fortsetzten. Nach einer kurzen Nacht machten wir auf Richtung Georgien.
Hinter Gebäuden im Stile aserbaidschanischer Grenzarchitektur wurde im VIP-Bereich langwierig amtsgehandelt, bevor wir unsere Reise nach Georgien fortsetzen konnten. Dann ging es zum Weingut Schuchmann im Weinbaugebiet Telavi, das 2006 von einem deutschen Unternehmer gegründet wurde: Ein mittelgroßer Betrieb, der seine Weine hauptsächlich nach Westeuropa exportiert, staatlich unterstützt wird und ein Paradebetrieb der Regionalentwicklung ist.
Hier wurde uns eindrückliches Beispiel der Folgen unberechenbarer Politik demonstriert: Wegen befürchteter russischer Handelssanktionen gegen Georgien exportiert das Weingut bewusst nicht mehr als 10 Prozent seiner Ware nach Russland ...
Morgen brechen wir in Richtung Tiflis auf: Fortsetzung folgt … (Text und Fotos: Kerstin Schelch, Martha Vogl-Bader, Benedikt Hajek und Viktoria Wiesinger)
Die Fachexkursion "Kaukasusrepubliken - Staatenbildung und Regionalentwicklung" unter der Leitung von ao. Univ.-Prof. Mag. Dr. Martin Heintel und ao. Univ.-Prof. Mag. Dr. Gerhard Strohmeier führt 24 Geographie-Studierende vom 7. bis zum 21. September 2014 in den Südkaukasus.
| Im Südkaukasus treffen Gegensätze aufeinander: Studierende des Instituts für Geographie und Regionalforschung berichten im uni:view-Dossier "Unterwegs im Südkaukasus" von ihrer Reise zwischen Berglandschaften und Metropolen, Konfliktherden und Modernisierung. |
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