650 Jahre Uni Wien: Gebührend feiern, angemessen reflektieren
Redaktion (uni:view) | 14. November 2014Dass die Universität Wien ihr nahendes Jubiläum zum Anlass nimmt, sich gebührend zu feiern und die langjährige Beziehung zur österreichischen Gesellschaft einmal mehr zu erneuern – aber auch, um die eigene Geschichte kritisch zu reflektieren – das verdeutlicht das umfangreiche Jubiläums-Programm, das die Jubel-Universität am gestrigen Donnerstag im Rahmen einer Pressekonferenz präsentierte.
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Im Rahmen der Pressekonferenz wurde den MedienvertreterInnen und interessierten Gästen u.a. das Jubiläumslogo präsentiert, das von nun an bis zum Abschluss der Jubiläumsfeierlichkeiten im Jahr 2015 die Universitätswebsite zieren wird, sowie das Jubiläumsmotto: "Wir stellen die Fragen. Seit 1365" – dem wir im kommenden Jahr im Rahmen einer Plakat-Kampagne mit ForscherInnen, Studierenden und Alumni der Universität noch häufig in der Stadt begegnen werden, wie der Rektor verriet.
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Dem Rektor persönlich liegt im Hinblick auf 2015 eine Frage ganz besonders am Herzen, die durch zahlreiche Veranstaltungsformate im Jubiläumsprogramm beantwortet werden soll: "Warum ist Grundlagenforschung wichtig?" "Johann Radon, der vor 50 Jahren gestorben ist und Professor und auch Rektor der Universität Wien war, hat mit seiner Radon-Transformation, ohne es damals zu wissen, die mathematischen Grundlagen für die heutige Computertomographie entwickelt", nennt Heinz W. Engl, selbst Mathematiker, sein Lieblingsbeispiel für die Bedeutung von Grundlagenforschung für die Gesellschaft.
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Neben dem Rektor, den Sponsoren, vielen ProjektleiterInnen, ForscherInnen und MedienvertreterInnen, hatte sich auch eine Gruppe der ÖH eingefunden, um mit einem Transparent gegen Männerbünde auf das Thema Gendergerechtigkeit an der Universität aufmerksam zu machen – Gendergerechtigkeit ist auch einer der Schwerpunkte im Veranstaltungsprogramm des kommenden Jubiläumsjahres.
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Am Podium saßen neben dem Rektor auch Vertreter der Sponsoren – die Hauptsponsoren des Jubiläumsjahrs 2015 sind die Österreichische Post und die Raiffeisenbank – sowie die Präsidentin des Alumniverbands Brigitte Ederer und die Professorin für Frauen- und Geschlechtergeschichte Gabriella Hauch. Gemeinsam führten sie durch die Highlights im Jubiläums-Programm. Dieses beginnt zwar offiziell am "Geburtstag" der Universität – dem 12. März – musikalisch eingeläutet wird es aber schon am 1. Jänner 2015: Die Universität Wien ist Schauplatz zweier Balletteinlagen beim alljährlichen Neujahrskonzert der Wiener Philharmoniker, das auf fünf Kontinenten ausgestrahlt wird und über 60 Mio. ZuseherInnen erreicht.
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In den Kanälen des ORF – ein Medienpartner der Universität Wien im Jubiläumsjahr – ist die Universität Wien nächstes Jahr übrigens recht häufig zu sehen, zu lesen und zu hören: "quer über die Genres", wie Alexander Wrabetz, Generaldirektor des ORF und selbst Alumnus der Universität Wien – seine Familie studiert seit sechs Generationen an der Alma Mater Rudolphina – anmerkt. Er freut sich sehr über die Kooperation und verrät weitere ORF-Höhepunkte: die Ausstrahlung der Tatort-Folge "Grenzfall" unter der Regie von Rupert Henning, in der die Kommissare Eisner und Fellner alias Harald Krassnitzer und Adele Neuhauser an der Universität Wien ermitteln und in der "WissenschafterInnen" der Universität Wien eine Beitrag zu Lösung des Falles liefern (die Sendung erreicht ca. zehn Mio. ZuseherInnen). Die ORF-Dokumentation "Menschen & Mächte: Geistesblitze" wird die Glanzlichter der größten österreichischen Universität beleuchten.
Übrigens wird auch der feierliche Eröffnungsfestakt am 12. März 2015, an dem u.a. der Bundespräsident und der Bundesminister für Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft teilnehmen werden, auf ORFIII übertragen.
