Johann Pock: Kirche im Dienst der Menschen
| 01. Oktober 2010Seit März 2010 ist Johann Pock Professor für Pastoraltheologie und Kerygmatik am Institut für Praktische Theologie. Am Freitag, 8. Oktober 2010, spricht er bei seiner Antrittsvorlesung im Kleinen Festsaal unter dem Motto "'Gebt ihr ihnen zu essen!' (Lk 9,13) - Optionen für eine diakonische Pastoral" über die Möglichkeiten der Kirche, ihrem Auftrag am Dienst der Menschen in der heutigen Zeit nachzukommen.
Pastoraltheologie ist nach Johann Pock ein Fach, "das versucht, die gegenwärtige christlich-kirchliche Praxis in ihren kulturellen und gesellschaftlichen Kontexten wahrzunehmen und mit der Tradition der Theologie in Verbindung zu bringen." Selbst aufgewachsen in einer "lebendigen" Gemeinde, wurde ihm die Bedeutung der praktischen Theologie schon früh bewusst: "Kirche besteht nicht nur aus Bischöfen und Priestern, sondern vor allem aus den Menschen, die an den unterschiedlichsten Orten ihren Glauben leben." Nach seiner Promotion an der Universität Graz, wo Johann Pock primär zum Thema Bibelwissenschaft forschte, wurde er 1993 zum Priester geweiht und widmete sich fortan den Praxisfeldern der Theologie.
Nicht nur lehrend, sondern auch lernend
Von 1992 bis 2007 war der 45-Jährige u.a. als Seelsorger tätig. Von diesen Erfahrungen zehrt er noch heute: "Ich war an vollkommen unterschiedlichen Orten tätig, von der kleinen Pfarre an der Grenze zu Slowenien bis hin zur Arbeit mit Theologiestudierenden in Graz. Durch meine seelsorgerischen Tätigkeiten habe ich gelernt, den Nöten der Menschen genau zuzuhören. Man darf nach seinem Abschluss nicht glauben; 'Ich komme von der hohen Theologie und weiß, wie Glaube und Leben funktionieren'. Vielmehr ist es wichtig, von den Menschen selbst zu lernen."
Diakonische Theologie und weitere Schwerpunkte
Wissenschaftlich setzt sich Johann Pock u.a. mit der Analyse pastoraler Strukturen und deren Auswirkungen auf die Gemeindepastoral und den gesellschaftlichen und kirchlichen Herausforderungen der Sakramentenpastoral, d.h. der Begleitung von Menschen bei z.B. Buße, Firmung und Ehe auseinander. Zudem gehören die Kerygmatik (Verkündigung) bzw. Homiletik (Predigtlehre) und eine diakonische Theologie zu seinen Forschungsschwerpunkten.
Insbesondere letztere zieht sich wie ein roter Faden durch seine Forschung und Lehre: "Kirche steht letztlich im Dienst am Heil der Menschen. Das wird oft zu wenig wahrgenommen. Dabei ist es wichtig, nicht nur die regelmäßig den Gottesdienst besuchenden, getauften KatholikInnen mit einzubeziehen, sondern auch die aus der Kirche ausgetretenen Menschen nicht zu verurteilen."
Über den Glauben sprechen
Wichtig ist dem Theologen, der neben seiner Arbeit an der Universität Wien immer noch seelsorgerisch tätig ist, vor allem das Sprechen über den Glauben. "Glaube heißt nicht nur, Gebete auswendig zu kennen, sondern hat auch immer eine politische und gesellschaftliche Dimension. Aus einem Gespräch über Werte, Leben, Arbeit, Sorgen und Nöte kann viel Positives und Neues entstehen."
Für Pock selbst bedeutet Glaube, "dass einer da ist, der mich, die Menschen um mich herum und jeden Einzelnen vorbehaltlos liebt. Dem es nicht darauf ankommt, was ich leiste, und der sich nicht von mir abwendet." Diesen Halt zu haben, macht für Johann Pock den christlichen Glauben aus. (mw)
Die Antrittsvorlesung von Univ.-Prof. Mag. Dr. Johann Pock vom Institut für Praktische Theologie der Katholisch-Theologischen Fakultät zum Thema "'Gebt ihr ihnen zu essen!' (Lk 9,13) - Optionen für eine diakonische Pastoral" findet am Freitag, 8. Oktober 2010, um 18 Uhr im Kleinen Festsaal der Universität Wien statt.