Risikoprävention und Katastrophenmanagement made in Austria
Redaktion (uni:view) | 17. Mai 2018Katastrophenschutz war das Motto der Exkursion des Universitätslehrgangs OeRISK. Ob Betriebsfeuerwehr, Brenner-Tunnel oder luftige Berghöhen: Die TeilnehmerInnen reisten gemeinsam mit Leiter Thomas Glade und Programmmanagerin Lucia Swoboda quer durch Österreich.
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Am ersten Exkursionstag besuchten die Studierenden des Universitätslehrgangs "Risikoprävention und Katastrophenmanagement" (OeRISK) die Betriebsfeuerwehr am Flughafen Wien-Schwechat, welche aus 80 hauptberuflichen Feuerwehrkräften besteht. Zu ihren Hauptaufgaben zählen – neben der Brandbekämpfung – der vorbeugende Brandschutz sowie die Ausbildung der über 4500 MitarbeiterInnen. Eines der Highlights war die Begehung der Fahrzeuge sowie die über acht Meter hohe Rettungstreppe und die dazugehörige technische Ausrüstung. (© L. Swoboda)
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In Graz wurde die Landeswarnzentrale des Landes Steiermark (LWZ) besucht. Sie wurde 1985 als erste Landeswarnzentrale Österreichs gegründet und ist heute Fachabteilung für Katastrophenschutz und Landesverteidigung des Amtes der Steiermärkischen Landesregierung. Günther Hohenberger, Leiter der LWZ und Absolvent des Universitätslehrgangs OeRISK, gab einen Einblick in die umfangreichen Aufgaben, Tätigkeiten und die Infrastruktur vor Ort. (© S. Obermaißer)
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Anschließend ging es weiter zum Ausbildungszentrum Eisenerz des Roten Kreuzes. In einem Vortrag wurde uns das Trainingszentrum sowie das Zentrum am Berg (ZAB) der Montanuniversität Leoben vorgestellt. Nach dem theoretischen Input ging es direkt über das Abbaugebiet des Erzberges zum Übungsgelände. Dabei handelt es sich um einen ehemaligen Teil des Bergbaugeländes Erzberg. Die vorhandene Infrastruktur (siehe Bild) wird heute genutzt, um verschiedene Katastrophenszenarien zu trainieren. (© Hirschmugl)
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Nach der Übernachtung in der Wallner Kaserne wurden die Studierenden durch den stellvertretenden Kommandanten Obst Jank sowie Mjr Egele begrüßt. Besonders spannend ist die Ausbildung der Rekruten in diversen "Gebirgsfähigkeiten". Diese können jedoch auch im Rahmen von Assistenzeinsätzen abgerufen werden. Die Expertise des Gebirgskampfzentrums ist auch international sehr gefragt. Beispielsweise hat Österreich den Vorsitz im EU Programm "Pooling & Sharing - Mountain Training Initiative". (© R. Koller)
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Der nächste Stopp war der Bau des bestehenden Brenner-Basis Tunnels. Das Programm bestand aus einem Vortrag von Erwin Reichelt (Sicherheitskoordinator), der Informationen zum Großprojekt mit speziellem Fokus auf das Krisenmanagement gab. Weiter ging es mit einer Einfahrt in den Tunnel. Dabei wurden wesentliche Inhalte des OeRISK Studiums anschaulich. Die Details des Krisen- und Notfallmanagementkonzepts für den späteren Zugverkehr befinden sich noch in der Planungsphase. (© L. Swoboda)
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In Kleinbussen und mit Sicherheitskleidung ausgestattet fuhren die Studierenden in Begleitung von Charlie List (Bauaufsicht) drei Kilometer in den Tunnel hinein und befanden sich schließlich 600m unter der Erde. In der eindrucksvollen Szenerie konnten Inhalte des Vortrages und die aktiven Bauarbeiten angesehen werden. Unerwartet setzten sich die warmen Mai-Temperaturen unter Tage fort: Durch die Gesteinswärme und die laufenden Maschinen lagen die Temperaturen trotz Kühlung bei rund 28°C. (© H. Vogel)
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Der nächste Teil der Exkursion führt in das auf knapp 1500 Meter Seehöhe liegende Dorf Galtür. Die Ortschaft erlangte vor allem durch die Lawinenkatastrophe im Jahr 1999 überregionale Bekanntheit. In der Lawinenschutzmauer, die nach der Katastrophe errichtet wurde, stellt das Alpinarium einen zentralen Bestandteil dar. Dort berichtete Bürgermeister und Landtagsvizepräsident Anton Mattle von seinen damaligen Eindrücken und der intensiven persönlichen Belastung. (© D. Horn und H.D. Perner)
