Mit Recht informieren

Was ist unser gutes Recht? Jus-Studierende der Universität Wien gehen an Schulen, um ihr Wissen an junge BürgerInnen weiterzugeben: Mit ihrem "Vienna Legal Literacy Project" haben sie es ins Finale des Social Impact Awards 2014 geschafft – das Online-Voting läuft noch bis 20. Mai.

Was muss ich beim Mietvertrag oder Handykauf beachten? Sind meine Fotos auf Facebook urheberrechtlich geschützt? Wo fängt Cybermobbing an? Im Alltag gibt es viele juristische Berührungspunkte: Ständig werden wir mit Rechtsfragen konfrontiert, auf die jedoch die wenigsten – ohne rechtliche Beratung – kompetent antworten können. Eine Gruppe Studierender der Rechtswissenschaften hat das "mangelnde rechtliche Grundwissen in der Gesellschaft" – vor allem auch in der Gruppe der Jugendlichen – als Problem erkannt und darauf reagiert.

Leitfaden durch den Gesetzesdschungel

Und zwar mit dem engagierten Vienna Legal Literacy Project – kurz VLLP: Dafür organisieren die Jus-Studierenden Workshops zu rechtlichen Themen und gehen damit an verschiedene Schulen. Dort geben sie ihr Wissen in Sachen Cybermobbing, Urheberrecht, Fremden- und Asylrecht, Europäisches Recht und Umweltrecht – natürlich unentgeltlich – an 14- bis 18-Jährige weiter. "Wir wollen den SchülerInnen einen Überblick über die wichtigsten rechtlichen Probleme ihres Alltags verschaffen", erklärt Magdalena Biereder, eine der GründerInnen von VLLP und ergänzt: "Mit diesem juristischen Grundwissen können sie dann ihre gesellschaftlichen Rechte und Pflichten besser wahrnehmen."


 

MITVOTEN UND VIENNA LEGAL LITERACY PROJECT UNTERSTÜTZEN:
Das Vienna Legal Literacy Project ist im Finale des Social Impact Awards 2014: Das Community-Voting läuft noch bis 20. Mai 2014. Hier können Sie Ihre Stimme abgeben!



Juristische Mündigkeit fördern

Die Idee dazu hatte Stephan Rihs aus den USA mitgebracht und diese mit den sechs weiteren Gründungsmitgliedern ausgebaut. Motivierte MitstreiterInnen waren bald rekrutiert und ein Konzept ausgearbeitet. Die erste Frage, die sich stellte: Wie kann Bildung am besten verbreitet werden? "Da wir an Schulen gut andocken können, haben wir dort mit den Workshops begonnen. Außerdem wird in den Lehrplänen Höherer Schulen der Rechtslehre allgemein zu wenig Platz eingeräumt", meint Magdalena Biereder, die später in der Rechtsberatung bzw. als Anwältin Fuß fassen möchte.



"Peer-to-Peer"

Den Jus-Studierenden gelingt die Wissensvermittlung anhand praxisnaher und anschaulicher Beispiele. "Spannend wird es, wenn die SchülerInnen Verknüpfungen zu ihren eigenen Lebenswelten herstellen und daraus Diskussionen entstehen", erzählt Rihs. Dabei versuchen die jungen JuristInnen, die Workshops so interaktiv wie möglich zu gestalten und auch Quiz oder Videos einzubauen. "Da wir nicht viel älter als die SchülerInnen selbst sind – und wir uns daher duzen – gibt es wenig Berührungsängste", so der Student Rihs, der sich persönlich auf den Bereich Datenschutz fokussieren will.


Das Konzept "Legal Literacy" kommt aus dem anglo-amerikanischen Raum und bedeutet "rechtliche Grundkompetenz". Im Rahmen des VLLP halten Jus-Studierende jeweils im Zweier-Team kostenlose interaktive Workshops an Schulen. Unterstützt wird VLLP u.a. von ExpertInnen aus dem jeweiligen Bereich – beim Asylrechtworkshop z.B. von einem UNHCR-Mitarbeiter. Im Bild eine Klasse des GRG23 Alterlaa nach dem Workshop "Fremden- und Asylrecht".



"Ein weiterer Vorteil ist, dass wir selbst alle auf Facebook sind und uns mit Snapchat usw. auskennen – was gerade beim Thema Cybermobbing wichtig ist", führt Katharina Kling weiter aus. Es handelt sich hierbei um ein Workshop-Thema, das vor allem von LehrerInnen stark nachgefragt ist. Zur "Qualitätssicherung" organisiert VLLP gelegentlich Schulungen für die WorkshopleiterInnen, damit diese das richtige Auftreten und Präsentieren vor der Klasse erlernen.

Beide Seiten lernen

"Die SchülerInnen freuen sich, aus ihrer täglichen Routine rausgerissen zu werden und mit jemandem von 'außerhalb' sprechen zu können", so Kling, die das Projekt auch als Chance sieht, den Bogen zwischen universitärem Raum und Schule zu spannen. "Dabei lernen wir natürlich auch sehr viel: Das Rechtswissen auf reale Probleme anzuwenden und verschiedene Punkte und Gebiete miteinander zu verknüpfen", freut sich die junge Juristin, die sich im Rahmen ihres Studiums vor allem auf Datenschutz, Technologierecht und Geistiges Eigentum spezialisiert hat.

Zielgruppe "Young Professionals"

Längerfristig wollen die jungen "RechtsberaterInnen" aber auch andere Zielgruppen– wie Studierende, JungunternehmerInnen und AsylwerberInnen bzw. Flüchtlinge – ansprechen. "Es kommen immer wieder Studierende und Leute aus der Start-Up-Szene mit Anfragen zu uns. Vor allem JungunternehmerInnen sehen sich in der Gründungsphase mit vielen rechtlichen Fragen konfrontiert", erzählt Kling.

Der Spaßfaktor

Eine Mischung aus Debattierclub, juristischem Tutorium und "Teach for Austria" – so sehen die Studierenden ihr Projekt. "Es ist einfach cool, die Inhalte, die wir in uns hinein 'gestrebert' haben und sonst nur für die Prüfung brauchen, Leuten zu erklären, die was damit anfangen können", freut sich Kling. "Und es macht Spaß zu sehen, wie sich SchülerInnen mit verschiedenen Themen auseinandersetzen", ergänzt ihr Kollege. (ps)


Die nächste Schulung für die WorkshopleiterInnen findet am 24. Mai im Rahmen des "VLLP-Day" unter der Leitung von Jakob Reiter vom Debattierklub Wien statt. InteressentInnen können sich unter office(at)vllp.org anmelden.



Die Studierenden der Rechtswissenschaften der Universität Wien Victoria Abplanalp, Magdalena Biereder, Katharina Kling, Lucas Ospelt, Karim Rihan, Stephan Rihs, Emmanuel Wackenheim haben das Vienna Legal Literacy Project (VLLP) im Herbst 2013 gegründet. Seit Jänner 2014 halten sie – gemeinsam mit derzeit etwa 30 UnterstützerInnen – Workshops zu spezifischen rechtlichen Themen an Oberstufen im Raum Wien. Jede/r Interessierte ist herzlich eingeladen, bei VLLP mitzumachen!

Mitvoten und das Vienna Legal Literacy Project unterstützen, den Social Impact Award 2014 zu gewinnen!