Sommerpost: Biennale und venezianische Hochkultur
| 13. September 2011Im Sommer 2011 besuchten Studierende des Instituts für Kunstgeschichte die italienische Stadt Venedig, um 14 Tage lang die Vorzüge der Biennale mit der Erkundung der alten venezianischen Hochkultur zu verbinden. Dabei war es dem Exkursionsleiter Raphael Rosenberg ein Anliegen, dass die StudentInnen sich intensiv mit moderner Kunst beschäftigten und dennoch die großen Bauten der venezianischen Architektur und Malerei – wortwörtlich – nicht aus den Augen verlieren.
Das wohl bekannteste und berühmteste Bauwerk von Venedig ist der Markusdom, der mit seinen drei dominanten Portalen und den reichen Verzierungen den Markusplatz schmückt. Sein Inneres erstrahlt durch die goldene Mosaik- und Marmorverkleidung und wirkt durch das einfallende Sonnenlicht gleichsam erhaben.
Der Markuslöwe, hier prominent am Bacino di San Marco auf einer Säule emporgehoben, ist das Symbol für den Evangelisten Markus und gleichzeitig Wahrzeichen Venedigs. Links im Bild der Dogenpalast, einer der bedeutendsten Bauten zur Verkörperung venezianischer Selbstdarstellung. Im Zuge der Exkursion wurden die StudentInnen aufgefordert, Fassaden zu beschreiben und verschiedene Stile zu erkennen. Dabei wurde auch die Fassade des Dogenpalastes einer genauen Analyse unterzogen.
Die Biennale versetzte die Gruppe vielfach in Staunen, teils aber auch in Unmut und Unverständnis. Der amerikanische Pavillon allerdings erklärt sich von selbst und zieht täglich zahlreiche BesucherInnen durch eine Performance an, bei der Olympia-SportlerInnen 15 Minuten lang auf einem Laufband, das auf einem umgestürzten Panzer läuft, joggen.
Nicht ganz so klar wurde den Studierenden das Werk "Crystal of Resistance" des Schweizer Künstlers Thomas Hirschhorn. Auf engem Raum wird hier Kritik an der Konsumgesellschaft, aber auch an politischen und wirtschaftlichen Entwicklungen sowie grausamen Taten geübt. In einer Art Grotte voller Dosen, Plastikstühlen, PET-Flaschen, Wattestäbchen, unzähligen Metern Klebeband und anderen Materialien zeigt er Fotos und Videos von heutigen Kriegsschauplätzen.
Täglich zehn Stunden bei 30 Grad auf den Beinen, das sah man auch der Gruppe im Laufe der Zeit an – hier vor dem deutschen Pavillon im Schatten. Die Müdigkeit steht ihnen ins Gesicht geschrieben. Trotzdem wurde sehr gut mitgearbeitet, und es entstanden anregende Diskussionen.
Der englische Pavillon war ein Highlight der Biennale. Der Künstler Mike Nelson spielt hier mit der Desorientierung der BesucherInnen, außerdem versucht er, kulturelle Unterschiede zu überbrücken – in diesem Fall bringt er türkische Elemente nach Venedig und in einen englischen Pavillon. Seine Installation war beeindruckend, und die Schlange davor nicht umsonst immer die längste.
In den Gallerie dell‘Accademia kann man die Entwicklung der venezianischen Malerei deutlich nachvollziehen. Das Gastmahl im Hause Levi von Veronese ist nur ein großes Werk unter vielen, das man hier aus nächster Nähe betrachten kann.
Auf einer der zahlreichen Brücken Venedigs entstand dieses Gruppenfoto.
Der serbische Pavillon besteht aus drei verschiedenen Segmenten, die sich mit der Geschichte des jungen Staates Serbien befassen. Ohne Hintergrundverständnis fiel es uns doch nicht leicht, Mardjan Bajic‘s Ideen nachzuvollziehen.
Im Arsenale wurde man von Kunst nur so überschüttet. In Kleingruppen sollte man sich ein Objekt aussuchen und es der restlichen Gruppe in einer simulierten Verhandlung mit einem Museum, einem Sammler oder einem Auktionshaus "verkaufen".
Andrea Fichtel ist Studentin am Institut für Kunstgeschichte.