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Bei der anschließenden Wanderung zu den Lawinenverbauungen des Adamsberges bei Galtür gerieten die Studierenden ganz schön außer Atem. Aus der Höhe bot sich jedoch ein weitläufiger Blick über das Tal, der die Mühe wert war. Oben angekommen, wurde auf dem Berg der Einfluss der hochalpinen Naturgefahren auf die Raumordnung ersichtlich. Unzählige Lawinenverbauungen wurden zum Schutz der Bevölkerung im hochalpinen Gelände errichtet. (© H.D. Perner)
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Das Thema Naturgefahren wurde auch beim Retentionsbecken am Schallerbach in den Gemeinden See und Kappl mit den Gebieten Weiler und Schaller behandelt. Dort verursachte eine Mure im Juni 2015 immensen Sachschaden. Nachdem der Erddamm damals brach, setzten sich rund 60.000 m³ Geröll in Bewegung und zerstörten Teile der Ortschaft bzw. der Infrastruktur. Als Reaktion entschied sich die Wildbach- und Lawinenverbauung unter Einbeziehung der Bevölkerung zum Neubau eines Murrückhaltebeckens. (© L. Swoboda)
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Die Bergstürze Tschirgant und Haiming standen ebenfalls auf dem Programm. Von der gegenüberliegenden Talseite (Haimingerberg) wurden ihre Dimensionen besonders gut ersichtlich. (© L. Govi)
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Wissenschaftliche Untersuchungen konnten aufgrund der abgelagerten Materialien die Bergstürze um den Tschirgant auf ungefähr 3.000 bis 3.500 Jahren BP (before present) datieren. 100 bis 125 Millionen m3 Bergsturzmasse donnerten mit extremer Geschwindigkeit den Berg herunter und die vielfach pulverisierte Masse deckte eine Fläche von über 13 km2 ab. Durch den Bergsturz stauten sich die Flüsse des Inn- und Ötztals im betroffenen Gebiet über längere Zeit. (© L. Govi)
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Nächster Stopp: Luftrettungszentrum West des ÖAMTC. Das Zentrum ist in zwei Bereiche gegliedert: die Werft der Firma Helikopter Air Transport und den Luftrettungsstützpunkt, von dem aus die Luftrettung gewährleistet wird. Es wurde u.a. der Rettungshubschrauber "Christopherus 1" besichtigt, welcher an den jährlich 18.000 Einsätzen der ÖAMTC Luftrettung beteiligt ist. Flight Safety Manager Klaus A. Egger ging insbesondere auf das Risikomanagement in der Luftfahrt ein. (© C. Ebster)
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Norbert Karlsböck trafen die Studierenden auf luftigen 3029 Metern Höhe am Kitzsteinhorn. Er teilte seine persönlichen Erfahrungen über seine Tätigkeit als Bürgermeister der Gemeinde Kaprun sowie als CEO der Gletscherbahnen Kaprun AG. Im Fokus stand das Seilbahnunglück vom 11. November 2000, bei dem 155 Personen ums Leben kamen. Um mögliche künftige Ereignisse zu überwachen, wurden im Risikomanagement gezielte Maßnahmen gesetzt. Hierzu zählen eine 24/7 Besetzung der Hotspots und ein Bereitschaftsdienst im Alpinzentrum. (© S. Kasper)
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Am letzten Tag der Exkursion waren die Studierenden zu Gast bei Johannes Weidinger in Gmunden, um den dortigen Erdstrom am Fuß des Traunsteins genauer zu betrachten. Nach einem kurzen Besuch im K-Hof Museum ging es zum sogenannten "Gschliefgraben". Präventive technische Verbauungen und regelmäßige Messungen schützen die Gemeinde vor massiven Auswirkungen auf die umliegende Infrastruktur. So schön auch die Landschaft: irgendwann ging auch dieser Tag und mit ihm die Exkursion zu Ende. (© L. Swoboda)
Die Universität Wien bietet seit 2015 einen postgradualen Universitätslehrgang in enger Zusammenarbeit mit dem Staatlichen Krisen- und Katastrophenschutzmanagement (SKKM) des Bundesministerium für Inneres an. Mehr Informationen
Einen ausführlichen Bericht zu den zwölf Stationen der Exkursion gibt es hier.