Als Lektorin auf Erasmus
| 22. August 2017Nicht nur Studierende können ein Erasmus-Semester machen. Mit Erasmus+ können auch Lehrende und MitarbeiterInnen andere Länder und ihre Universitäten erkunden. Austauschlektorin Tatjana Atanasoska berichtet von ihren Erfahrungen in Leipzig.
Wie sind Sie auf die Idee gekommen am Erasmus+ Teacher Exchange teilzunehmen?
Tatjana Atanasoska: Eigentlich war ich schon länger daran interessiert, Lehrerfahrung an einer anderen Universität im Ausland zu sammeln. Den entscheidenden Anstoß gab dann aber eine Kollegin, die auf einer Konferenz KollegInnen aus Finnland kennengelernt hat und kurzfristig auf Erasmus Teacher Exchange nach Finnland gefahren ist.
Wann haben Sie mit der Organisation Ihres Lehraufenthaltes begonnen?
Atanasoska: Begonnen habe ich schon ein halbes Jahr zuvor. Im Gegensatz zu meiner Kollegin hatte ich kein konkretes Netzwerk, das zu meinen Forschungs- und Lehrinteressen gepasst hätte. Nach vielen Überlegungen und auch Gesprächen mit KollegInnen und ProfessorInnen, habe ich mich für das Herder-Institut an der Philologischen Fakultät der Universität Leipzig entschieden. An der Universität war ich noch nie, aber ich kannte die Forschungstätigkeit der dortigen ProfessorInnen, und das Herder-Institut hat auch eine sehr lange Tradition, schon seit DDR-Zeiten.
Das International Office unterstützt und finanziert Lehrendenmobilität für MitarbeiterInnen der Universität Wien. Mit Erasmus+ sind Lehraufenthalte in Europa und außerhalb Europas möglich. Auch allgemeine MitarbeiterInnen der Universität können an einem Staff Exchange teilnehmen.
Welche Lehrveranstaltungen haben Sie dort gehalten?
Atanasoska: In Leipzig funktionieren die Lehrveranstaltungen wie an der Universität Wien. Sie finden entweder wochenweise oder geblockt statt, und das Seminarprogramm ist schon lange vor Beginn des Semesters fixiert. Die Kolleginnen am Herder-Institut haben mich da sehr unterstützt, und zusammen haben wir Seminare und Termine gefunden, in denen ich mich einbringen konnte. In meinem Fall war das doch arbeitsintensiv, weil ich für vier sehr verschiedene Lehrveranstaltungen je eine Einheit vorbereitete.
Was war für Sie das Wertvolle an Ihrem Aufenthalt?
Atanasoska: Für mich war es fantastisch, mir aus der Forschung bekannte Personen persönlich und auch in einem kleineren Rahmen als bei vielen Konferenzen kennenzulernen. Die Perspektive aus der LehrerInnenbildung und von den Schulen in Wien mitzubringen und den KollegInnen und Studierenden vor Ort darzulegen, war für beide Seiten bereichernd. Gerade zu meinen Forschungsthemen "geflüchtete SchülerInnen" und LehrerInnenbildung konnte ich insbesondere in den Gesprächen vor und nach den Lehrveranstaltungen viel erfahren und mitnehmen. Das Lehramststudium ist ja doch ein nationales Studium. In den Schulen in Österreich – und vice versa in anderen Ländern – arbeiten in erster Linie LehrerInnen, die auch schon ihr Lehramststudium in Österreich absolviert haben. Deswegen war es für mich interessant, Lehramtsstudierende in einem anderen System zu lehren und dadurch diese Studierenden auch etwas kennenzulernen.
Was ist Ihr Fazit über Ihren Erasmus Teacher Exchange in Leipzig?
Atanasoska: Der Austausch mit KollegInnen und Studierenden vor Ort, die Gespräche, das alles hat mir persönlich sehr viel gebracht. Überdies gab es zu dem Zeitpunkt die Fotoausstellung "Geliebtes Afghanistan" an der Universität Leipzig, die sehr viel mit meiner Forschung und Arbeit zum Thema "Flucht und Schule" zu tun hatte.
Mag. Tatjana Atanasoska, Lektorin und Prae-Doc am Zentrum für LehrerInnenbildung der Universität Wien, verbrachte ihren Lehraufenthalt mit dem Erasmus Teaching Mobility Programm an der Universität Leipzig (Foto: privat).
Das Interview führte das International Office.