Am Freitag, 23. Mai, wurde auf Initiative der Fakultät für Psychologie der Film "Das radikal Böse" von Stefan Ruzowitzky ("Die Fälscher") im Audimax gezeigt. Der Regisseur und Oscar-Preisträger war anwesend und diskutierte nach der Vorführung mit den Studierenden.
Zahlreiche Studierende der Universität Wien, v.a aus dem Fach Psychologie, kamen am Freitag, den 23. Mai, ins Audimax, um den Film "Das radikal Böse" des österreichischen Regisseurs Stefan Ruzowitzky zu sehen.
In seinem Dokumentarfilm geht Ruzowitzky der Frage nach, wie im Rahmen des Holocaust aus "ganz normalen jungen Männern" in deutschen Einsatzgruppen Täter wurden. Dabei verarbeitet er wissenschaftliche Erkenntnisse aus der Psychologie, stellt klassische Experimente wie das "Milgram-Experiment" nach und interviewt Wissenschafter, wie den prominenten US-amerikanischen Psychiater Robert Jay Lifton.
"Heutzutage, über 70 Jahre nach Ende des Zweiten Weltkriegs, stellen sich manche Menschen die Frage, was 'uns das Ganze noch angeht'. Der Film soll genau dies zeigen. Es geht darum, psychologische, soziologische und politische Mechanismen und ihre Wirkungsmacht am Beispiel von historischen Ereignissen darzustellen. Denn diese Mechanismen sind auch heutzutage noch aktuell", erklärte Regisseur und Oscar-Preisträger Stefan Ruzowitzky.
Nach der Filmvorführung diskutierten Stefan Ruzowitzky, Initiatorin und Trauma-Psychologin Brigitte Lueger-Schuster und Sozialpsychologe Arnd Florack, beide von der Universität Wien, über die Inhalte des Films. Arnd Florack verwies dabei besonders auf die Bedeutung des sozialen Einflusses einer Gruppe auf individuelles Handeln.
Auf die Frage nach der Motivation zum Film erzählte Stefan Ruzowitzky, dass das Thema "Motivation" das Alltagsgeschäft eines Filmemachers sei – sowohl beim Drehbuchschreiben als auch beim Inszenieren: "Die Frage nach Handlungsgründen ist für mich ein sehr spannender Aspekt an Geschichte. Auf diese Weise ist es möglich, etwas über den Menschen grundsätzlich zu lernen."
Von den Fragen, was man aus solchen Situationen lerne könne und ob "das Böse" existiert bis hin zu den Themen Schuld des Einzelnen, Computerspielen und psychologischen Momenten aktueller Kriegsführung: Die Studierenden im Publikum diskutierten mit ihren beiden Lehrenden und Stefan Ruzowitzky über verschiedenste Facetten des "Bösen".
Psychologiestudent Alex zeigte sich begeistert von der Initiative seiner Fakultät: "Das war wirklich eine tolle Veranstaltung, die hoffentlich fortgeführt wird. Besonders interessant fand ich, dass die Täter damals kaum mit Sanktionen rechnen mussten. Auch die anschließende Diskussion mit uns Studierenden war toll."
Arnd Florack, Christian Böck, Brigitte Lueger-Schuster und Stefan Ruzowitzky (v.l.n.r.) freuten sich über einen wirklich gelungenen Abend. "Der Film ist ein gutes Beispiel dafür, wie wissenschaftliche Erkenntnisse kreativ für ein nichtfachliches Publikum aufbereitet werden und zu Lernprozessen in der breiten Bevölkerung beitragen können", so Brigitte Lueger-Schuster. (Fotos: Felix Herzer, Text: Marion Wittfeld)