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Am 13. März folgt die internationale Konferenz "UVIECON 2015", mit TeilnehmerInnen von Universitäten aus aller Welt – u.a. Rektoren der University of Cambridge (UK), der University of Chicago (USA) und der Chinese University of Hong Kong –, die sich mit der Rolle globaler Universitäten und ihrer Impulse für die jeweilige Region auseinandersetzen. Die Abendveranstaltung findet in Kooperation mit der Industriellenvereinigung statt, bei der sich Wirtschaft und Wissenschaft treffen werden. Hauptsponsor Österreichische Post, am Podium vertreten durch ihren Generaldirektor Georg Pölzl, wird im Rahmen der Konferenz eine Sonderbriefmarke zum Jubiläum der Universität Wien präsentieren. Er freut sich sehr, eine Institution zu unterstützen, die sich seit 650 Jahren den wichtigen Themen Bildung und Forschung widmet und gratuliert zum tollen Programm – das 650-Programmheft kommt übrigens mit der Post.
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Der zweite Hauptsponsor der Jubiläumsfeierlichkeiten ist die Raiffeisenlandesbank NÖ-Wien AG und Raiffeisen-Holding NÖ-Wien, langjähriger Partner der Universität Wien bei diversen Projekten. "Im Jubiläumsjahr werden wir insbesondere die Veranstaltungen des Botanischen Gartens der Universität Wien unterstützen, der eine Brücke zwischen Universität und Gesellschaft darstellt", so Erwin Hameseder, Obmann der Raiffeisen-Holding NÖ-Wien, bei der Pressekonferenz. Über diese Kooperation lassen sich neue Formen der Vermittlung gesellschaftsrelevanter Themen wie Artenvielfalt, Biodiversität, Natur- und Artenschutz realisieren. Geplant sind u.a. eine "Zeitreise-Ausstellung" bei der Raritätenbörse im April, ein "Life & Science Camp" sowie Mittwochsführungen mit verschiedenen Persönlichkeiten (u.a. Barbara Frischmuth oder Konrad Paul Liessmann), die Einblicke in ihre persönliche Beziehung zum Garten geben.
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Alle 19 Fakultäten und Zentren der Universität Wien sind mit eigenen Veranstaltungen im Jubiläumsprogramm vertreten. Weiters sind zahlreiche Ausstellungen geplant – besonders empfiehlt der Rektor die Ausstellungen "Wien 1365. Eine Universität entsteht" in der Österreichischen Nationalbibliothek, "Das Wissen der Dinge" im Naturhistorischen Museum und "Der Wiener Kreis – Exaktes Denken am Rand des Untergangs" im Hauptgebäude. Darüber hinaus stehen Konzerte von Chor und Orchester der Universität, Filmschwerpunkte – u.a. das Filmfestival Science Fictions im Arkadenhof im Hauptgebäude – und eine Ruderregatta auf der Neuen Donau mit internationalen Teams, u.a. aus Oxford und Cambridge, auf dem Programm. "Wir hoffen, dass sie nicht ihre ersten Mannschaften schicken", scherzt Rektor Engl bei der Pressekonferenz. Ein besonderer Schwerpunkt 2015 sind die Veranstaltungen der AG "UniFrauenJubel" zum Thema Gendergerechtigkeit, die von Gabriella Hauch, Professorin für Frauen- und Geschlechtergeschichte am Institut für Geschichte, vorgestellt werden.
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"Die Veranstaltungen des Schwerpunkts Gendergerechtigkeit reflektieren hierarchische Geschlechterverhältnisse an der Universität, machen Wissenschafterinnen sichtbar und präsentieren Beiträge der Frauen- und Geschlechterforschung bzw. den Gender Studies für die nachhaltige Entwicklung der Gesellschaft", so Gabriella Hauch. Für die AG "UniFrauenJubel" startet das Jubiläumsjahr am 2. März mit der Ausstellung "Radical Busts" im Arkadenhof der Universität Wien, das mit 33 goldenen Skulpturen von herausragenden Frauen einen Kontrapunkt zu den männlichen Büsten und Porträts setzen will.
Als ein besonderes Highlight nennt Hauch die Aktion Frauen AUS/SCHLUSS, die im Juni, ebenfalls im Arkadenhof, stattfinden wird. Der von der Nobelpreisträgerin Elfriede Jelinek eigens für das 650-Jahr-Jubiläum verfasste Text "Schlüsselgewalt" – "kein Wohlfühltext, wie man sich vorstellen kann", so Hauch – wird im Arkadenhof der Universität Wien szenisch als Sprechchor dargestellt; anschließend führt der Chor aus dem Hauptgebäude hinaus in die Stadt.
