Studieren mit Beeinträchtigung: Das Team Barrierefrei unterstützt!

Für Studierende mit körperlichen oder psychischen Beeinträchtigungen ist der Studienalltag oft eine besondere Herausforderung. Das Team Barrierefrei Studieren des Student Point steht Betroffenen mit Rat und Tat zur Seite und versucht, unnötige Erschwernisse schon vor ihrer Entstehung zu verhindern.

Ob beim Zugang zum Hörsaal, beim Verfolgen einer Vorlesung oder beim Absolvieren einer wichtigen Prüfung – motorische, psychische, Sinnes- und Lern-Beeinträchtigungen können sich im Rahmen eines Studiums auf die unterschiedlichsten Bereiche auswirken. Die Zahl der Betroffenen ist dabei größer als viele vielleicht ahnen: Laut der aktuellen Studierenden-Sozialerhebung 2015 haben rund 12 Prozent der StudentInnen in Österreich irgendeine Form der Beeinträchtigung angegeben.

Um sicherzustellen, dass diese Studierenden mit ihren Schwierigkeiten nicht alleingelassen werden und die gleiche Chance bekommen, ihren Studienalltag erfolgreich zu meistern, hat die Universität Wien schon vor Jahren die Position des/der Behindertenbeauftragten geschaffen. Diese ist seit einigen Jahren Teil eines Teams aus MitarbeiterInnen des Student Point, das sich auf das Thema Barrierefreiheit spezialisiert hat und als Anlaufstelle Nummer eins für alle entsprechenden Fragen und Probleme fungiert.

Das Team Barrierefrei Studieren bietet Studierenden und Studieninteressierten mit Beeinträchtigung verschiedene Möglichkeiten der Beratung: Persönliche und Telefonberatung zu festgelegten Zeiten einmal pro Woche, individuelle Termine oder E-Mail-Beratung. Die genauen Zeiten und Infos finden Sie hier.

In der ersten Jahreshälfte 2016 organisierte das Team Barrierefrei Studieren gemeinsam mit dem Beirat Barrierefrei Studieren eine Workshopreihe, die sich vier Themenbereichen widmete: chronischen Erkrankungen, e-Accessibility, Gehörslosigkeit und Gebärdensprache und Autismus. Den Bericht dazu finden Sie auf unserem Uni Wien Blog.

"Wir bauen keine Rampen"

"Wir sind keine Architekten, wir bauen keine Rampen", erklärt Tim Brunöhler, aktueller Behindertenbeauftragter und Leiter des Team Barrierefrei Studieren: "Wir sind eine Kommunikationsdrehscheibe, kümmern uns um Anfragen und Probleme und versuchen, konstruktiv für deren Lösung zu sorgen". Der Fokus liegt dabei vor allem auf Information und Beratung. In Kooperation mit dem Beirat "Barrierefrei Studieren" werden aber auch konkrete Maßnahmen geplant, umgesetzt und evaluiert.

"Wir arbeiten daran, Barrieren abzubauen und versuchen umgekehrt, ihre Entstehung schon von Vornherein zu verhindern", ergänzt Teamkollege Lukas Ertl. Was den baulichen Aspekt betrifft, sei in den vergangenen Jahren in Kooperation mit dem Raum- und Ressourcenmanagement Vieles an den Universitätsstandorten verbessert worden, etwa zusätzliche Lifte im Hauptgebäude, eigene Plätze für RollstuhlfahrerInnen in Hörsälen oder speziell ausgestattete PC-Arbeitsplätze für beeinträchtigte StudentInnen.

An der Universität Wien gibt es zwei eigene PC-Arbeitsplätze für Studierende mit Mobilitäts- oder Sehbeeinträchtigungen: einen in der Fachbereichsbibliothek der Rechtswissenschaften im Juridicum und einen in der Fachbereichsbibliothek des Instituts für Bildungswissenschaft, Sprachwissenschaft und Vergleichende Literaturwissenschaft. Informationen zu Standorten, Benützung und Ausstattung finden Sie hier.

Unterschiedlichste Beeinträchtigungen

"Barrierefreiheit wurde früher lange Zeit auf eine 'Treppe versus Rampe'-Diskussion, sprich bauliche Maßnahmen reduziert. Heute sind wir wesentlich weiter: Beeinträchtigungen können sehr unterschiedlich sein und reichen von akuten oder chronischen Erkrankungen über Beeinträchtigungen des Sehens, des Hörens oder der Motorik bis hin zu psychischen Phänomenen wie Depressionen oder Phobien", stellt Tim Brunöhler klar.

Wie auch immer das Problem aussieht, Brunöhler und Ertl versuchen, auf die individuellen Bedürfnisse jedes bzw. jeder Einzelnen einzugehen. Dabei stehe es aber prinzipiell allen Studierenden frei, gleich als ersten Schritt selbst mit den LehrveranstaltungsleiterInnen in Kontakt zu treten, die eigenen Bedürfnisse zu artikulieren und gemeinsam eine Lösung zu finden.

"Wenn das nicht auf Anhieb reibungslos klappt, kann der oder die Betreffende jederzeit zu uns kommen. Wir bieten ein diagnosefreies Formular an, mit dem er oder sie sich studienrelevante Funktionsbeeinträchtigungen fachärztlich bestätigen lassen kann und stellen Empfehlungsschreiben aus, die etwa auch abweichende Prüfungsmethoden ermöglichen", erklärt Lukas Ertl.

"Wenn jemand eine Prüfung, so wie sie angeboten wird, nicht absolvieren kann, bietet das Universitätsgesetzt mit seinem Recht auf abweichende Prüfungsmethoden einigen Spielraum. Bei einer Sehschwäche oder einer motorischen Beeinträchtigung kann statt einer schriftlichen zum Beispiel eine mündliche Prüfung abgelegt werden, bei psychischen Symptomen wie Angstzuständen kann die Prüfung in einem eigenen Raum abgehalten werden", fasst Lukas Ertl zusammen. (Foto: Alba Estévez G./Flickr)

Ständiger Lernprozess

Wenn es um die Unterstützung für Studierende geht, haben die beiden Student Point-Mitarbeiter im Laufe der vergangenen Jahre einiges erlebt und erreicht. "Es ist uns sehr oft gelungen, das Studienleben der StudentInnen wesentlich zu erleichtern. Wir freuen uns dann über jede positive Rückmeldung", schildern Tim Brunöhler und Lukas Ertl, die sich über den Dachverband Uniability auch regelmäßig mit ExpertInnen anderer Universitäten und Hochschulen austauschen.

"Beim Thema Barrierefreiheit lernt man nie aus, das ist ein ständiger Lernprozess. Mit dem technologischen Fortschritt kommen potentiell ganz neue Möglichkeiten hinzu, um Barrieren abzubauen oder – noch besser – gar nicht erst entstehen zu lassen", so die beiden Teammitglieder abschließend. (ms)