6 Fragen an Dekanin Claudia Theune-Vogt (2014-16)

Für Claudia Theune-Vogt beginnt am 1. Oktober 2014 die mittlerweile zweite Funktionsperiode als Dekanin der Historisch-Kulturwissenschaftlichen Fakultät. Im aktualisierten Interview erzählt die Expertin für Ur- und Frühgeschichte u.a. über alte und neue Herausforderungen.

1) Welche Ziele verfolgen Sie als wiederbestellte Dekanin?
Die Historisch-Kulturwissenschaftliche Fakultät gehört zu den größten Fakultäten mit zahlreichen kleinen Instituten, die durch ihre Vielfalt und ihre hohe Qualität die allgemeine Universitätslandschaft nachhaltig bereichern, sowie mit einigen großen Fächern, die durch ihre ausgedehnten Kompetenzen sowie ihrer Breite in Forschung und Lehre die Universität Wien wesentlich stärken. Die Stärken dieser Vielfalt wurde schon in den letzten beiden Jahren durch vertiefte Kooperationen der Institute miteinander bzw. mit Instituten anderer Fakultäten der Universität sowie weiterer Wissenschaftsinstitutionen in Forschung und Lehre gefördert und ausgebaut. In diesen Prozess werden auch die Forschungsschwerpunkte eingebunden. Diese Entwicklungen gilt es weiter auszubauen und weiter zu stärken. Dabei gilt es auch neue Ziele auszuloten und deren Potential für die Fakultät zu erschließen.

2) Was sehen Sie als größte Herausforderung an?

Wichtige Aufgaben für die nächste Zukunft werden durch den neuen Entwicklungsplan bestimmt. Es geht darum, künftige Denominierungen der Professuren und Forschungsschwerpunkte gemeinsam mit den Kollegen zu diskutieren und festzulegen. Ziel ist es, die Herausforderungen für die nächsten fünf Jahre anzunehmen, gegebenenfalls neue Perspektiven in Forschung und Lehre zuzulassen und die Fakultät für die mittelfristige Zukunft innerhalb der Universität und der österreichischen und internationalen Wissenschaftslandschaft optimal zu positionieren.


BIOGRAPHISCHES:

Claudia Theune-Vogt, geb. 1959 in Kleve, Niederrhein (Deutschland), ist seit Oktober 2012 Dekanin der Historisch-Kulturwissenschaftlichen Fakultät. 1978-1988 Studium: Vor- und Frühgeschichte, Europäische Ethnologie, Christliche Archäologie, Geologie in Marburg und Bonn. 1988 Promotion an der Philipps-Universität Marburg. 1988-1989 wissenschaftliche Mitarbeiterin bei Drittmittelprojekten. 1989-1990 Mutterschutz, Erziehungszeit. 1991-1994 Wissenschaftliche Mitarbeiterin: Hess. Landesausstellung. Stipendiatin an der Philipps-Universität Marburg. 1994-2000 Wissenschaftliche Assistentin am Lehrstuhl für Ur- und Frühgeschichte der Humboldt-Universität zu Berlin. 2001 Habilitation. 2001-2006 Wissenschaftliche Oberassistentin am Lehrstuhl für Ur- und Frühgeschichte der Humboldt-Universität zu Berlin. Seit 2007 Universitätsprofessorin für Ur- und Frühgeschichte an der Universität Wien. Forschungsschwerpunkte: Archäologie von der Völkerwanderungszeit bis zur Zeitgeschichte. Gerade in den letzten Jahren habe ich intensiv zu Tatorten des 20.Jahrhunderts geforscht.


3) Wo sehen Sie die Universität Wien in zehn Jahren, und was ist auf dem Weg dorthin wichtig?

Nach der Schaffung der Bolognastrukturen gilt es diese nun entsprechend dem Leuven Kommuniqué (bzw. der Folgeerklärungen von Wien und Budapest sowie Bukarest) mit Leben zu füllen und eine Hochschullandschaft zu entwickeln, in der exzellente interdisziplinäre Forschung und forschungsgeleitete Lehre bzw. die wissenschaftliche Diskussion mit Studierenden und KollegInnen im globalen Kontext selbstverständlich wird

4) Ihr wissenschaftliches Vorbild?
Durch meine akademischen Lehrer in Marburg (Helmut Roth, Otto Herman Frey) und Berlin (Johan Callmer) habe ich als Archäologin gelernt, dass man neben der wissenschaftlichen Arbeit am und im Detail stets die größeren Zusammenhänge der Geschichte in Europa und der Welt sowie die Ziele des menschlichen Handels im Blickpunkt haben muss. Nur dann können die Details zu einem aussagekräftigen Bild zusammengefügt werden.


BLICK INS FOTOALBUM:



"Im Juni 1988 bin ich an der Philipps-Universität in Marburg promoviert worden. Mit einem Glas Sekt habe ich mit den Kommilitonen und meinem Mann darauf angestoßen."


5) Ihr Lieblingsplatz an der Universität Wien?
Das Institut für Urgeschichte und Historische Archäologie ist in der alten Hochschule für Welthandel, einem wunderschönen Gebäude aus dem Jahr 1916, beheimatet. Dort gemeinsam mit anderen archäologischen Fächern zu lehren und zu forschen ist sehr befruchtend. Im umliegenden Währinger Park bietet sich zudem bei schönem Wetter die Möglichkeit, ein wenig zu entspannen.

6) Welches Buch liegt zurzeit auf Ihrem Nachtkästchen?
Das Vergnügen Belletristik zu "lesen" beschränkt sich nicht nur auf die Zeit vor dem Schlafengehen, sondern zunehmend auch auf weite Autostrecken, bei denen die Zeit viel schneller vergeht, wenn ich Hörbücher höre und manchmal bedauere ich es schon anzukommen, obwohl das Buch noch nicht zu Ende vorgelesen wurde: "Wir sind doch Schwestern" von Anne Gesthuysen, "Die Analphabetin, die rechnen konnte" von Jonas Jonasson, "Die Frau, die nie fror" von Elisabeth Elo, "Herr Lehmann" von Sven Regener (Hörspieltrilogie). Tatsächlich auf dem Nachtkästchen liegen: "Giorgio Vasari. Der Erfinder der Renaissance" von Gerd Blum und "Meine geheime Autobiographie" von Mark Twain.