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Hauptsponsor der zahlreichen Projekte und Events im Schwerpunkt Gendergerechtigkeit, zu denen u.a. auch die Montags-Vortragsreihe "Wissenschafterin als Beruf" oder das Symposium "Frauen und Zukunft" gehören, ist die Vienna Insurance Group – am Podium vertreten durch ihren Generaldirektor Peter Hagen, ebenfalls Alumnus der Universität Wien. "Uns ist es ein besonderes Anliegen, Bildungs- und Chancengleichheit zu fördern", so Hagen, in dessen Unternehmen der Frauenanteil in Führungspositionen bei 40 Prozent liegt. Mit Blick auf die Studierenden, die das Transparent gegen Männerbünde hochhalten, meint er: "Ich hoffe, dass so ein Transparent in 50 Jahren, wenn die Universität Wien ihr nächstes Jubiläum feiert, nicht mehr notwendig sein wird."
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Einen ganz besonderen Höhepunkt im Jubiläumsjahr 2015 bildet das dreitägige Campus Festival für Studierende, MitarbeiterInnen und alle Wissenschaftsinteressierten von Jung bis Alt. Die BesucherInnen erwarten Forschungsformate zum Anfassen, ein attraktives Bühnenprogramm mit Live-Acts aus der Kabarett- und Musikszene auf dem Gelände des Campus der Universität Wien. Hauptsponsor des Studierendenfestivals am 12. Juni ist der österreichische Technologiekonzern Voestalpine, bei der Pressekonferenz vertreten durch Gerhard Kürner, Leiter der Konzernkommunikation. Er betont, dass die Voestalpine ein forschungsintensives Unternehmen sei, und als Sponsor zwar normalerweise eher im Technikbereich auftrete, zur Unternehmenskultur gehöre aber eben auch "Offenheit für Neues", wie sie im Jubiläumsjahr zum Ausdruck kommt. " Wir sind froh, beim 650 Jahre Jubiläum dabei sein zu dürfen", so Kürner.
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Im Rahmen des Campus Festival findet auch das Finale des Uni Wien SchülerInnenwettbewerbs "Große Fragen suchen junge Antworten" statt, der sich an SchülerInnen ab der 10. Schulstufe richtet. Gesponsert wird der Wettbewerb von der Erste Bank, die u.a. die Preise im Gesamtwert von 10.600 Euro zur Verfügung stellt. "Die Universität Wien und die Erste Bank verbindet unser gesellschaftliches Engagement", so Mario Stadler, Marketing-Leiter der Erste Bank, der sich schon auf die kreativen Antworten der SchülerInnen freut: "Fortschritt beginnt mit jugendlicher Neugier", sagt er.
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Abschließend verweist der Rektor noch auf ein spannendes Projekt des Alumniverbands der Universität Wien im Jubiläumsjahr, das Präsidentin Brigitte Ederer näher erklärt: Die interaktive Alumni-Map lädt die AbsolventInnen der Universität Wien dazu ein, zu zeigen, wohin das Studium sie geführt hat, StudienkollegInnen wiederzufinden und zu sehen, wo auf der Welt andere Alumni/ae der Universität Wien wirken. "An der Universität Wien habe ich einige der schönsten Jahre meines Lebens verbracht", nennt Brigitte Ederer die Motivation für ihre Tätigkeit im Alumniverband und freut sich schon auf das kommende Jahr.
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Auch der Rektor freut sich und verspricht den Anwesenden abschließend eine "umfangreiche Sichtbarkeit der Universität Wien in der Stadt", lädt ein, das Programmheft mitzunehmen, durchzublättern, die Veranstaltungen zu besuchen und gerne auch darüber zu schreiben – und bedankt sich besonders auch beim Jubiläumsbüro unter der wissenschaftlichen Leitung durch Dieter Schweizer und der operativen durch Falk Pastner: "Das Programm steht, jetzt gilt es, dieses auch erfolgreich durchzuführen – ich bin sicher, dass uns dies auch gut gelingen wird!"
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Und darauf wird anschließend angestoßen: auf das druckfrische Programmheft, gestaltet von der Öffentlichkeitsarbeit der Universität Wien, und ein erfolgreiches, spannendes und lehrreiches Jubiläumsjahr 2015. (Text: Redaktion uni:view, Fotos: Joseph Krpelan/Universität Wien)
Im Jubiläumsjahr 2015 öffnet die Universität Wien ihre Türen, um die Vielfalt ihrer Fächer, Studien und Forschungsvorhaben zu präsentieren, in die Zukunft zu blicken und um Rückschau zu halten: Neben Festveranstaltungen, Vorträgen, Symposien, Ausstellungen, Konzerten und Performances sind auch einige Veranstaltungen der Aufarbeitung der Universitätsgeschichte des 20. Jahrhunderts gewidmet. Zum Jubiläumsprogramm! |
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