Flucht und Asyl in Österreich
Gastbeitrag von Isabell Schlüter, Kathrin Schröfl und Florian Matern | 29. Mai 2017Im Rahmen einer viertägigen Exkursion untersuchten Grazer und Wiener Geographie-Studierende von 16. bis 19. Mai unter der Leitung von Ulrich Ermann und Sabine Kraushaar die räumliche Organisation von Grenze und Flucht und die Lebensrealitäten von Menschen mit Fluchthintergrund in Österreich.
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Die Exkursion begann mit einem Besuch der Caritaseinrichtung "Marianum" in Graz. Durch die finanzielle Förderung von Bund, Land, der Stadt Graz und der EU kann sie diverse Angebote für Menschen mit Fluchthintergrund anbieten. Silke Strasser, die sich besonders um die Kinder- und Jugendbildungsförderung kümmert, gewährte einen Einblick in ihre tägliche Arbeit in Kindergärten und betonte, dass alle Kinder (mit und ohne Fluchthintergrund) begleitet werden und deren Freude am Sprechen gefördert wird. Es wird dabei auf ein hohes Maß an Inklusion und transparenter Kommunikation mit allen Beteiligten (Kinder, Eltern, LehrerInnen und BetreuerInnen) gesetzt. (Foto: Isabell Schlüter)
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Der letzte Anlaufpunkt des ersten Tages war der österreichisch-slowenische Grenzübergang Spielfeld in der Steiermark. Herr Josefus, Vertreter der Landespolizeidirektion Steiermark, sowie Herr Wran-Schumer vom Roten Kreuz erzählten von der gemeinschaftlichen Anstrengung, für die vielen Geflüchteten in kürzester Zeit eine adäquate Unterkunft zu errichten. Die Unwissenheit über die Anzahl der ankommenden Menschen war eine große Herausforderung. Zu Spitzenzeiten Ende September 2015 wurden 6000 Geflüchtete auf engem Raum mit Nahrung und Medizin erstversorgt und registriert, bevor sie mit Bussen weiterverteilt wurden. Wir waren von der Aufteilung der Aufnahmeeinrichtungen beeindruckt. (Foto: Sabine Kraushaar)
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Das Bild zeigt die restlichen und verlassenen Bestände in den Grenzunterkünften. Neben den hier im Bild abgebildeten Zelten und Schlafplätzen befinden sich auf dem Gelände weiterhin die Sanitäranlagen sowie Registrierungsstellen. Diese Objekte befinden sich trotz Ablaufdatum, z.B. UV-Beständigkeit bei den Zelten, immer noch ohne jegliche Nutzung auf dem Areal. (Foto: Sabine Kraushaar)
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In der Flüchtlingsunterkunft in Lebring hatten wir viel Spaß beim Vorbereiten der Speisen. Die Verständigung funktionierte gut. Beim gemeinsamen Essen konnten wir uns austauschen und die Bewohner erzählten von ihren Zielen, dem Leben in der Unterkunft und von ihrer Arbeitssuche. (Foto: Kathrin Schröfl)
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Beim gemeinsamen Volleyballspiel spielten Herkunft und Religion keine Rolle. Die Zusammenarbeit stand im Vordergrund. Die Jugendlichen freuten sich über die willkommene Abwechslung. (Foto: Kathrin Schröfl)
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Die Unterkunft Rothleithen beherbergt derzeit 22 unbegleitete Minderjährige mit Fluchthintergrund. In der ehemaligen Seniorenresidenz produzieren die Jugendlichen ihre eigenen Lieder und Musikvideos. Um die Ausbildungsstätten zu erreichen, ist ein Shuttledienst eingerichtet. (Foto: Ulrich Ermann)
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Das Hotel Magda der Caritas Wien, in dem unsere Grazer KollegInnen genächtigt haben, soll geflohenen Menschen als Sprungbrett in die Arbeitswelt dienen. Für den reibungslosen Ablauf des Hotelbetriebs mit insgesamt 200 Betten sorgen Flüchtlinge und andere Personen, die schwer am Arbeitsmarkt zu vermitteln sind. Eine Mitarbeiterin informierte uns über das Wirtschaftskonzept: Es handelt sich um ein social business, in dem alle Gewinne reinvestiert werden, um soziale Projekte wie zum Beispiel das Hotel Magda nachhaltig bewirtschaften zu können. (Foto: Florian Matern)
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Eines der wohl beeindruckendsten Projekte, das wir auf der Exkursion kennen gelernt haben, war PROSA: Projekt Schule für Alle, eine Schule im 15. Wiener Gemeindebezirk für Flüchtlinge. Neben dem normalen Bildungsunterricht wird viel Wert darauf gelegt, die Menschen für einen Alltag in Österreich zu wappnen. Dabei wird neben Geschlechtersensibilität und Aufklärung auch Nachbarschafts- und Partizipationsarbeit geleistet, um die gesellschaftliche Isolation der Flüchtlinge zu durchbrechen. (Foto: Florian Matern)
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Eine Veranstaltung der Ustinov Konferenz am Institut für internationale Politik gab uns die Möglichkeit, unsere gesammelten Erfahrungen und Eindrücke der Exkursion mit diversen Stakeholdern der Migrations- und Flüchtlingskrise zu teilen und zu diskutieren. Einen wichtigen Input für die Debatte gaben der im Bild zu sehende Vedran Dzihic vom Institut für Politikwissenschaft und Fritz Edlinger, Generalsekretär der Gesellschaft für Österreichisch-Arabische Beziehungen. (Foto: Florian Matern)
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Die Leiterin des Vereins "Train of Hope" berichtete am Campus der Universität Wien von den ereignisreichen Tagen am Wiener Hauptbahnhof, Ende August 2015. Über 129.000 ehrenamtliche Arbeitsstunden wurden im Laufe des Septembers 2015 geleistet. Gemeinsam wurde diskutiert, wie diese enorme Dynamik zustande gekommen war und welche Rolle die sozialen Medien heutzutage zur Mobilisierung der Zivilgesellschaft spielen. (Foto: Florian Matern)